Die breiteren und aerodynamisch ausgefeilteren Autos sind zwar schneller in den Kurven, dafür aber langsamer auf der Gerade. So war es zumindest beim ersten Barcelona-Test. Wir haben die Top-Speed-Werte der zehn Teams.
Die breiteren und aerodynamisch ausgefeilteren Autos sind zwar schneller in den Kurven, dafür aber langsamer auf der Gerade. So war es zumindest beim ersten Barcelona-Test. Wir haben die Top-Speed-Werte der zehn Teams.
Die neuen Formel 1-Autos sind in den Kurven schneller geworden. Die um bis zu zwei G höheren Fliehkräfte strapazieren die Nackenmuskulatur der Fahrer stärker als 2016. Dafür waren die Topspeeds in der ersten Testwoche von Barcelona nicht auf Vorjahresniveau. 2016 schaffte Pascal Wehrlein im Qualifying zum GP Spanien in seinem Manor eine Höchstgeschwindigkeit von 341,5 km/h. Das schnellste Auto an den ersten vier Testtagen 2017 war der Sauber C36 mit 332,3 km/h und dem 2016er Ferrari V6-Turbo im Heck. Das macht eine Differenz von über neun Stundenkilometern.
Die zwei Meter breiten Autos mit den neuen Breitreifen (vorn sechs, hinten acht Zentimeter gewachsen) weisen einen höheren Luftwiderstand auf als im Vorjahr. Das drückt die Topspeeds. Allerdings fuhren die Motoren in der ersten Testwoche noch auf Sparflamme. Keines der Topteams zündete bislang den Qualifying-Modus. Bei Pirelli glaubt man, dass die stärkeren Motoren den höheren Luftwiderstand ausgleichen dürften. Allerdings glaubt der Reifenlieferant nicht, dass die Höchstgeschwindigkeiten aus dem Vorjahr übertroffen werden.
Der neue Ferrari-V6 scheint ein guter Wurf zu sein. HaasF1 brauste in der ersten Testwoche mit maximal 331,3 km/h durch die Lichtschranke. Dass Sauber mit dem Vorjahresmotor auf eine bessere Höchstgeschwindigkeit kommt, legt nahe, dass das neue Aggregat noch mit konservativen Einstellungen betrieben wird. Auf den dritten Rang der Topspeed-Hitliste kam Red Bull mit 330,2 km/h. Zum Vergleich: Im Vorjahr erzielte Max Verstappen im Qualifying eine Maximalgeschwindigkeit von 335,4 km/h.
Messung Ende Zielgerade:
Team | Geschwindigkeit |
---|---|
1. Sauber | 332,3 km/h |
2. HaasF1 | 331,3 km/h |
3. Red Bull | 330,2 km/h |
4. Mercedes | 327,2 km/h |
5. Ferrari | 325,3 km/h |
6. Renault | 324,3 km/h |
7. Williams | 323,3 km/h |
8. Force India | 321,4 km/h |
9. Toro Rosso | 317,6 km/h |
10. McLaren | 314,8 km/h |
Üblicherweise nimmt Red Bull beim Topspeed einen Platz im hinteren Drittel des Feldes ein. Die gute Höchstgeschwindigkeit bei den Testfahrten könnte darauf hindeuten, dass die Red Bull-Ingenieure den RB13 auf wenig Luftwiderstand getrimmt haben. Die Vermutung erhärtet das eher simple Design des Autos ohne verspielte Bargeboards. Eine andere Erklärung wäre, dass Red Bull mit kleineren Flügeln fährt, um den PS-Nachteil auszugleichen.
Mercedes folgt mit 327,2 km/h (Vorjahr 334,9 km/h Hamilton). Vor Ferrari mit 325,3 km/h. Vettel brachte 2016 einen Bestwert in der Quali von 334,2 km/h zusammen. Ein gutes Indiz für die Leistungsfähigkeit einer Antriebseinheit ist nicht nur die absolute Geschwindigkeit, sondern vielmehr der Speed-Gewinn zwischen Zielstrich und Ende Zielgerade. Auf dem etwa 400 Meter langen Stück zeigt sich, ob ein Motor bei Vollgas noch ausreichend Punch hat, und ob die Elektro-Maschinen MGU-K und MGU-H tatkräftig unterstützen. Besonders die MGU-H ist in diesem Jahr noch wichtiger. Weil sich die Bremsphasen verkürzen, kann die MGU-K im Schleppbetrieb entsprechend weniger Energie rekuperieren. Also muss die MGU-H mehr Saft im Abgasstrom aufsammeln. Die von der MGU-H generierte Energie ist nicht limitiert. Im Gegensatz zur MGU-K (2 MegaJoule pro Runde).
HaasF1 legt auf dem Stück 50,8 km/h zu. Das ist Bestwert und spricht für ein gutes Ferrari-Antriebspaket. Sauber kommt mit dem alten Ferrari-Motor auf 49,6 km/h, Mercedes mit seinem neuen Herzstück auf 48,9 km/h. Dagegen legt Ferrari nur um 38,1 km/h zu. Dafür schnalzt der SF70H bereits mit 287,2 km/h über den Zielstrich. Das ist der drittbeste Wert hinter Red Bull (291,1 km/h) und Williams (288,0 km/h).
Messung am Zielstrich:
Team | Geschwindigkeit |
---|---|
1. Red Bull | 291,1 km/h |
2. Williams | 288,0 km/h |
3. Ferrari | 287,2 km/h |
4. Renault | 283,4 km/h |
5. Sauber | 282,7 km/h |
6. Toro Rosso | 281,9 km/h |
7. HaasF1 | 280,5 km/h |
8. Force India | 279,0 km/h |
9. Mercedes | 278,3 km/h |
10. McLaren | 276,2 km/h |
Die Renault-befeuerten Teams legen zwischen Zielstrich und Topspeedmessung in ähnlichem Maß zu. Das Werksteam verbucht einen Zugewinn von 40,9 km/h, Red Bull 39,1 km/h und Toro Rosso 35,9 km/h. Noch ist der Renault-V6 nicht sattelfest. Toro Rosso beklagte am dritten Testtag zwei Motorschäden. Mit einem zusammen geflickten Notaggregat kam das Team aus Faenza am letzten Tag der ersten Woche nur eine Runde weit. Red Bull beklagt Probleme im Motorenumfeld. Defekte an einem Kurbelwellensensor, ein Batteriewechsel und ein gebrochener Auspuff limitierten das Programm in der ersten Woch.
Schlusslicht bei den Topspeeds ist McLaren-Honda. Wenn wundert’s? Die Japaner um Motorsportchef Yusuke Hasegawa haben zwar einen neuen Motor gebaut, der aber weder standfest ist, noch die versprochene Leistung auf der Strecke abruft. Das Ergebnis: maue 276,2 km/h auf dem Zielstrich und 314,8 km/h am Ende der Gerade.