Kimi Räikkönen hat sich am zweiten Testtag von Barcelona etwas überraschend die Tagesbestzeit gesichert. Die Top-Teams verzichteten allerdings komplett auf schnelle Runden. Trotzdem waren alle Augen auf den neuen Mercedes gerichtet.
Kimi Räikkönen hat sich am zweiten Testtag von Barcelona etwas überraschend die Tagesbestzeit gesichert. Die Top-Teams verzichteten allerdings komplett auf schnelle Runden. Trotzdem waren alle Augen auf den neuen Mercedes gerichtet.
Die Session am Donnerstag (20.2.) war gerade erst angepfiffen, da herrschte plötzlich Aufregung im Pressesaal. Die Medienvertreter starrten gebannt auf die Bildschirme ihrer Notebooks, um sich Aufnahmen der Onboard-Kamera von Lewis Hamilton anzuschauen. Dabei hatte der Weltmeister weder eine Bestzeit gesetzt noch war er abgeflogen. Wer die Bilder genau studierte, erkannte stattdessen einen komplett neuen Technik-Trick.
Hamilton zog auf der langen Geraden das Lenkrad zu sich heran, worauf sich die Spur der Vorderräder änderte. Kurz vor dem Bremspunkt brachte er das Steuer wieder in die Ausgangsposition, womit sich auch der Lenkwinkel der Achse normalisierte. Der Zweck der Übunge: Durch den Trick lässt sich die Reifentemperatur auf den langen Geraden kontrollieren und im besten Fall auch noch der Top-Speed erhöhen.
Beim ersten Praxistest nutzten Lewis Hamilton und Valtteri Bottas die neue Technik aber nur sporadisch. In der Rundenzeit spiegelte sich die innovative Idee auch noch nicht wider. Beide Silberpfeil-Piloten landeten abgeschlagen in der unteren Hälfte der Tabelle. Der Grund dafür: Sowohl Hamilton als auch Bottas wurden von ihren Ingenieuren ausschließlich auf Longruns gesetzt. Beide spulten dabei auch die ersten Rennsimulationen ab, was zu einer beeindruckenden Tagesleistung von 183 Runden führte.
Der Rundenzähler im Mercedes wäre wohl sogar über die 200er Hürde gesprungen, hätte am Nachmittag nicht ein Elektrik-Problem am W11 für einen verfrühten Feierabend geführt. Ein Ausrutscher von Bottas eine Stunde nach der Mittagspause blieb dagegen ohne Folgen. In Kurve 13 war der Finne kurz durch die Auslaufzone gerumpelt.
Auch Ferrari ließ es am zweiten Testtag ruhig angehen. Nachdem Sebastian Vettel am Vortag noch wegen einer Erkältung passen musste, ging es für den Heppenheimer am Nachmittag endlich auf die ersten offiziellen Testrunden im SF1000. Aber genau wie bei Teamkollege Charles Leclerc ließen die Ingenieure keine schnellen Zeiten zu, wodurch nur die Plätze sechs und acht für das Ferrari-Duo heraussprangen. Weil das Auto mehrmals umgebaut wurde, kam auch nur eine mittelprächtige Kilometerleistung zustande.
Red Bull, das dritte Top-Team im Bunde, verzichtete ebenfalls freiwillig darauf, die Bestzeit zu attackieren. Alex Albon ließ sich zwar immerhin die viertschnellste Runde notieren, es war aber zu jeder Zeit klar, dass das Potenzial längst nicht ausgeschöpft wurde. Den Distanzrekord von Teamkollege Max Verstappen (168 Runden) konnte der Thailänder auch nicht knacken. Vor der Mittagspause wurde das Auto mit der Startnummer 23 länger an der Garage gehalten, wodurch am Ende „nur“ 134 Runden heraussprangen.
Die langsamen Zeiten der Top-Teams nutzte Kimi Räikkönen, um am Ende den Sieg in der Tageswertung abzustauben. Der Iceman umrundete den 4,655 Kilometer langen Kurs am Nachmittag in 1:17.091 Minuten. Dabei hatte er aber schon die weichste C5-Mischung aufgeschnallt. Zum Vergleich: Hamilton setzte seine Vortagesbestzeit (1:16.976 Min.) auf den Medium-Reifen.
Eine Viertelstunde vor dem Ende der Session sorgte Räikkönen noch aus einem anderen Grund für Aufregung. Der Alfa Romeo rollte vor Kurve 9 plötzlich antriebslos aus. Das Team konnte aber schnell Entwarnung geben. Die Ingenieure hatten den Routinier absichtlich mit wenig Sprit losgeschickt, um die Tankanzeige zu kalibrieren. Damit verursachte Räikkönen nach fast zwei kompletten Testtagen die erste Unterbrechung überhaupt.
Zweieinhalb Zehntel hinter Räikkönen bestätigte Sergio Perez im Racing Point auf Rang zwei den guten Eindruck des Vortages. Rang drei in der wie schon erwähnt wenig repräsentativen Tageswertung ging an Daniel Ricciardo im Renault.
Die Kilometerkrone sicherte sich am zweiten Testtag Romain Grosjean. Der Franzose umrundete den katalanischen Grand-Prix-Kurs 158 Mal. Allerdings sorgte der Haas-Pilot mit einem Dreher ins Kiesbett von Kurve 4 eine Dreiviertelstunde vor Schluss auch für die spektakulärste Szene des Tages. Wie durch ein Wunder kam der US-Renner noch einmal aus eigener Kraft aus dem Sandkasten. Allerdings ging bei dem Abflug die rechte Endplatte des Heckflügels flöten.
Auch Landsmann Pierre Gasly machte Bekanntschaft mit den spanischen Kiesbetten. Direkt in der Früh, als am Alpha Tauri noch Messgeräte zur Sammlung von Aero-Daten befestigt waren, war der Franzose kurz neben die Strecke gerutscht. Aber genau wie bei Grosjean schaffte es Gasly aus eigener Kraft zurück an die Box.
In der Galerie zeigen wir noch einmal die besten Bilder des Tages.
Fahrer | Team | Zeit | Rückstand | Runden |
---|---|---|---|---|
1. Kimi Räikkönen | Alfa Romeo | 1:17.091 | 134 | |
2. Sergio Pérez | Racing Point | 1:17.347 | + 0.256 | 145 |
3. Daniel Ricciardo | Renault | 1:17.749 | + 0.658 | 41 |
4. Alexander Albon | Red Bull | 1:17.912 | + 0.821 | 134 |
5. Pierre Gasly | Toro Rosso | 1:18.121 | + 1.030 | 147 |
6. Sebastian Vettel | Ferrari | 1:18.154 | + 1.063 | 73 |
7. George Russell | Williams | 1:18.266 | + 1.175 | 116 |
8. Charles Leclerc | Ferrari | 1:18.335 | + 1.244 | 49 |
9. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:18.387 | + 1.296 | 106 |
10. Lando Norris | McLaren | 1:18.474 | + 1.383 | 137 |
11. Romain Grosjean | Haas | 1:18.496 | + 1.405 | 158 |
12. Esteban Ocon | Renault | 1:18.557 | + 1.466 | 52 |
13. Valtteri Bottas | Mercedes | 1:19.307 | + 2.216 | 77 |
Fahrer | Team | Zeit | Rückstand | Runden |
---|---|---|---|---|
1. Kimi Räikkönen | Alfa Romeo | 1:17.091 | 134 | |
2. Sergio Pérez | Racing Point | 1:17.347 | + 0.256 | 145 |
3. Daniel Ricciardo | Renault | 1:17.749 | + 0.658 | 41 |
4. Alexander Albon | Red Bull | 1:17.912 | + 0.821 | 134 |
5. Pierre Gasly | Toro Rosso | 1:18.121 | + 1.030 | 147 |
6. Sebastian Vettel | Ferrari | 1:18.154 | + 1.063 | 73 |
7. George Russell | Williams | 1:18.266 | + 1.175 | 116 |
8. Charles Leclerc | Ferrari | 1:18.335 | + 1.244 | 49 |
9. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:18.387 | + 1.296 | 106 |
10. Lando Norris | McLaren | 1:18.474 | + 1.383 | 137 |
11. Romain Grosjean | Haas | 1:18.496 | + 1.405 | 158 |
12. Esteban Ocon | Renault | 1:18.557 | + 1.466 | 52 |
13. Valtteri Bottas | Mercedes | 1:19.307 | + 2.216 | 77 |