Lewis Hamilton hat den GP Deutschland 2018 gewonnen. Einsetzender Regen unterstützte die Siegesfahrt des Weltmeisters, während Sebastian Vettel abflog. Valtteri Bottas wurde Zweiter vor Kimi Räikkönen.
Lewis Hamilton hat den GP Deutschland 2018 gewonnen. Einsetzender Regen unterstützte die Siegesfahrt des Weltmeisters, während Sebastian Vettel abflog. Valtteri Bottas wurde Zweiter vor Kimi Räikkönen.
Dieses Rennen in Hockenheim wird in die Geschichte eingehen. Sebastian Vettel wirft den Sieg weg. Lewis Hamilton braust vom 14. Startplatz zum vierten Saisonerfolg und der WM-Führung.
Bis zur 44. Runde war der elfte Grand Prix des Jahres einer von der langweiligeren Sorte. Vettel führte vor Teamkollege Kimi Räikkönen, Valtteri Bottas, Max Verstappen und Lewis Hamilton, der sich mit zahlreichen Überholmanövern in der Anfangsphase nach vorne gearbeitet hatte. Dann setzte Regen ein. Zunächst jedoch nicht auf der gesamten Strecke, sondern vor allem auf der Parabolika-Gerade und der anschließenden Haarnadel.
Ferrari und Vettel entschieden sich, auf der Strecke zu bleiben wie der Großteil des Feldes. In der 52. Runde passierte im Motodrom das Unheil. Das Auto mit der Startnummer fünf rutschte in der Sachskurve in die Absperrung. Es war das Aus für Vettel, der verärgert gegen das Lenkrad hämmerte, sich bei seinem Team über Funk entschuldigte und in der Auslaufzone gefrustet in den Kies trat.
Nach Vettels Unfall rückte zur Bergung seines Autos das Safety-Car aus. Ferrari holte Räikkönen zum zweiten Boxenstopp und wechselte auf die Softreifen. Dadurch lag Hamilton plötzlich in Führung, der im 42. Umlauf das einzige Mal gestoppt hatte, und in den Mischverhältnissen mit den Ultrasoftreifen die besten Gummis hatte.
Nach dem Restart in Runde 58 attackierte Bottas seinen Teamkollegen, doch Hamilton wehrte ab. Daraufhin entschied sich Mercedes für eine Stallregie. Strategie-Chef James Vowles bat Bottas, die Positionen zu halten und den Doppelsieg nicht zu gefährden. Der Finne wurde Zweiter, trotz zwischenzeitlichem Boxenchaos. Mercedes hatte die Reifen nicht parat, als Bottas zum Stopp vor der Garage parkte.
„Ich habe immer an den Sieg geglaubt. Das Team hat einen unglaublichen Job gemacht. Das Auto war unglaublich. Ich habe einfach alles reingelegt und irgendwie haben wir dieses Rennen gewonnen“, freute sich Hamilton.
Kimi Räikkönen wurde Dritter vor Max Verstappen, der zwischenzeitlich auf Intermediates gewechselt hatte, sich jedoch verpokerte, und wieder zurück auf Slicks ging. Nico Hülkenberg errang vor heimischen Publikum den fünften Platz. Ein Top-Ergebnis für den langen Rheinländer. Die weiteren Plätze in den Top 10: Romain Grosjean (6.), Sergio Perez (7.), Esteban Ocon (8.), Marcus Ericsson (9.) und Kevin Magnussen (10.)
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand |
---|---|---|
1. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:32.29,845 Std. |
2. Valtteri Bottas | Mercedes | + 0:04.535 Min. |
3. Kimi Räikkönen | Ferrari | + 0:06.732 |
4. Max Verstappen | Red Bull | + 0:07.654 |
5. Nico Hülkenberg | Renault | + 0:26.609 |
6. Romain Grosjean | HaasF1 | + 0:28.871 |
7. Sergio Perez | Force India | + 0:30.556 |
8. Esteban Ocon | Force India | + 0:31.750 |
9. Marcus Ericsson | Sauber | + 0:32.362 |
10. Brendon Hartley | Toro Rosso | + 0:34.197 |
11. Kevin Magnussen | HaasF1 | + 0:34.919 |
12. Carlos Sainz | Renault | + 0:43.069 |
13. Stoffel Vandoorne | McLaren | + 0:46.617 |
14. Pierre Gasly | Toro Rosso | + 1 Runde |
15. Charles Leclerc | Sauber | + 1 Runde |
16. Fernando Alonso | McLaren | Ausfall |
17. Lance Stroll | Williams | Ausfall |
18. Sebastian Vettel | Ferrari | Ausfall |
19. Sergey Sirotkin | Williams | Ausfall |
20. Daniel Ricciardo | Red Bull | Ausfall |
Vettel-Pole, Hamilton-Debakel
Sebastian Vettel hat in überzeugender Manier die Pole-Position beim GP Deutschland eingefahren. Dagegen erlitt WM-Rivale Lewis Hamilton Schiffbruch. Valtteri Bottas startet neben Vettel aus der ersten Reihe.
Es ist ein Traumergebnis für Sebastian Vettel. Für den Heppenheimer lief am Samstag alles nach Plan. Er errang die Pole-Position. Dagegen erlebte Lewis Hamilton ein Debakel.
Vettel sicherte sich in 1:11.212 Minuten die beste Ausgangsposition für das elfte Rennen des Jahres. Für den Ferrari-Star ist es die 55. Karriere-Pole, die fünfte in dieser Saison und nach 2010 die zweite in Hockenheim. Am morgigen Sonntag soll der erste Sieg im Motodrom folgen. Bisher konnte Vettel nur am Nürburgring 2013 einen Heimsieg einfahren. „Es war pure Freude, dieses Auto heute zu fahren. Manchmal spürt man schon auf der ersten schnellen Runde, das man etwas ganz Besonderes in den Händen hat. Heute war das der Fall.“
Im entscheidenden Versuch hängte Vettel alle Konkurrenten ab. Valtteri Bottas verlor als Zweiter über zwei Zehntelsekunden. In den Schlussminuten des Qualifyings schaute Lewis Hamilton nur noch zu. Der Weltmeister rollte am Ende von Q1 aus. In seinem W09 war der Hydraulikdruck abgefallen, und das Getriebe steckte im vierten Gang fest. Es könnte sein, dass der Defekt durch eine Rodeo-Einlage in der ersten Kurve ausgelöst wurde. Hamilton rumpelte erst über den Kerb und sprang dann in seinem Silberpfeil über das Gras.
Der WM-Zweite konnte sein Unglück nicht fassen. Hamilton, der 2008 und 2016 in Hockenheim triumphiert hatte, hüpfte aus seinem Auto und schob es zwischen Kurve 11 und 12 selbst an. Ein Akt der Verzweiflung. Alle Mühe war umsonst und vermutlich gegen die Regeln, da sich zu diesem Zeitpunkt noch andere Autos auf der Strecke befanden. Allerdings leitete die Rennleitung keine Untersuchung ein. Wo kein Kläger, da kein Richter. Im elften Grand Prix des Jahres muss der 65-fache GP-Sieger wie schon in Silverstone eine große Aufholjagd initiieren. Hamilton würde von der 14. Position starten, sofern Mercedes nicht noch das Getriebe austauschen muss.
Den dritten Platz sicherte sich Kimi Räikkönen vor Max Verstappen. Red Bull konnte nach zwei Bestzeiten am Freitag die Spitze nicht halten. Es war zu erwarten. Im Qualifying können Ferrari und Mercedes stärker an der PS-Schraube drehen. Für HaasF1 war es ein äußerst erfolgreiches Qualifying. Kevin Magnussen und Romain Grosjean belegten die Plätze fünf und sechs. Wieder einmal hat der US-Rennstall das viertschnellste Auto im Feld.
Renault musste sich geschlagen geben, kann aber dennoch zufrieden sein. Nico Hülkenberg fuhr mit dem neuen Frontflügel auf den siebten Rang. Teamkollege Carlos Sainz griff auf den alten Flügel zurück und wurde Achter. Renault scheint sich noch nicht sicher zu sein, ob das Upgrade die gewünschte Wirkung erzielt. In die Top 10 schafften es außerdem Charles Leclerc im Sauber und Sergio Perez im Force India.
Neben Hamilton misslang auch Fernando Alonso, Sergey Sirotkin, Marcus Ericsson und Daniel Ricciardo der Sprung in Q3. Ericsson verursachte im zweiten Abschnitt für eine neunminütige Unterbrechung. Der Schwede verlor seinen Sauber C37 in der Sachs-Kurve und rutschte ins Kiesbett, aus dem er sich wieder befreien konnte. Der Reinigungstruppe musste erst einmal die Strecke von tausenden Kieselsteinen säubern, bevor die Rennleitung wieder grünes Licht geben konnte.
Zwar hatte Ericsson später einen erneuten Versuch, doch es reichte nicht. Wieder muss er eine Trainingsniederlage gegen Leclerc einstecken. Sirotkin überzeugte, obwohl er ausschied. Doch der 12. Startplatz ist für Williams ein Erfolg. Der Russe teilt sich die sechste Startreihe mit Alonso. Immerhin schnitt der Le Mans-Sieger besser ab als zuletzt in Silverstone. Was aber mit Hamiltons Pech und Ricciardo zusammen hing.
Der Red Bull-Pilot verzichtete auf einen schnellen Versuch. Weil er ohnehin von ganz hinten starten wird. Der Wechsel diverser Motorkomponenten verbannt den Australier auf den letzten Platz.
Im ersten Qualifying-Durchgang war für beide Toro Rosso vorzeitig Feierabend. Weder Pierre Gasly noch Brendon Hartley waren im STR13 schnell genug. Das gleiche gilt für Esteban Ocon im Force India. Der Franzose scheiterte denkbar knapp am Aufstieg. Ocon fehlten nur 12 Tausendstel zum rettenden Ufer. Es war die erste Trainingsniederlage seit langer Zeit für den 21-Jährigen gegen Garagennachbar Perez.
Im Gegensatz zu Teamkollege Sirotkin blieb Lance Stroll schon im Q1 hängen. Nur Stoffel Vandoorne war in den ersten 18 Minuten des Qualifyings noch langsamer als der Kanadier. Der Belgier in Diensten von McLaren hatte bereits am Freitag nach zwei letzten Plätzen über ein unfahrbares Auto geklagt. Auch in der Qualifikation besserte sich die Situation nicht. Es ist vermutlich das schwerste Wochenende in der Karriere Vandoornes. Im Duell gegen Alonso steht es nun 11:0 für den Spanier.
Fahrer | Team | Q1 | Q2 | Q3 |
---|---|---|---|---|
1. Sebastian Vettel | Ferrari | 1:12.538 | 1:12.505 | 1:11.212 |
2. Valtteri Bottas | Mercedes | 1:12.962 | 1:12.152 | 1:11.416 |
3. Kimi Räikkönen | Ferrari | 1:12.505 | 1:12.336 | 1:11.547 |
4. Max Verstappen | Red Bull | 1:13.127 | 1:12.188 | 1:11.822 |
5. Kevin Magnussen | HaasF1 | 1:13.105 | 1:12.523 | 1:12.200 |
6. Romain Grosjean | HaasF1 | 1:12.986 | 1:12.722 | 1:12.544 |
7. Nico Hülkenberg | Renault | 1:13.479 | 1:12.946 | 1:12.560 |
8. Carlos Sainz | Renault | 1:13.324 | 1:13.032 | 1:12.692 |
9. Charles Leclerc | Sauber | 1:13.077 | 1:12.995 | 1:12.717 |
10. Sergio Perez | Force India | 1:13.427 | 1:13.072 | 1:12.774 |
11. Fernando Alonso | McLaren | 1:13.614 | 1:13.657 | |
12. Sergey Sirotkin | Williams | 1:13.708 | 1:13.702 | |
13. Marcus Ericsson | Sauber | 1:13.562 | 1:13.736 | |
14. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:13.012 | ohne Zeit | |
15. Daniel Ricciardo* | Red Bull | 1:13.318 | ohne Zeit | |
16. Esteban Ocon | Force India | 1:13.720 | ||
17. Pierre Gasly | Toro Rosso | 1:13.749 | ||
18. Brendon Hartley | Toro Rosso | 1:14.045 | ||
19. Lance Stroll | Williams | 1:14.206 | ||
20. Stoffel Vandoorne | McLaren | 1:14.401 | ||
* + 20 Plätze Strafe |
Fahrer | Team | Q1 | Q2 | Q3 |
---|---|---|---|---|
1. Sebastian Vettel | Ferrari | 1:12.538 | 1:12.505 | 1:11.212 |
2. Valtteri Bottas | Mercedes | 1:12.962 | 1:12.152 | 1:11.416 |
3. Kimi Räikkönen | Ferrari | 1:12.505 | 1:12.336 | 1:11.547 |
4. Max Verstappen | Red Bull | 1:13.127 | 1:12.188 | 1:11.822 |
5. Kevin Magnussen | HaasF1 | 1:13.105 | 1:12.523 | 1:12.200 |
6. Romain Grosjean | HaasF1 | 1:12.986 | 1:12.722 | 1:12.544 |
7. Nico Hülkenberg | Renault | 1:13.479 | 1:12.946 | 1:12.560 |
8. Carlos Sainz | Renault | 1:13.324 | 1:13.032 | 1:12.692 |
9. Charles Leclerc | Sauber | 1:13.077 | 1:12.995 | 1:12.717 |
10. Sergio Perez | Force India | 1:13.427 | 1:13.072 | 1:12.774 |
11. Fernando Alonso | McLaren | 1:13.614 | 1:13.657 | |
12. Sergey Sirotkin | Williams | 1:13.708 | 1:13.702 | |
13. Marcus Ericsson | Sauber | 1:13.562 | 1:13.736 | |
14. Lewis Hamilton | Mercedes | 1:13.012 | ohne Zeit | |
15. Daniel Ricciardo* | Red Bull | 1:13.318 | ohne Zeit | |
16. Esteban Ocon | Force India | 1:13.720 | ||
17. Pierre Gasly | Toro Rosso | 1:13.749 | ||
18. Brendon Hartley | Toro Rosso | 1:14.045 | ||
19. Lance Stroll | Williams | 1:14.206 | ||
20. Stoffel Vandoorne | McLaren | 1:14.401 | ||
* + 20 Plätze Strafe |
Regen und Sauber-Doppelspitze
Die dritte Übungseinheit für den Großen Preis von Deutschland fiel fast komplett ins Wasser. Bei Starkregen drehten die Fahrer nur wenige Runden. Sauber angelte sich eine Doppelführung.
Am Freitag hatte in Hockenheim noch Kaiserwetter geherrscht mit Temperaturen von über 30 Grad. Der heiße Asphalt strapazierte die Pirelli-Reifen, die vor allem in der Mischung Ultrasoft auf den Hinterreifen Blasen warfen. Einen Tag später drehte sich die Wetterlage. Statt Sonnenschein regnete es sich in Hockenheim zehn Minuten vor dem Start ins dritte freie Training ein.
Deshalb geizten die Teams mit Runden. In der ersten Viertelstunde beendete lediglich Nico Hülkenberg eine schnelle Runde in 1:36.873 Minuten auf den Regenreifen. Teamkollege Carlos Sainz schwamm ebenfalls um den Kurs, drehte sich aber Ausgangs von Kurve 10. Daraufhin gab es für etwa eine halbe Stunde Leerlauf, bis der Starkregen etwas nachließ. In den Schlussminuten bekamen die tapferen Fans wenigstens etwas Action geboten.
Sauber nutzte die Gunst der Stunde für Werbung in eigener Sache. Charles Leclerc und Marcus Ericsson sicherten dem Schweizer Rennstall tatsächlich eine Doppelführung. Der Monegasse war dabei auf der 4,574 Kilometer langen Runde um 0,423 Sekunden schneller als sein schwedischer Teamkollege. Das Ergebnis hat keine Aussagekraft. Insgesamt setzten nur neun Fahrer eine Zeit.
Immerhin schrieb Williams am Samstagvormittag ein paar positive Schlagzeilen. Sergey Sirotkin reihte sich hinter den beiden Sauber-Piloten und vor Sebastian Vettel ein, der sich am Ende des Trainings in der Haarnadel (Kurve 6) drehte. Pierre Gasly erzielte im Toro Rosso die fünftschnellste Rundenzeit.
Beide Red Bull und beide Mercedes verzichteten auf einen schnellen Umlauf und beließen es bei Schnupperrunden. Mercedes dementierte Gerüchte, wonach Lewis Hamilton krank sei. Sollte es weiter regnen, wird es in Hockenheim die erste nasse Qualifikation seit September 2017 geben. Damals hatten sich die Fahrer im verregneten Monza um die Pole-Position gestritten.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand | Runden |
---|---|---|---|
1. Charles Leclerc | Sauber | 1:34.577 Min. | 8 |
2. Marcus Ericsson | Sauber | + 0.423 | 9 |
3. Sergey Sirotkin | Williams | + 0.757 | 9 |
4. Sebastian Vettel | Ferrari | + 0.996 | 5 |
5. Pierre Gasly | Toro Rosso | + 1.082 | 6 |
6. Brendon Hartley | Toro Rosso | + 1.574 | 6 |
7. Nico Hülkenberg | Renault | + 2.296 | 4 |
8. Kimi Räikkönen | Ferrari | + 3.178 | 4 |
9. Lance Stroll | Williams | + 3.816 | 7 |
10. Romain Grosjean | HaasF1 | keine Zeit | 2 |
11. Kevin Magnussen | HaasF1 | keine Zeit | 2 |
12. Max Verstappen | Red Bull | keine Zeit | 1 |
13. Fernando Alonso | McLaren | keine Zeit | 1 |
14. Stoffel Vandoorne | McLaren | keine Zeit | 2 |
15. Daniel Ricciardo | Red Bull | keine Zeit | 1 |
16. Carlos Sainz | Renault | keine Zeit | 2 |
17. Valtteri Bottas | Mercedes | keine Zeit | 2 |
18. Esteban Ocon | Force India | keine Zeit | 2 |
19. Sergio Perez | Force India | keine Zeit | 1 |
20. Lewis Hamilton | Mercedes | keine Zeit | 2 |
Hockenheim in Red Bull-Hand
Max Verstappen hat im zweiten Training zum GP Deutschland gekontert. Der Holländer besetzte vor den beiden Mercedes von Hamilton und Bottas die Spitze. Red Bull-Teamkollege Ricciardo versinkt im Mittelfeld. Ferrari sucht noch nach Speed.
Dieses Ergebnis hatten Experten vor Beginn des elften Rennwochenendes des Jahres nicht erwartet. Und auch Red Bull selbst nicht. Der WM-Dritte räumte am Trainingsfreitag von Hockenheim beide Bestzeiten ab. Mit Daniel Ricciardo am Vormittag und Max Verstappen am Nachmittag.
Der Niederländer flog in 1:13.085 Minuten um die elf Rechts- und sechs Linkskurven des Hockenheimrings und schnappte sich damit auch den Streckenrekord, den Michael Schumacher seit 2004 gehalten hatte. Der 20-Jährige kam jedoch nur auf 18 Runden und spulte keinen großen Longrun ab. Verstappen machte zwischendurch komische Geräusche im Antriebsbereich aus, denen die Red Bull-Ingenieure erst einmal nachgehen mussten. Die Abstände an der Spitze waren gering. Zwischen dem Erstplatzierten Verstappen und dem Trainingsfünften Kimi Räikkönen lagen nur 0,342 Sekunden. Das verspricht Spannung für das restliche Wochenende.
Mercedes verpasste die Spitzenposition um 26 Tausendstel. Lewis Hamilton reihte sich vor Teamkollege Valtteri Bottas ein. Der Finne allerdings hatte auf seiner schnellen Runde einen wilden Rutscher Ausgangs der zweiten Kurve, der sicher ein bisschen Zeit gekostet hat. Ferrari muss noch ein bisschen aufholen. Die Italiener sind mit elf Siegen der erfolgreichste Rennstall in Hockenheim.
Sebastian Vettel beendete die zweite Übungseinheit über 90 Minuten auf dem vierten Rang. Sein Abstand zu Verstappen betrug 0,225 Sekunden. Auffällig: Die drei Reifensorten Ultrasoft, Soft und Medium liegen von der Performance auf eine Runde sehr eng zusammen. Als Referenz dienen die Rundenzeiten von Vettel und Hamilton. Der Heppenheimer fuhr mit Pirellis weichsten Reifen für Hockenheim nur eine halbe Sekunde schneller als mit dem drei Stufen härteren Medium. Bei Hamilton lag die Differenz bei etwa 6 Zehnteln. Mercedes-Teammanger Ron Meadows fasste den ersten Trainingstag prägnant zusammen. „Weder Ferrari noch wir haben den Motor aufgedreht. Trotzdem müssen wir auf Red Bull aufpassen. Ihre Longruns waren stark. Im Rennen werden sie mit Verstappen ein Gegner für uns sein.“
Der schnellste Mann des ersten Trainings fiel bis weit ins Mittelfeld zurück. Daniel Ricciardo war am Nachmittag gut 1,1 Sekunden langsamer als noch in der ersten Session. Das hatte mehrere Gründe. Zum einen beklagte der zweimalige Saisonsieger ein untersteuerndes Auto. Zum anderen verzichtete er auf einen Run mit den Ultrasoftreifen. Ricciardo sparte sich den lila markierten Gummi auf und tüftelte stattdessen an einer alternativen Strategie. Wie bekannt ist, wird er durch den Tausch diverser Komponenten der Antriebseinheit vom Südpol der Startaufstellung starten.
Auf der kurzen Runde über 4,574 Kilometer rückt auch das Mittelfeld näher zusammen. Platz 6 und 17 trennen rund 6 Zehntelsekunden. HaasF1 hat weiterhin das schnellste Paket der Mittelfeldteams. Und Romain Grosjean setzte sich zum zweiten Mal gegen Garagennachbar Kevin Magnussen durch. Charles Leclerc beißt sich in den Top 10 fest, wohingegen Sauber-Kollege Marcus Ericsson den Sprung in die obere Tabellenhälfte verpasste.
Nico Hülkenberg hatte als Neunter die beiden Fahrer seines alten Arbeitgebers im Nacken. Esteban Ocon war im Force India-Duell der leicht schnellere Mann, obwohl er auf weniger Erfahrungswerte als Sergio Perez zurückgreifen konnte, der im Gegensatz zum Franzosen beide Trainings bestritt. Düster sieht es für McLaren auf den Rängen 17 und 20 aus. Der Traditionsrennstall zwackte wie schon am Vormittag einen Teil der Trainingszeit für Aerodynamikarbeiten ab. Stoffel Vandoornes MCL33 zeigte sich mit FloViz am Heckflügel und den hinteren Bremsbelüftungen.
Auch Williams, das in Hockenheim in der Vergangenheit schon neun Mal siegte, evaluierte Updates. Das Auto von Lance Stroll wurde mal vorne, mal hinten mit FloViz versehen. Das Auto von Sergey Sirotkin vor allem am Unterboden. Man könnte auch sagen: Beide Teams zweckentfremdeten den Freitag als Testfahrt. Ein echter Fortschritt ist anhand des Trainingsergebnisses noch nicht auszumachen.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand | Runden |
---|---|---|---|
1. Max Verstappen | Red Bull | 1:13.085 Min. | 18 |
2. Lewis Hamilton | Mercedes | + 0.026 Sek. | 39 |
3. Valtteri Bottas | Mercedes | + 0.105 | 39 |
4. Sebastian Vettel | Ferrari | + 0.225 | 46 |
5. Kimi Räikkönen | Ferrari | + 0.342 | 41 |
6. Romain Grosjean | HaasF1 | + 0.888 | 34 |
7. Kevin Magnussen | HaasF1 | + 1.104 | 36 |
8. Charles Leclerc | Sauber | + 1.289 | 41 |
9. Nico Hülkenberg | Renault | + 1.411 | 31 |
10. Esteban Ocon | Force India | + 1.423 | 39 |
11. Sergio Perez | Force India | + 1.467 | 38 |
12. Carlos Sainz | Renault | + 1.507 | 43 |
13. Daniel Ricciardo | Red Bull | + 1.597 | 36 |
14. Marcus Ericsson | Sauber | + 1.698 | 38 |
15. Pierre Gasly | Toro Rosso | + 1.708 | 44 |
16. Brendon Hartley | Toro Rosso | + 1.745 | 45 |
17. Fernando Alonso | McLaren | + 1.751 | 38 |
18. Lance Stroll | Williams | + 2.184 | 36 |
19. Sergey Sirotkin | Williams | + 2.323 | 41 |
20. Stoffel Vandoorne | McLaren | + 2.396 | 34 |
Ricciardo mit Bestzeit vor Hamilton
Red Bull gehört das erste freie Training zum GP Deutschland 2018. Daniel Ricciardo sicherte sich die Bestzeit. Max Verstappen wurde Dritter. Dazwischen presste sich Lewis Hamilton im Mercedes. Ferrari verzichtete auf die Bestzeitenjagd mit Ultrasoft-Reifen.
Red Bull sieht sich in Hockenheim als Außenseiter. Doch zum Auftakt des GP Deutschland 2018 drehte der Rennstall aus Milton Keynes den Favoriten von Ferrari und Mercedes eine lange Nase. Daniel Ricciardo umrundete den 4,574 Kilometer langen Kurs in 1:13.525 Minuten und schrammte um gute zwei Zehntelsekunden an der schnellsten jemals gefahrenen Runde in Hockenheim vorbei. Die war Michael Schumacher im Qualifying 2004 in 1:13.306 Minuten gefahren.
Weltmeister Lewis Hamilton, der zwei seiner insgesamt 65 Siege in Hockenheim gefeiert hatte, verpasste die Bestmarke um lediglich vier Tausendstel. Die Aufteilung der Sektorzeiten zeigt die jeweiligen Stärken und Schwächen der Autos. Mercedes dominiert im Mittelabschnitt mit den zwei Vollgasstücken. Da fehlt es den Red Bull mit dem Renault-V6 etwas an Motorleistung. Red Bull hingegen gehören die Sektoren eins (Max Verstappen) und drei (Ricciardo). Vor allem im kurvenreichen Motodrom trumpfen die dunkelblauen Autos auf. Verstappen reihte sich mit einem Rückstand von 0,189 Sekunden auf dem dritten Rang ein.
Die Top 3 drehten ihre schnellste Runde auf dem Ultrasoftreifen. Wie auch Valtteri Bottas auf dem fünften Rang, dessen Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr kurz vor Beginn der Session bekanntgegeben wurde. Ferrari hingegen schnallte nur die Softreifen an die Autos von Sebastian Vettel und Kimi Räikkönen. Deshalb müssen die Fans des erfolgreichsten Rennstalls der Formel-1-Geschichte nicht besorgt sein. Vettels Rückstand von 0,271 Sekunden wirkt angesichts der härteren Mischung überschaubar. Teamkollege Räikkönen sortierte sich auf der sechsten Position ein. Der Finne büßte fast eine halbe Sekunde auf Vettel ein, der am Sonntag endlich seinen ersten Sieg in Hockenheim einfahren möchte.
Das Mittelfeld führte im ersten Training HaasF1 an. In der Reihenfolge Romain Grosjean vor Kevin Magnussen. Haas-Teamchef Guenther Steiner fordert von seinen Fahrern ein unfallfreies Wochenende. Sollte das gelingen, hat HaasF1 wohl gute Chance, in der Konstrukteurs-Weltmeisterschaft näher an Renault zu rücken. Die gelb-schwarzen Autos belegten die Positionen 10 (Nico Hülkenberg) und 14 (Carlos Sainz). Wobei das Programm des Spaniers auf zehn Runden limitiert war. Die Mechaniker stellten ein Leck in einem Kühler fest.
Ansonsten ist das Mittelfeld wieder bunt gemischt. Charles Leclerc und Sauber mischten einmal mehr gut mit. Der Monegasse schnappte sich den neunten Rang mit den weichen Reifen. Das wertet seine Runde zusätzlich auf. Die Top 10 verpassten Sergio Perez im Force India, Fernando Alonso im McLaren und Lance Stroll im Williams.
Die meisten Teams nutzten die ersten 90 Minuten, um Upgrades zu testen und Aerodynamikmessungen durchzuführen. Mercedes pinselte den Frontflügel von Lewis Hamiltons Silberpfeil mit FloViz ein. Renault und Williams evaluierten ihre neuen Frontflügel. Nico Hülkenberg verglich die neue mit der alten Version. Lance Strolls FW41 trug zunächst ein Messgitter hinter den Vorderrädern, um den Luftstrom zu bestimmen. Gegen Ende des Trainings färbten die Mechaniker den weißen Rennwagen neu ein. Der Frontflügel trug gelb, die Bargeboards und der Unterboden grün.
McLaren bestückte das Auto von Alonso einmal mehr mit Experimentalteilen. Der MCL33 von Teamkollege Stoffel Vandoorne wurde ebenfalls mit FloViz besprüht. Außerdem wurden unterschiedliche Setups getestet.
Daniel Ricciardo, dessen Red Bull zu Trainingsbeginn mit großen Messgittern hinter der Vorderachse um die Strecke fuhr, wird das Rennen übrigens von ganz hinten starten. Red Bull wechselt fleißig Antriebskomponenten. Zunächst sind eine neue MGU-K, Batterie und Steuereinheit im RB14 integriert. Jeweils die dritte Einheit. Erlaubt sind nur deren zwei pro Saison. Man darf davon ausgehen, dass am Samstag noch der Motor getauscht wird.
Ferrari baut in beide Autos eine neue MGU-K und Batterie, geht aber straffrei davon. Im Training probierte Ferrari zudem eine neue Konfiguration der Wastegate-Röhrchen aus. Sie sind jetzt oberhalb und nicht mehr seitlich des Auspuffs platziert. Die vier Kundenautos von HaasF1 und Sauber erhalten ebenfalls eine neue Elektromaschine MGU-K – ebenfalls, ohne rückversetzt zu werden. Valtteri Bottas fährt den Trainingsfreitag noch mit dem Zweier-Motor, der zuletzt in Österreich im Mercedes steckte. Erst am Samstag wird der dritte Motor aus Silverstone wieder eingebaut.
Im ersten Training gab es drei Aufreger. Hülkenberg rodelte bei der Einfahrt Motodrom durch das Kiesbett. Ricciardo überfuhr auf Start-Ziel einen Gegenstand. Und der Sauber von Antonio Giovinazzi, der Marcus Ericsson ersetzte, verlor den rechten Teil der Motorabdeckung.
Fahrer | Team | Zeit/Rückstand | Runden |
---|---|---|---|
1. Daniel Ricciardo | Red Bull | 1:13.525 Min. | 22 |
2. Lewis Hamilton | Mercedes | + 0.004 Sek. | 29 |
3. Max Verstappen | Red Bull | + 0.189 | 34 |
4. Sebastian Vettel | Ferrari | + 0.271 | 23 |
5. Valtteri Bottas | Mercedes | + 0.378 | 30 |
6. Kimi Räikkönen | Ferrari | + 0.742 | 24 |
7. Romain Grosjean | HaasF1 | + 1.166 | 29 |
8. Kevin Magnussen | HaasF1 | + 1.328 | 28 |
9. Charles Leclerc | Sauber | + 1.572 | 25 |
10. Nico Hülkenberg | Renault | + 1.757 | 30 |
11. Sergio Perez | Force India | + 1.890 | 29 |
12. Fernando Alonso | McLaren | + 2.019 | 13 |
13. Lance Stroll | Williams | + 2.104 | 32 |
14. Carlos Sainz | Renault | + 2.244 | 10 |
15. Brendon Hartley | Toro Rosso | + 2.339 | 36 |
16. Sergey Sirotkin | Williams | + 2.351 | 34 |
17. Nicholas Latifi | Force India | + 2.498 | 27 |
18. Pierre Gasly | Toro Rosso | + 2.546 | 32 |
19. Antonio Giovinazzi | Sauber | + 2.611 | 23 |
20. Stoffel Vandoorne | McLaren | + 2.624 | 14 |