Mercedes fährt in einer eigenen Liga. Wenn nicht das übliche Monaco-Schicksal eingreift, ist der sechste Doppelsieg in Stein gemeißelt. Ferrari rutscht auf der langsamsten Strecke des Jahres ins Mittelfeld ab. Die Longruns sind schwach.
Mercedes fährt in einer eigenen Liga. Wenn nicht das übliche Monaco-Schicksal eingreift, ist der sechste Doppelsieg in Stein gemeißelt. Ferrari rutscht auf der langsamsten Strecke des Jahres ins Mittelfeld ab. Die Longruns sind schwach.
Eigentlich sind Rennsimulationen in Monte Carlo eine Übung für die Galerie. Das Rennen wird am Samstag in der Qualifikation entschieden. Im letzten Jahr gab es nur fünf Überholmanöver und die meisten davon lieferte Max Verstappen ab, der wegen eines Unfalls aus der letzten Reihe starten musste. Taktisch ist beim berühmtesten Stadtrennen der Welt auch nicht viel zu holen. Der GP Monaco wird ein Einstopp-Rennen. Nur Wetterkapriolen oder Safety Car-Phasen können den Plan über den Haufen werfen.
Für eines sind die Longruns trotzdem gut. Sie zeigen den wahren Speed der Autos. Am Donnerstag halten sich die Fahrer mit ihren schnellsten Runden meist noch zurück. Da verrät die Sequenz von mehreren Runden mehr darüber, was das Auto kann und wie viel Vertrauen die Piloten in ihr Auto und ihre Reifen haben. So viel können wir heute schon verraten. Mercedes fährt auch in Monte Carlo in einer eigenen Liga. Sebastian Vettel fehlten 0,763 Sekunden auf die Bestzeit von Lewis Hamilton. Und das war noch geschmeichelt. In den Longruns liegt Ferrari nur im Mittelfeld. „Kein Grip. Wir rutschen nur herum“, verzweifelte Sebastian Vettel.
Bei Red Bull hofft man, dass Max Verstappen den Mercedes bis auf ein Zehntel nahe kommen kann. „Da muss aber bei uns alles passen und bei Mercedes was schiefgehen“, sieht Sportdirektor Helmut Marko schwarz. Verstappens zweite Trainingssitzung fiel mit 17 Runden ziemlich kurz aus. Das Team musste einen Wasserkühler tauschen, der durch ein fremdes Teil perforiert worden war. Der Holländer ist immerhin zufrieden mit der Balance seines Autos. „Für die Pole Position wird es aber nicht reichen“, bedauerte Verstappen.
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Der Mercedes ist das einzige Auto im Feld, das die Reifen schnell in ihr Arbeitsfenster bekommt und sie auch dort hält. Lewis Hamilton begann den letzten 12-Runden-Stint mit einer Zeit von 1.15,197 Minuten und er beendete ihn mit einer Rundenzeit von 1.19,705 Minuten. Dazwischen lagen allerdings immer wieder Abkühlrunden, die dem Verkehr geschuldet waren. Auch bei Valtteri Bottas ging es auf und ab. Der Finne legte auf den Soft-Gummis in 12 Runden vier 1.11er Zeiten aufs Parkett. Seine schnellste Runde war die letzte. Die Reifen zeigten danach kaum Spuren von Körnen. Ein bisschen links vorne, das war‘s. Bei Sebastian Vettels Longrun auf den Soft-Reifen waren die Rundenzeiten am Ende um 2,2 Sekunden langsamer als am Anfang. Die Mercedes-Ingenieure sehen darin trotzdem noch keine Garantie, dass der GP Monaco schon gewonnen ist. „Das schnellste Auto allein hilft dir nichts. In der Qualifikation dürfen die Fahrer keine Fehler machen, im Rennen die Strategen. Eine Safety Car-Phase zur falschen Zeit kann dich den Sieg kosten.“ Helmut Marko spottet: „Die Mercedes-Fahrer haben so viele Reserven. Wie sollen die einen Fehler machen?“ Wir haben am ersten Trainingstag nur einen notiert. Hamilton überschritt das Speed-Limit in der Boxengasse und muss 400 Euro in die FIA-Kasse zahlen.
Im ersten Training schob sich Max Verstappen zwischen die zwei Mercedes und verfehlte die Bestzeit nur um 0,059 Sekunden. Doch lässt sich das wiederholen? „Wir kommen nur in die erste Reihe, wenn einer der beiden Mercedes keine optimale Runde hat, und wenn gleichzeitig bei uns alles passt“, glaubt Marko. Red Bull verliert seine Zeit auf die Mercedes im ersten Sektor. „In Sektor 2 und 3 sind wir einigermaßen dabei. Die alten Red Bull-Tugenden kommen langsam wieder zurück“, freut sich Marko. Die Ingenieure haben eine Abstimmung gefunden, die den Fahrer wieder Vertrauen in ihr Auto gab. Doch es ist ein Ritt auf Messers Schneide. Eine Kleinigkeit verstellt, und schon ist man meilenweit weg. Da ist das Setup-Spektrum des Mercedes breiter aufgestellt. Max Verstappen drehte in der zweiten Trainingssitzung nur 17 Runden. Ein Fremdkörper hatte sich in die Airbox verirrt und einen Wasserkühler beschädigt. Das hielt den Holländer 51 Minuten lang in der Garage fest. Pierre Gasly drehte am Nachmittag die viertschnellste Runde, nur ein Zehntel langsamer als Vettel. „Der Gasly ist ein Phänomen“, rätselte Marko. „Fährt im ersten Sektor die viertschnellste Zeit und verliert in zwei Spitzkehren drei Zehntel.“
Der 4. Platz von Charles Leclerc im ersten und der 3. Platz von Sebastian Vettel im zweiten Training verfälscht das Bild. In den Longruns war Ferrari nur Mittelmaß. Die Italiener konzentrierten sich in den Rennsimulationen ausschließlich auf Soft-Reifen und landeten auf den Plätzen 7 (Leclerc) und 15 (Vettel). Beide Fahrer klagten über massive Grip-Probleme. „Wir kriegen die Reifen nicht ins Fenster und sind deshalb viel zu langsam“, ärgerte sich Vettel. Der Deutsche verlor diesmal in den mittelschnellen Kurven von Massenet und am Casino massiv Zeit auf die Konkurrenz. Teamchef Mattia Binotto will nicht schwarz malen. „Es stimmt, dass wir Probleme hatten die Reifen aufzuwärmen. Doch die werden vor einem Longrun ganz anders angefahren als für eine schnelle Runde am Samstag. Wir haben jetzt den ganzen Freitag Zeit um zu studieren, wo wir uns noch verbessern müssen. Ich erwarte, dass wir uns am Samstag steigern werden.“ Ferrari hat laut Binotto ein Entwicklungsprogramm angeschoben, das darauf abzielt mehr Abtrieb und mehr mechanischen Grip zu finden, um die Reifen wie im Vorjahr wieder in ihr Arbeitsfenster zu bekommen. „Letztes Jahr lag das Problem nicht im Aufwärmen, sondern darin, die Reifen im Fenster zu halten. Dafür mussten wir sie kühlen. Mit den 2019er Reifen ist es umgekehrt. Wir müssen ihnen Temperatur zuführen. Vielleicht haben wir dafür ein zu effizientes Auto gebaut.“
Auf dem Papier war Toro Rosso die Überraschung des ersten Trainingstages. Alexander Albon fuhr bei seinem ersten Formel 1-Auftritt in Monte Carlo mit 1.12,031 Minuten die fünftschnellste Zeit. Der Thailänder drehte insgesamt 96 Runden, um sich auf den Kurs einzuschießen. Das große Delta von einer halben Sekunde zu Teamkollege Daniil Kvyat lässt vermuten, dass Albon möglicherweise etwas weniger Sprit an Bord hatte, um ihm ein besseres Gefühl dafür zu geben, was ihn am Samstag erwartet. In den Longruns lagen nur zwei Zehntel zwischen den beiden Toro Rosso-Piloten, und Kvyat schien nicht besonders beunruhigt über die starke Leistung seines Teamkollegen: „Ich bin mit meinem Programm zufrieden. Es gibt hier und da noch etwas zu verbessern, um die Lücke zu schließen.“ Die größte Konkurrenz droht Toro Rosso im Moment von Sauber und McLaren. Ferraris Kundenteam aus Hinwil gab in der Rennsimulation eine bessere Figur ab als das Werksteam. Gleiches galt für Renault-Kunde McLaren im Vergleich zu den Werksautos.
Im ersten Training sah Renault noch aus wie ein Kandidat für die Top Ten. Am Nachmittag rutschten Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo auf eine Runde auf die Plätze 16 und 17 ab. Im Vergleich der Longruns sah es freundlicher aus. Hülkenberg landete mit den Soft-Reifen nach seinem 10-Runden-Stint auf Platz 9 mit dem Medium-Gummis nach einem 17-Runden-Marathon auf Platz 6. Für die schwache Platzierung auf eine Runde hatte Hülkenberg eine Monaco-typische Erklärung. „Ich steckte auf den Soft-Reifen immer im Verkehr.“ Bei Ricciardo liefen die Ingenieure mit der Fahrzeugabstimmung in die falsche Richtung. „Da sind wir über das Ziel hinausgeschossen“, gab Einsatzleiter Alan Permane zu. Der Australier klagte über mangelnden Grip. Haas hatte einen guten ersten Tag auf seiner Angststrecke. „Mit einer Ausnahme hatten wir die Reifen im Fenster“; freute sich Teamchef Guenther Steiner. Seine Erklärung: „Die weichen Reifenmischungen von Pirelli. Wir machen sonst nichts anders als vorher.
Die härteste Reifenmischung C3 hat Pirelli umsonst mitgebracht, obwohl sie bei einem Longrun von Daniel Ricciardo über 7 Runden einen erstaunlichen Durchschnitt von 1.15,976 Minuten erlaubte. Doch eigentlich gibt es keinen Grund, den harten Reifen am Sonntag auszupacken. Die Mischungen Soft und Medium halten ewig. Der Zeitunterschied zwischen Soft und Medium auf eine Runde beträgt laut Pirelli 0,8 Sekunden. Das Körnen hielt sich trotz der tiefen Temperaturen in Grenzen. Lewis Hamilton verfehlte die letztjährige Pole Position von Daniel Ricciardo nur um drei Zehntel. Monte Carlo droht also ein neuer Rekord und der erste Rundenschnitt jenseits der Marke von 170 km/h.
Fahrer | Schnitt | Runden | Reifentyp |
---|---|---|---|
Hamilton | 1.14,881 min | 12 | soft |
Bottas | 1.15,044 min | 13 | soft |
Gasly | 1.15,078 min | 10+5 | soft |
Giovinazzi | 1.15,355 | 4 | soft |
Sainz | 1.15,826 | 17+4 | soft |
Norris | 1,15,893 min | 5 | soft |
Leclerc | 1.16,079 min | 11 | soft |
Hülkenberg | 1.16,218 min | 10 | soft |
Albon | 1.16,331 min | 20+10 | soft |
Kvyat | 1.16,557 min | 17 | soft |
Perez | 1.16,626 min | 10 | soft |
Räikkönen | 1.16,662 min | 19 | soft |
Ricciardo | 1.16,925 min | 22 | soft |
Grosjean | 1.16,970 min | 17 | soft |
Vettel | 1.17,007 min | 3+14 | soft |
Magnussen | 1.17,416 | 18 | soft |
Kubica | 1.18,756 | 19 | soft |
Stroll | 1.18,822 min | 7 | soft |
Bottas | 1.14,387 min | 7 | medium |
Hamilton | 1.15,188 | 4 | medium |
Räikkönen | 1.16,042 min | 8 | medium |
Perez | 1.16,565 min | 13 | medium |
Giovinazzi | 1.16,913 min | 25 | medium |
Hülkenberg | 1.17,002 min | 17 | medium |
Grosjean | 1.17,155 min | 8 | medium |
Kubica | 1.17,180 min | 7 | medium |
Stroll | 1.18,319 min | 7 | medium |
Russell | 1.18,818 min | 18 | medium |
Ricciardo | 1.15,976 min | 7 | hart |
Magnussen | 1.17,430 min | 7 | hart |