Mehr Punch für den Volvo XC90: Ein 4,4-Liter-V8 bringt ihn auf Augenhöhe mit Prestige-SUV à la VW Touareg V8.
Volvo: Die einstige Dienstwagenmarke klassenlos-wollpulloverter Studienräte und anderer Intellektueller ist zum Label einer designorientierten Spezies mit Hang zu offensivem Understatement geworden. Besonders stämmig fällt bei Volvo der Auftritt des geräumigen Allradlers XC 90 aus. Groß, breitschultrig und entschlossen dreinblickend kämpfte er sich an die Spitze der Volvo-Verkaufszahlen.
Nun darf der Volvo mit seinem neuen, von Yamaha entwickelten 4,4-Liter V8 mit 315 PS und 440 Newtonmetern dem VW Touareg V8, dessen 4,2-Liter 310 PS und 410 Newtonmeter bietet, im SUV-Oberhaus Gesellschaft leisten. Die Kraftübertragung erfolgt bei beiden über einen Sechsgangautomaten, jeweils vom japanischen Zulieferer Aisin. Unter Teillast trägt er hier wie dort durch kaum merkliches, frühes Hochschalten zum entspannendem Cruising-Charakter bei.
Zudem senkt er beim Volvo mit einer besonders lang übersetzten letzten Stufe Geräuschniveau und Spritkonsum bei hoher Geschwindigkeit. Verbräuche um 18 Liter auf 100 Kilometer sollte man dennoch einplanen, tiefe Züge aus dem Power-Pott kosten nochmals Aufschlag.
Ebenso wie zügige Tempowechsel. Hier gerät der Volvo-Automat in Hektik, während Touareg weitgehend die Contenance bewahrt. Beim entschlossenen Tritt aufs Gaspedal wirkt der 2,2 Tonnen schwere Volvo subjektiv kräftiger, als es die geringen Differenzen der Messwerte vermuten lassen. Allerdings dokumentieren die beim Volllast- Start quietschenden Vorderräder und das blinkende Symbol der Traktionskontrolle, dass sich die Haldex-Kupplung erst einmal kurz sortieren muss, bevor die Kraftverteilung auf Vorder- und Hinterachse wunschgemäß klappt. Beim Touareg kümmert sich ein Mittendifferenzial mit stufenlos regelnder Lamellenkupplung um Kraftfluss und -schluss.
Der Touareg ist komfortabler als der Volvo.
Unter Komfort-Aspekten ist der VW ebenfalls erste Wahl. Auf kleine Unebenheiten noch zögerlich ansprechend, verdaut er lange Wellen ebenso lässig wie groben Unbill, ohne mit unangenehmer Seitenneigung aufzufallen. Mit seiner angemessen exakten Lenkung scheut der Touareg selbst vor zügiger Kurvenfahrt nicht zurück.
Im Volvo gestaltet sich das Handling zäher, nicht nur wegen des üppigen Wendekreises: Deutliches Untersteuern mit anschließendem ESP-Eingriff nimmt Hektiker früh an die Kandare. Überdies absorbiert das stahlgefederte XC 90-Fahrwerk kurze Kicks und Wellen noch unwilliger als der Touareg, der außerdem mit einer zupackenderen Bremse aufwartet.
Dafür bremst der Volvo, speziell als Siebensitzer, den VW beim Thema Variabilität gründlich aus. Zugegeben, die beiden Plätze der letzten Reihe haben Notbehelfs- Charakter, aber bereits auf den drei separat einstell- und verschiebbaren Plätzen in Reihe zwei logiert es sich hervorragend. Auch beim schnöden Laderaum – egal, ob mit fünf Sitzen oder im umgeklappten Transportmodus – zieht der inklusive Luftfederung inklusive Xenon-Licht 65.020 Euro teure VW den Kürzeren.