GP Aserbaidschan
Max Verstappen kostete ein Reifenschaden den dritten Saisonsieg. Sechs Umläufe vor der Zielflagge verunfallte der Red Bull-Star und landete in der Mauer. Der erste Profiteur war der Teamkollege. Sergio Perez feierte nach Sakhir 2020 seinen zweiten Erfolg. Lewis Hamilton schlug wegen eines Fahrfehlers kein Kapital aus Verstappens Unglück. Sebastian Vettel landete sensationell an zweiter Position vor Pierre Gasly.
Das sechste Saisonrennen der Formel 1 erlebte ein dramatisches Finale. Die letzten zwei Runden wurden zu einem Mini-Grand Prix. Auslöser war ein Unfall von Max Verstappen sechs Umläufe vor der Zielflagge. Rennleiter Michael Masi brach das Rennen daraufhin nach einer kurzen Safety-Car-Phase für 34 Minuten ab. Er bat die 17 verbliebenen Fahrer nach abgeschlossenen Reinigungsarbeiten um 18:10 Uhr Ortszeit zu einem kurzen Sprint – mit stehendem Start.
Die Teams durften die Reifen wechseln. Sergio Perez startete vor Lewis Hamilton und Sebastian Vettel in den Mini-Lauf innerhalb des großen Rennens. Und der Mexikaner setzte sich durch. Hamilton erwischte zwar den besseren Start, segelte aber mit stehenden Vorderrädern in die Auslaufzone. Dadurch fiel er bis an die letzte Stelle zurück – und verließ Baku ohne Zählbares. Sebastian Vettel rückte um eine Stufe auf dem Podest auf. Der Heppenheimer spulte ein sensationelles Rennen ab. Den dritten Rang sicherte sich im großen Finale Pierre Gasly im Alpha Tauri.
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Max Verstappen verabschiedete sich mit einem Reifenschaden vom Sieg.
Reifenschaden kostet Verstappen Sieg
Bis sechs Runden vor Schluss sah Verstappen wie der sichere Sieger des GP Aserbaidschan aus. Dann entriss ihm ein später Reifenschaden den Erfolg auf dem schnellen Stadtkurs. Einziger Trost: Das Malheur kostete ihn nicht die WM-Führung, weil der große Gegner hinten heraus noch patzte.
Das Unglück passierte in der 46. von 51. Rennrunden. Auf der Zielgeraden gab der linke Hinterreifen nach und Verstappen schlug mit Wucht in die Mauer auf der Außenseite der Strecke ein. Statt mit 25 Punkten im Gepäck reist der Niederländer mit dem ersten Nuller der Saison nach Hause. Die Flüche am Boxenfunk waren bis in die Heimat zu hören.
Verstappens Unfall war der zweite am Rennsonntag von Baku. Lance Stroll war bereits kurz nach Rennhalbzeit in der Mauer gelandet. Den Kanadier traf ebenfalls keine Schuld. Alles spricht dafür, dass auch der Mann im Aston Martin ein Opfer eines Reifenplatzers wurde – wie am Red Bull hinten links. Pirelli wird Erklärungen liefern müssen. Wie den Red Bull-Star erwischte es Stroll auf der Zielgeraden, über die mit mehr als 300 km/h gefahren wird. Beide Fahrer blieben augenscheinlich unverletzt.
Perez profitiert als Erster
Bis zum Zeitpunkt des Unfalls fuhr Verstappen ein praktisch fehlerfreies Rennen und hatte zudem die richtige Strategie. Mit einem schnellen Reifenwechsel von 1,9 Sekunden brachte ihn Red Bull über einen Overcut an Lewis Hamilton vorbei. Das Safety Car nach dem Stroll-Unfall entpuppte sich nicht als Stolperstein. Weil die Boxengasse für ein paar Umläufe gesperrt wurde, waren den Gegnern taktisch die Hände gebunden. Doch die Reifen meinten es nicht gut mit Verstappen.
Red Bull hatte wenigstens ein wenig Glück, dass der erste Profiteur der Teamkollege war. Sergio Perez erbte den Sieg. Für den Mexikaner war es der zweite Triumph in der Formel 1 nach dem GP Sakhir im Vorjahr und der erste in einem Red Bull. Den Grundstein, um sich in diese Position zu bringen, legte der Mexikaner bereits am Start, indem er Carlos Sainz und Pierre Gasly überholte und sich an das Führungstrio hängte.
Die Taktik des Teamkollegen half auch dem Routinier. Mit einem späteren Reifenwechsel überflügelte auch der zweite Red Bull das Weltmeisterauto. Nach dem Restart geriet Perez nur kurz unter Druck von Hamilton. Einmal musste er noch zittern. Rennleiter Michael Masi unterbrach den Grand Prix nach Verstappens brutalem Einschlag. Doch nach Hamiltons Fehler war der Weg frei.
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Lance Stroll flog wie Verstappen mit Reifenschaden ab.
Mercedes ohne Punkte
In der Anfangsphase befand sich der Weltmeister noch auf Siegkurs. Hamilton überholte bereits am Ende der zweiten Runde den Ferrari von Charles Leclerc und übernahm den Spitzenplatz. Die Führung verteidigte der Rekordsieger der Formel 1 bis zum ersten Boxenstopp. Mercedes rief seinen Superstar in der elften Runde zum Reifenwechsel, um einem möglichen Undercut von Red Bull zuvorzukommen.
Das Vorhaben misslang. Es dauerte zu lang, bis Hamilton wieder auf die Strecke zurückkam. Das Problem: Pierre Gasly im Alpha Tauri suchte im gleichen Moment die Boxenstraße auf. Deshalb konnte der Titelverteidiger nach dem Tausch nicht gleich wieder losgelassen werden. Die Standzeit von 4,6 Sekunden kostete ihn gleich zwei Positionen gegen Verstappen und Perez. Mercedes holte nicht einmal einen Punkt, weil Valtteri Bottas ein mehr als durchwachsenes Rennen bot.
Den stärksten Nachmittag der Saison erlebte Sebastian Vettel, der sein erstes Podest seit dem GP Türkei im Vorjahr feierte. Das Potenzial für ein Topergebnis hatte der Ex-Weltmeister bereits am Samstag angedeutet. Doch der Unfall von Daniel Ricciardo in Q2 kostete ihn den scheinbar sicheren Aufstieg in den finalen Teil.
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Sebastian Vettel fuhr von Startplatz elf auf das Podest.
Podestplatz für Vettel
Vettel wetzte die Scharte aus. Am Start sprang der Heppenheimer bereits um zwei Positionen nach vorne. Durch einen langen ersten Stint auf den weichen Reifen sammelte er zwischendurch sogar Führungskilometer. Seine Chance nutzte Vettel beim Restart. Nach der ersten Safety-Car-Phase ging er an Ex-Teamkollege Charles Leclerc vorbei und schnappte sich sechs Kilometer später den Alpha Tauri von Gasly. Beim stehenden zweiten Start ging der Aston Martin dann noch an Hamilton vorbei.
Aston Martin freute sich über das brillante Rennen des Neuzugangs, der immerhin besser mit dem AMR21 harmoniert. Die andere Seite der Garage trauerte um verlorene Punkte. Teamkollege Stroll ging mit einer antizyklischen Strategie in das Rennen. Bis zur 30. Runde lief es für den Kanadier auf den harten Reifen vielversprechend. Zu diesem Zeitpunkt belegte er im zweiten Aston Martin den vierten Platz. Dann überkam ihn das Unheil. Auf der Zielgeraden gab offensichtlich der linke Hinterreifen nach. Stroll verlor die Kontrolle über sein Auto und landete breitseits in der Mauer.
Nach Mugello 2020 war es für ihn ein weiterer Highspeed-Unfall. Der Reifenschaden hatte sich wie bei Red Bull nicht angekündigt und jagte Stroll einen großen Schreck ein. Das berichtete er seiner Mannschaft am Boxenfunk.
Leclerc Vierter vor Norris
Für Ferrari ging die Reise rückwärts. Leclerc rutschte nach dem Start sukzessive zurück. Der Monegasse konnte die Vorstellung aus der Qualifikation nicht wiederholen und musste sowohl Hamilton als auch die beiden Red Bull in der Frühphase vorbeiziehen lassen. Ferrari nahm offenbar die Reifen ein bisschen härter ran als die Konkurrenzfahrzeuge.
Ein früher Boxenstopp brachte Leclerc nicht mehr vor. Im Gegenteil. Der Undercut blieb wirkungslos gegen die Führungsgruppe und warf den Ferrari mit der Startnummer 16 sogar hinter Pierre Gasly zurück. Die Schlussphase spielte ihm eine letzte Möglichkeit auf das Podest zu. Doch am Franzosen kam der Ferrari nicht mehr vorbei. Der vierte Platz ist aber kein schlechtes Ergebnis. Teamkollege Carlos Sainz betrieb nach einem Fahrfehler, der ihn in den Notausgang der achten Kurve beförderte, noch Schadensbegrenzung als Achter.
Alpha Tauri erlebte das beste Wochenende der Saison. Das Auto harmonierte mit den vielen verwinkelten Kurven des Baku City Circuit. Gasly absolvierte ein starkes Rennen und brachte sein Auto auf dem dritten Platz ins Ziel. Für ihn war es der dritte Podestrang der Karriere. Teamkollege Yuki Tsunoda sammelte als Siebter zum zweiten Mal in seiner Rookie-Saison Punkte.
Lando Norris rutschte in der Startphase kurzzeitig hinter Teamkollege Daniel Ricciardo, der außerhalb der Top 10 gestartet war. Das Ziel sah der Engländer auf dem fünften Rang. Auch der Garagennachbar lenkte sein Auto in die Top 10. Ricciardo wurde Neunter. Mit einem furiosen Zielsprint beförderte sich Fernando Alonso im Alpine noch auf den sechsten Rang. Über weite Strecken des Rennens sah es danach aus, dass die Franzosen ohne Zählbares abreisen würden. Den letzten Punkt ergatterte Kimi Räikkönen für Alfa Romeo. Mick Schumacher sah die Zielflagge als 13.
GP Aserbaidschan 2021: Ergebnis Rennen
Fahrer |
Team |
Runden |
Rennzeit |
1. Sergio Perez |
Red Bull Racing |
51 |
3:33.686 Std. |
2. Sebastian Vettel |
Aston Martin |
51 |
+1.385s |
3. Pierre Gasly |
Alpha Tauri |
51 |
+2.762s |
4. Charles Leclerc |
Ferrari |
51 |
+3.828s |
5. Lando Norris |
McLaren |
51 |
+4.754s |
6. Fernando Alonso |
Alpine Renault |
51 |
+6.382s |
7. Yuki Tsunoda |
Alpha Tauri |
51 |
+6.624s |
8. Carlos Sainz |
Ferrari |
51 |
+7.709s |
9. Daniel Ricciardo |
McLaren |
51 |
+8.874s |
10. Kimi Räikkönen |
Alfa Romeo |
51 |
+9.576s |
11. Antonio Giovinazzi |
Alfa Romeo |
51 |
+10.254s |
12. Valtteri Bottas |
Mercedes |
51 |
+11.264s |
13. Mick Schumacher |
Haas |
51 |
+14.241s |
14. Nikita Mazepin |
Haas |
51 |
+14.315s |
15. Lewis Hamilton |
Mercedes |
51 |
+17.668s |
16. Nicholas Latifi |
Williams |
51 |
+42.379s |
17. George Russell |
Williams |
48 |
DNF |
18. Max Verstappen |
Red Bull |
45 |
DNF |
19. Lance Stroll |
Aston Martin |
29 |
DNF |
20. Esteban Ocon |
Alpine |
3 |
DNF |