Die Formel 1 wird immer mehr zur Zweiklassengesellschaft. Der Abstand zwischen den Top-Teams und den Autos im Rest des Feldes wächst weiter an. Im Sinne der Spannung müssen die Verantwortlichen nun handeln.
Die Formel 1 wird immer mehr zur Zweiklassengesellschaft. Der Abstand zwischen den Top-Teams und den Autos im Rest des Feldes wächst weiter an. Im Sinne der Spannung müssen die Verantwortlichen nun handeln.
Das Mittelfeld der Formel 1 bietet großen Sport. Gäbe es nur McLaren, Renault, Alfa Romeo, Toro Rosso, Racing Point und Haas hätte es eine Diskussion um langweilige Rennen nie gegeben.
In diesem Pulk von zwölf Autos wird nicht nur um die Spitzenposition hinter den drei Top-Teams gefahren. Es geht auch darum, den Abstand zu Mercedes, Ferrari und Red Bull zu verkürzen. Der Klassenunterschied zwischen den Top 3 und dem Rest ist die größte Baustelle der Formel 1. Größer noch als Überholproblem, in das FIA und F1-Management viel Arbeit investieren.
Sämtliche Beteuerungen, dass sich der Abstand der drei Top-Teams zum Mittelfeld verkürzt, werden von der Wirklichkeit widerlegt. Die Überlegenheit der reichsten Rennställe im Feld ist größer denn je.
Nach zehn Rennen haben Mercedes, Ferrari und Red Bull 83,3 Prozent aller möglichen Punkte abgeräumt. Und natürlich alle 30 Podiumsplätze. Im gleichen Zeitraum vor einem Jahr waren es 74,6 Prozent. Ein Podiumsplatz ging an Force India. Sergio Perez wurde in Baku Dritter. Hier die Bilanz der Verteilung der insgesamt 1.010 WM-Punkte für die ersten zehn Grand Prix des Jahres:
Saison | Top-Teams | Rest |
---|---|---|
2018 | 753 (74,6%) | 257 (25,4%) |
2019 | 841 (83,3 %) | 169 (16,7 %) |
Es kommt noch schlimmer. Die beste Platzierung eines Fahrers, der in der Formel 1B mitfährt, ist in dieser Saison ein sechster Platz. Damit hat keiner der Fahrer der Teams aus dem Mittelfeld zweistellig gepunktet.
Das liegt vor allem an der atemberaubenden Zuverlässigkeit der Autos. Mercedes hat 100 Prozent aller möglichen Rennrunden abgespult, Red Bull 96,6 und Ferrari 94,8 Prozent. Red Bull und Ferrari landeten je zwei Mal nicht in den Punkterängen. Natürlich gingen auch sämtliche schnellsten Rennrunden und damit der Extra-Punkt an das Trio an der Spitzenteams.
Auch beim Zeitabstand ist keine Entwicklung zu einem Zusammenrücken der Teams zu beobachten. In der Qualifikation haben wir den besten Mittelfeld-Fahrer mit dem dritten Startplatz verglichen. Um Ausreißer nach oben zu vermeiden, wenn ein bestimmtes Auto haushoch überlegen ist.
Die Bilanz ist ausgeglichen. In fünf Fällen lagen die 2018er Mittelfeld-Autos näher an der Spitze, in fünf Fällen die 2019er Autos. Im Schnitt hat sich der Abstand von 0,760 auf 0,664 Sekunden verkürzt.
Grand Prix | Quali 2018 | Quali 2019 |
---|---|---|
Australien | 0,349 s | 0,636 s |
Bahrain | 0,205 s | 0,567 s |
China | 0,907 s | 1,110 s |
Aserbaidschan | 0,686 s | 0,796 s |
Spanien | 1,371 s | 0,639 s |
Monaco | 0,829 s | 0,468 s |
Kanada | 1,036 s | 0,404 s |
Frankreich | 0,726 s | 0,453 s |
Österreich | 0,232 s | 0,562 s |
England | 1,264 s | 1,010 s |
Das wird durch die Tatsache getrübt, dass es im Rennen in die andere Richtung geht. Wenn es kein Safety-Car gibt, dann wird das Mittelfeld überrundet, oder es steht kurz davor. In den sechs der zehn 2019er Rennen haben es nur sechs Fahrer aus dem Verfolgerfeld geschafft, in der gleichen Runde wie der Sieger zu bleiben. Im letzten Jahr waren es noch 18.
Grand Prix | 2018 Rennen | 2019 Rennen |
---|---|---|
Australien | 27,896 s (8) | 1.22,156 min (1) |
Bahrain | 1.02,234 min (8) | 45,754 s (5) SC |
China | 21,052 s (13) SC | 1 Runde |
Aserbaidschan | 4,024 s (10) SC | 1.16,416 min (4) |
Spanien | 1 Runde | 28,159 s (10) SC |
Monaco | 23,667 s (7) | 53,456 s (6) SC |
Kanada | 1 Runde | 1 Runde |
Frankreich | 1.19,364 min (4) SC | 1.35,462 min (1) |
Österreich | 1 Runde | 1 Runde |
England | 28,200 s (9) SC | 53,639 s (8) SC |
SC = Safety-Car |
*in Klammern Anzahl der Fahrer in der gleichen Runde wie der Sieger
Wenn nicht nur der reine Speed sondern auch noch der Reifenverschleiß eine Rolle spielen, geht die Schere zwischen Arm und Reich weiter auf. Das führt zu einem Schluss: Die Budgetdeckelung muss viel niedriger angesetzt werden, wenn man wirklich etwas bewegen will. 175 Millionen Dollar mit Ausnahmen sind viel zu hoch. Allein dass sich die drei Top-Teams dagegen wehren, sollte schon ein Grund sein, die Grenze niedriger zu ziehen.