Frau Holle sei Dank: Die AvD-Histo-Monte 2010 war die bislang schneereichste und damit wohl beste aller Zeiten. Da freute sich das Motor Klassik-Team über die prächtige Traktion ihres werkseigenen Skoda 110 R Coupé von 1978.
Frau Holle sei Dank: Die AvD-Histo-Monte 2010 war die bislang schneereichste und damit wohl beste aller Zeiten. Da freute sich das Motor Klassik-Team über die prächtige Traktion ihres werkseigenen Skoda 110 R Coupé von 1978.
Ein paar Prüfungen und eine Mittagsrast in Pirmasens weiter kurz nach der französischen Grenze ist schon die Anfahrt zur WP "Col de Goetzenburg" ein einziges rutschiges Abenteuer. "Wenn die WP genauso aussieht und wir dort einen 45er Schnitt fahren sollen, dann schnallst du dich jetzt besser richtig an", grinse ich zu meinem Beifahrer herüber. Doch zu früh frohlockt, der Aufstieg zum Col ist meist schneefrei. Am Abend in Freiburg sind die ersten Positionen bezogen, es führt Klaus Peter Thaler mit Udo Volckmann im Opel.
Dahinter lauern die üblichen Verdächtigen, darunter die Vorjahressieger und Vorvorjahressieger Matthias Kahle und Peter Göbel. Die beiden mehrfachen deutschen Rallyemeister fahren einen nahezu identischen 110 R von 1971 in derselben auffälligen Werkslackierung, einzig die Zulassungsnummer unterscheidet ihr Coupé von unserem. Mit dem privaten, gelben Exemplar von Rainhard und Sylvia Bauer bewegt sich noch ein dritter 110 R im Teilnehmerfeld, was umso bemerkenswerter ist, weil die tschechischen Coupés in freier Wildbahn sonst so selten sind wie eine blaue Mauritius.
"Vom 110 R sind in zehn Jahren lediglich 56.902 Einheiten gebaut worden, und nur ganz wenige davon kamen in die DDR", erklärt Jens Herkommer: "Damals waren das bei uns absolute Traumautos." Verständlich, schließlich mussten sich die schnellen Tschechen technisch vor dem Westen nicht verstecken. Was spätestens der aus dem 110 R hervorgegangene Skoda 130 RS bewies, mit dem Václav Blahna bei der Rallye Monte Carlo 1977 seine Klasse gewann und der als bester Gruppe 2-Tourenwagen gekürt wurde. Dieses Rallye-Tier hatte mit 140 PS zwar beinahe doppelt so viel Leistung wie unser 110 R, doch auch unser Motor dreht nach jedem Gipfelsturm freier hoch.
Das Fahrgefühl liegt irgendwo zwischen Alpine und 356, und die Traktion ist dank Heckmotor und Sperre in der Tat phänomenal: Egal ob in Le Markstein in den Vogesen, am Mont de Laval im Jura oder später am Col de Grimone in den Seealpen - wo andere längst Haftung und Haltung verlieren, zieht der Skoda unbeirrt seine Bahn. Bis zum Schluss bleiben unsere Schneeketten trocken. "Durch den Schnee ist es diesmal deutlich anspruchsvoller als sonst", konstatiert Opel Kadett C GT/E-Fahrer Klaus Schepper - und sieht dabei sichtlich erfreut aus.
Und manches Gefährt, das für den Wintersport nicht auf den ersten Blick geeignet scheint, entpuppt sich gar als Traktionswunder: "Wir haben auch noch keine Ketten gebraucht", erklärt Jaguar Mk2-Bändiger Lorenz Inhof. "Nur bergab schieben die knapp zwei Tonnen Lebendgewicht dann doch ganz schön", schränkt der Schweizer lächelnd ein. Am Abend in Aix-les-Bains haben sich heimlich, still und leise Reinhard und Doris Huemer mit ihrem VW 1302 S ganz nach oben im Klassement gearbeitet. Bereits im vergangenen Jahr hatte das österreichische Vater-Tochter-Team, das ausschließlich mit mechanischen Uhren und Wegstreckenzählern arbeitet, einen vierten Gesamtrang gefeiert, diesmal könnte es noch besser werden.
"Letztes Mal war es so lustig, da mussten wir unbedingt nochmal fahren", sagt Reinhard Huemer. Das Erfolgsrezept des 56-Jährigen: "Nur nicht so viel am Tripmaster korrigieren." Das wirkt auch auf der dritten Etappe bis Monte Carlo und auf der letzten Schleife am vierten Tag, die über den Col de Turini nach Italien führt - historisch korrekt, denn auch bei der Monte 1975 wurden zwei Prüfungen der Rallye San Remo gefahren.
Und so können die Teams noch den berühmten "Röhrl"-Schriftzug am Abzweig nach San Romolo bewundern, den der benachbarte Kiosk-Besitzer seit 1986 regelmäßig erneuert, und Mittags im bekannten Rallye- Restaurant "Dall´Ava" speisen. Nur Schnee gibt es hier keinen mehr. Und am liebsten wäre den Teilnehmern natürlich eine dichte Decke vom Marktplatz in Hanau bis in die Einfahrt zur Tiefgarage des Le Meridien Beach Plaza in Monaco. Das wäre dann wie Weihnachten, Ostern und Histo-Monte am selben Wochenende.