Red Bull wird beim GP Türkei ohne den ominösen F-Schacht antreten. Nach zwei Trainingssitzungen beschlossen die Ingenieure, das Experiment abzublasen. Der nächste Versuch findet in zwei Wochen in Montreal statt. Dann muss das System funktionieren.
Red Bull wird beim GP Türkei ohne den ominösen F-Schacht antreten. Nach zwei Trainingssitzungen beschlossen die Ingenieure, das Experiment abzublasen. Der nächste Versuch findet in zwei Wochen in Montreal statt. Dann muss das System funktionieren.
Nach McLaren, Ferrari, Mercedes und Sauber hatte auch Red Bull in Istanbul seinen F-Schacht ausgepackt. Die Fahrer schlossen mit der linken Hand im Cockpit den Kreislauf, der dann über einen Kanal durch die Airbox Luft in das obere Heckflügelelement bläst, um auf der Geraden einen Strömungsabriss zu provozieren. Chefingenieur Adrian Newey hatte sich im Gegensatz zur Konkurrenz extra Zeit gelassen, um in Istanbul mit einem ausgeklügelten System an den Start zu gehen.
Sebastian Vettel und Mark Webber haben in den beiden Trainingssitzungen Vergleichstests mit und ohne durchgeführt. Nach Durchsicht der Daten entschlossen sich die Ingenieure, den F-Schacht für den Rest des Wochenendes wieder auszubauen. "Es gibt noch unerwünschte Nebenwirkungen", erklärte Red Bull-Strippenzieher Helmut Marko. "Wir checken jetzt die Daten, die der erste Trainingstag gebracht hat, und versuchen es in Montreal ein zweites Mal."
Dann muss es funktionieren. In Montreal ist der Anteil der Geraden noch höher als in Istanbul. Dort ist Top-Speed lebenswichtig. Messungen in Istanbul haben ergeben, dass die McLaren am ersten Trainingstag über eine halbe Sekunde nur auf den Geradeausstücken auf die Red Bull gutmachen. "Das ist doch frustrierend", schüttelt Vettel den Kopf. Marko ergänzt: "In den Kurven fahren wir Kreise um sie." Auch wenn der Unterschied in der Endgeschwindigkeit mit vier km/h relativ gering ausfiel, darf man sich nicht täuschen lassen. "Der F-Schacht funktioniert vom Beginn der Geraden an. Die McLaren sind viel früher auf Top-Speed als wir. Da holen sie ihre Zeit" erklärt Vettel.
Dass der kontrollierte Strömungsabriss im Heck eine Wissenschaft für sich ist, hat auch schon Ferrari gemerkt. Der erste Einsatz in Barcelona war ein Reinfall. Die Ferrari waren zwar die schnellsten auf der Geraden, büßten aber in den schnellen Kurven zu viel Zeit ein, weil der Heckflügel auch bei einem offenen Kreislauf nicht optimal angeströmt wurde. Der zweite Versuch in Istanbul geriet schon besser, wie Fernando Alonso verriet: "Wir haben die Probleme von Barcelona gelöst." Der Spanier räumte jedoch ein: "Unser System ist noch nicht perfekt. Wir müssen weiter daran arbeiten."
McLaren ist über diese Lernphase längst hinaus. Deshalb macht sich Jenson Button auch keine Gedanken darüber, dass die Konkurrenz jetzt wie wild kopiert: "Es war uns klar, dass wir dieses System nur kurz exklusiv haben würden. Jetzt profitieren wir von unserem Erfahrungsvorsprung. Es wird noch eine Weile dauern, bis die anderen den F-Schacht voll verstehen."