Seit Wochen geistert das Gerücht durch das Fahrerlager, dass McLaren zu Mercedes und Williams zu Renault wechseln könnten. Wir haben die Beteiligten dazu befragt.
Seit Wochen geistert das Gerücht durch das Fahrerlager, dass McLaren zu Mercedes und Williams zu Renault wechseln könnten. Wir haben die Beteiligten dazu befragt.
Gerüchte schwirren täglich durch das Fahrerlager der Formel 1. Manche haben die Halbwertszeit von wenigen Stunden. Andere halten sich hartnäckig. Sie ploppen auch nach vielen Dementis immer wieder hoch.
Zum Beispiel dieses: McLaren wechselt zu Mercedes-Motoren, Williams zu Renault-Power. Schnelle Antwort aller Beteiligten: „Bis Ende 2020 passiert gar nichts. Bis dahin laufen alle Lieferverträge.“
Historisch betrachtet hätte diese Konstellation ihren Reiz. Williams feierte mit Renault-Motoren seine letzten WM-Titel, McLaren mit Mercedes-Triebwerken. Das alles ist aber eine ganze Weile her. Williams wartet nun schon 22 Jahre auf eine Fortsetzung seiner Erfolgsstory, McLaren halb so lang.
Technisch gibt es für den Tausch nicht viele Argumente. Der Renault-Motor ist aktuell praktisch auf dem Stand von Mercedes. Der ehemalige Marktführer kann nur noch im Bereich Standfestigkeit punkten.
Claire Williams dementiert die Spekulationen energisch: „Wir haben nie mit Renault gesprochen.“ Im Gegenteil: Im Augenblick evaluiert Williams gerade, ob und wie weit man die Zusammenarbeit mit Mercedes ausbauen könne. Am liebsten würde Williams ja unabhängig bleiben, aber im Zuge des neuen Reglements könne es laut der Teamchefin sinnvoll sein, bestimmte Komponenten outzusourcen.
Auch McLaren beteuert, keine Gespräche mit Mercedes zu führen. „Wir sind happy mit Renault“, heißt es in einem knappen Statement. Andererseits sagt man bei McLaren auch, dass Mercedes die einzige Ausweichstation wäre, wenn man Renault verlieren würde.
Den Hintergrund erklärt Renault-Teamchef Cyril Abiteboul zwischen den Zeilen: „Unser Vertrag mit McLaren läuft bis 2020. Es ist ein guter Partner, auch wenn er uns im Moment vor der Nase herumfährt. Für uns aber stellt sich erst einmal die Frage, was die Formel 1 nach 2020 macht. Dann sehen wir weiter.“
Das klingt wie eine Drohung. Offenbar will Renault bei FIA und Liberty nun seine eigenen Interessen stärker durchdrücken, nachdem bis jetzt alle Kompromisse nur zugunsten der drei Top-Teams getroffen wurden. Renault fordert mehr Abrüstung und eine klare Abkehr von den Satellitenteams.
Die Franzosen haben einen starken Hebel in der Hand. Die Formel 1 kann es sich nicht leisten, ein Traditionsteam zu verlieren, das auch noch Motoren liefert. Bei 20 Teams gibt es keinen Ersatz. Und warum soll immer alles nach den Wünschen von Ferrari, Mercedes und Red Bull laufen?