Vinfast will es wissen: 2017 gegründet, kommen die Vietnamesen schon Ende 2022 mit dem Elektro-SUV VF8 nach Europa. Bei einer exklusiven Fahrt im Heimatland checken wir die Chancen des 408 PS starken Neulings.
Vinfast will es wissen: 2017 gegründet, kommen die Vietnamesen schon Ende 2022 mit dem Elektro-SUV VF8 nach Europa. Bei einer exklusiven Fahrt im Heimatland checken wir die Chancen des 408 PS starken Neulings.
Wäre der Vinfast VF8 so schnell wie die Marke Vinfast an sich, Tesla und Co würden in einer Reifengummiwolke (Marke Continental) verschwinden. 2017 von Konzernmutter Vingroup gegründet, startet Vinfast zunächst unter anderem mit einer Limousine und einem SUV als Lookalike von BMW 5er und X5 (was daran liegt, dass es auf den asiatischen Geschmack umgestylte BMWs sind) für den lokalen Markt.
2021 folgt das erste eigene Modell, produziert im in 21 Monaten hochgezogenen Werk in Hai Phong. Von der Idee zur Produktion in 21 Monaten. Deshalb Rauchwolke. Die nicht aus dem Auspuff kommt, denn die anfangs verwendeten Benzinmotoren weichen einem reinen Elektromodellprogramm, womit der Namenszusatz e obsolet wird.
Verbrenner? Für Vinfast von gestern. Die Vietnamesen möchten global expandieren, CEO Le Thi Thu Thuy sieht im Wandel zur E-Mobilität gute Chancen Wertschöpfung in Vietnam mit Profit im Ausland zu verbinden. Vermutlich standen die Chancen tatsächlich noch nie so gut für den Mutterkonzern Vingroup, geführt vom reichsten Vietnamesen Pham Nat Phuon. Ein Selfmade-Milliardär der nach dem Studium ein Verfahren zur Trocknung von Lebensmitteln (Nudeln) für einen dreistelligen Millionenbetrag verkaufte und mit reichlich Kapital im Rücken in diversen Bereichen der Projektentwicklung investiert.
Auch in den VF8, der Ende 2022 auch nach Deutschland kommt. Vorab checken wir im Werk Hai Phong bei einer sehr exklusiven ersten Fahrt, was der 4,75-Meter-SUV draufhat. Fakt ist: er passt perfekt ins aktuelle Muster kompakter Elektromodelle mit vier Türen, fünf Plätzen, Akku im Boden, ein großer Kofferraum hinten, ein kleiner unter der vorderen Haube.
Klassenüblich auch der Antrieb: je eine E-Maschine vorn und hinten gespeist von zwei unterschiedlichen Akku-Kapazitäten. Die 354 PS und 500 Nm starke Eco-Version kommt mit 82 kWh, die Plus-Variante mit 408 PS, 640 Newtonmeter und 88 kWh Kapazität. Und die pressen den VF8 mit der elektromotorisch typischen Macht aus des Instant-Drehmoments aus dem Stand nach vorn, pushen auch druckvoll beim Zwischenspurt. Traktionsprobleme? Keine. Logisch, bei Allradantrieb auf warmem Asphalt. Die fünfeinhalb Sekunden für den Sprint auf 100 glaubst du gleich. Bei 200 km/h soll er abregeln was wir hier und heute in Hai Phong allerdings nicht prüfen können, ohne Stress mit Uniformierten zu bekommen.
Kein Stress kommt dagegen beim Verzögern auf. Trotz des von anderen E-Modellen bekannten knatschigen Bremspedalgefühls verzögert der VF8 kräftig. Die Reaktion des Fahrpedals wiederum hängt vom gewählten Modus ab und wechselt somit zwischen giftig-prompt und gelassen. Die Rekuperation differiert ebenfalls je nach Modus zwischen freiem Rollen und zartem One-Pedal-Gefühl.
Abgesehen von der Rückgewinnung lädt der VF8 den größeren Akku entweder am 11 kW-Charger in acht Stunden oder am Schnelllader in einer halben Stunde von 10 auf 70 Prozent mit einer durchschnittlichen Ladeleistung von 125 kW. Vinfast verspricht eine Reichweite von 471 Kilometern. Und liefert ein gutes Platzangebot im Innenraum mit reichlich Beinfreiheit im Fond, wozu auch der Radstand von 2,95 Metern beiträgt. Die Vordersitze sind vielfach verstellbar, könnten jedoch mehr Kontur vertragen.
Bei der Bedienung setzt Vinfast vorwiegend auf einen 15,6 Zoll großen zentralen Berührungsbildschirm, auf dem sich alles Wesentliche erledigen lässt, bis zur Wahl der Fahrmodi, Klimatisierung oder die elektrische Verstellung der Lenksäule. Das läuft grundsätzlich problemlos, unterstützt vom physischen Lautstärkeregler und ebensolchen Tasten am Lenkrad. Sie kommandieren unter anderem das ACC, welches theoretisch teilautomatisiertes Fahren nach Level 2 plus zulässt und mithilfe der hauseigenen KI-Abteilung mit VinAI entstand. Hinzu kommt die freitextfähige Sprachsteuerung (entwickelt mit Cerence). Systeme wie ACC, Parkhilfe, Fernlichtautomatik, Müdigkeitswarner, 360-Grad-Kamerabild und Kollisionswarner sind Serie, weitergehende wie ferngesteuertes Parken, umfangreiches Monitoring plus Konnektivität oder Teilautonomisierung kosten extra (7.500 Euro).
Ein wenig Feinschliff an der Lenkung und der Federung sollte der VF8 bis zum Start bei uns dennoch bekommen, im Moment fehlt es hier noch ein Tick Gefühl, etwa beim Anlenken oder Abrollen der 20-Zöller samt der tendenziell straffen Federung. Anmutung und Verarbeitung passen bereits, immerhin zielt Vinfast mit einem Preis von 43.900 Euro für den Eco und 50.800 Euro für den komplett ausgestatteten Plus mittenrein ins Segment aktueller Elektro-SUV. Mit dem Unterschied, dass die Batterie beim VF8 separat zu mieten ist, je nach Größe für 120 oder 150 Euro monatlich. Sollte die Kapazität unter 70 Prozent fallen wird getauscht. Hinzu kommt die grundsätzliche Garantie von zehn Jahren oder 200.000 Kilometer fürs komplette Auto. Das kann sonst keiner.
Es dürfte also spannend werden für den Newcomer Vinfast, der VF8-Order zunächst per Homepage, später dann in Stores in Deutschland entgegennimmt, die sich auch um besonders komfortablen, persönlichen Kundenservice und Wartung kümmern sollen.
Ein mutiger Schritt von Vietnam in die Welt. Im harten Konkurrenzumfeld setzt Vinfast bei seiner Deutschlandpremiere mit dem VF8 auf ein bewährtes Package samt unschlagbarer Garantiezeit von zehn Jahren und beruhigendes Batterieleasing.