Wie hat Sebastian Vettel den Frontflügel verloren? Was war das Problem mit dem Motor von Charles Leclerc? Und wieso muss sich Mercedes trotz Doppelsieg Sorgen machen? Die Antworten in unserer Rennanalyse.
Wie hat Sebastian Vettel den Frontflügel verloren? Was war das Problem mit dem Motor von Charles Leclerc? Und wieso muss sich Mercedes trotz Doppelsieg Sorgen machen? Die Antworten in unserer Rennanalyse.
Es war ganz und gar nicht der Tag von Sebastian Vettel. Erst duellierte er sich in Runde 38 mit Lewis Hamilton und dreht sich dabei – allerdings ganz ohne eine Berührung. Als der Mercedes-Pilot seinen Angriff in Kurve 4 durchzog, rutschte dem Ferrari-Pilot ganz unverhofft das Heck weg. „Das war mein Fehler”, sagt Vettel anschließend ganz offen. Doch als wäre das Unheil damit nicht schon groß genug gewesen, flog ihm wie aus heiterem Himmel kurz darauf auch noch der Frontflügel um die Ohren. Beobachter rätselten, wie das passieren konnte. Schließlich war nirgendwo ein Feindkontakt zu erkennen.
Der Ferrari-Pilot sorgte nach dem Rennen für Aufklärung. “Ich habe mich gedreht und dachte, es wäre nicht so schlimm gewesen”, berichtete Vettel. „Aber der linke Hinterreifen ist wohl delaminiert. Dadurch hatte ich starke Vibrationen und auf der Geraden ist dann der Frontflügel gebrochen.” Die Konsequenz: Vettel musste die Box ansteuern und sich eine neue Nase abholen. Das Trostpflaster: Platz fünf.
Ferrari-Youngster Charles Leclerc verpasste seinen ersten Sieg in der Formel 1 nur knapp. Er drückte dem gesamten Rennen seinen Stempel auf, ehe es ab Runde 43 bergab ging. Leclercs erste Meldung am Funk: “Da ist was mit dem Motor.„ Kurz darauf schnupfte ihn schon ein Racing Point auf. Die Fortsetzung folgte: “Was ist da los?”, fragte er eine Runde später wieder. Von Runde 46 auf 47 reduzierte sich der Abstand von Lewis Hamilton schlagartig um rund vier Sekunden. Einen Umlauf später hatte sich Hamilton bereits die Führung geschnappt.
Dabei blieb es natürlich nicht. Auch Valtteri Bottas eilte mit Siebenmeilenstiefeln heran und überholte den Monegassen in Runde 55. Leclercs Rettung: Das Safety Car, das direkt danach in Runde 56 ausrückte. Sonst hätte ihn auch Max Verstappen noch kassiert.
Doch was war das Problem am Ferrari-Motor? „Wir haben noch keine genaue Erklärung”, sagte Teamchef Mattia Binotto nach dem Rennen. “Wir überprüfen den Motor zurzeit. Das Problem war jedenfalls die Verbrennung in einem Zylinder. In Maranello wird der Motor noch einmal komplett gecheckt. Er hat ja auch noch bis zum Ende des Rennens gehalten. Wir werden versuchen ihn am Freitag in China noch einmal einzusetzen.” Gerüchte, es habe ein Problem mit der MGU-H gegeben, dementierte der Schweizer mit italienischem Pass. Und Binotto gibt teilweise Entwarnung: „Was passiert ist – auch wenn wir es noch nicht ganz verstehen – ist ein Einzelfall. Es geht nicht darum, dass wir den Motor zu hart rannehmen oder so.”
Nico Hülkenberg und Daniel Ricciardo waren beide für Renault auf Punktekurs, ehe sie just in derselben Runde nur wenige Sekunden voneinander getrennt auf der Strecke ausrollten. Ausgerechnet drei Runden vor Schluss. Bei Hülkenberg, der bereits auf Platz sechs lag, war leichter Rauch im Heck zu erkennen, was von außen betrachtet auf einen Motorschaden hindeutete. Auch Ricciardo, auf Platz neun liegend, hatte plötzlich keinen Vortrieb mehr.
“Wir müssen uns ansehen, was passiert ist, aber ich habe plötzlich Power verloren und das war's. Es war ein spaßiges Rennen mit einer verrückten ersten Runde, in der ich nur überleben musste. Das Team hat heute bei der Zwei-Stop-Strategie gute Arbeit geleistet, und wir können daraus positive Schlüsse ziehen. Wir müssen in Zukunft sauberer arbeiten und sicherstellen, dass wir nicht noch mehr Enttäuschungen wie diese erleben.”
Bei Ricciardo, der als einziger im Feld auf einer Einstopp-Strategie unterwegs war, streikte die MGU-K. Das war schon bei Carlos Sainz im McLaren in Melbourne ein Thema. „Wir hatten Probleme, mit denen wir bereits früher konfrontiert wurden, die wir aber in Bahrain nicht beheben konnten”, sagte Renault-Teamchef Cyril Abiteboul. “Das ist zunehmend frustrierend und inakzeptabel, da beide Autos sowohl über eine Runde als auch über den Longrun konkurrenzfähig waren.”
Bei Red Bull läuft es umgekehrt wie bei Ferrari. Die Leistung in Australien gab Hoffnung, die in Bahrain enttäuschte. Das ganze Wochenende über beklagten sich beide Fahrer, man habe Schwierigkeiten mit der Balance des Autos. Vor allem der Soft-Reifen lag den Bullen gar nicht. Laut Max Verstappen habe man auch das optimale Fenster mit dem RB15 noch nicht gefunden. Man vermutet, die Ursache liegt in der Aerodynamik.
Während Max Verstappen noch einigermaßen damit klar kam und das Bestmögliche aus dem Auto heraus presste, ging Pierre Gasly unter. Mehr als Platz vier und acht war am Ende nicht drin. Das Tempo der Spitze konnte man zu keiner Zeit mitgehen. „Der vierte Platz war nicht so schlecht, da wir Probleme mit der Pace und dem Grip an der Hinterachse hatten”, sagte Verstappen. “Vor allem durch den starken Wind. Ich bin nur herum gerutscht.” Bei Gasly stellten sich im Rennen die selben Probleme wie im Zeittraining am Samstag ein. Er fühlte sich immer noch nicht wohl mit dem Auto: „Letztes Jahr konnte ich mit dem Auto machen, was ich will. Jetzt fühlt es sich einfach nur unberechenbar an.
Der zweite Doppelsieg der Saison liest sich als gute Bilanz. Doch Mercedes muss Ferrari weiter fürchten. Die Italiener dominierten das gesamte Bahrain-Wochenende. Vom ersten Training über das Qualifying bis hin zum Rennen. Die Australien-Schwäche ist definitiv behoben und war offenbar nur ein Ausreißer. Das wahre Potenzial hatte man wirklich bei den Testfahrten schon gesehen. Nur durch das Motorenproblem von Charles Leclerc erbten die Silberpfeile den Doppelsieg in Bahrain. Ferrari ließ Mercedes vor allem auf den Geraden alt aussehen. Im Renn-Modus waren es vier Zehntel auf allen Geraden, die die Scuderia den Autos von Mercedes abknüpften.
In China und in Baku kommt die Stärke des Motors erst Recht zum Tragen. “Da sind die Geraden noch länger, und Ferraris Vorteil könnte sich noch stärker auswirken”, sagte Valtteri Bottas. Innerhalb so kurzer Zeit den Rückstand auf Ferrari zu schließen, hält Mercedes-Teamchef Toto Wolff für unrealistisch. „Egal ob Chassis oder Motor: Auf unserem Niveau legst du nur in kleinen Schritten zu. Deshalb wird es schwer werden, einen so riesigen Rückstand zu egalisieren“, fürchtet er.
Fahrer | Team | Zeit / Rückstand | |
1 | Lewis Hamilton | Mercedes | 1:34:21.295 |
2 | Valtteri Bottas | Mercedes | +2.980s |
3 | Charles Leclerc | Ferrari | +6.131s |
4 | Max Verstappen | Red Bull | +6.408s |
5 | Sebastian Vettel | Ferrari | +36.068s |
6 | Lando Norris | McLaren | +45.754s |
7 | Kimi Räikkönen | Alfa Romeo | +47.470s |
8 | Pierre Gasly | Red Bull | +58.094s |
9 | Alexander Albon | Toro Rosso | +62.697s |
10 | Sergio Perez | Racing Point | +63.696s |
11 | Antonio Giovinazzi | Alfa Romeo | +64.599s |
12 | Daniil Kvyat | Toro Rosso | +1 Runde |
13 | Kevin Magnussen | Haas | +1 Runde |
14 | Lance Stroll | Racing Point | +1 Runde |
15 | George Russell | Williams | +1 Runde |
16 | Robert Kubica | Williams | +2 Runden |
17 | Nico Hülkenberg | Renault | Ausfall |
18 | Daniel Ricciardo | Renault | Ausfall |
19 | Carlos Sainz | McLaren | Ausfall |
20 | Romain Grosjean | Haas | Ausfall |