Sergio Perez gewann ein Rennen, das George Russell hätte gewinnen müssen. Mercedes verwechselte beim Boxenstopp die Reifen und verwehrte dem Engländer den Erfolg. Zweiter wurde in einem turbulenten Grand Prix Esteban Ocon vor Lance Stroll.
Sergio Perez gewann ein Rennen, das George Russell hätte gewinnen müssen. Mercedes verwechselte beim Boxenstopp die Reifen und verwehrte dem Engländer den Erfolg. Zweiter wurde in einem turbulenten Grand Prix Esteban Ocon vor Lance Stroll.
Es hätte ein Märchen werden können. Eigentlich sogar müssen. Stattdessen wurde es ein Albtraum für Mercedes und den Mann, der den an Corona erkrankten Lewis Hamilton vertrat. George Russell machte alles richtig, doch sein Team alles falsch. 60 Runden lang war der 22-jährige Engländer auf dem Weg zu seinem ersten Sieg. Am Ende landete er nach vier Boxenstopps nur auf dem neunten Platz. Der Aushilfsfahrer von Mercedes beendete damit wenigstens seine punktelose Serie von 36 Grand Prix. Ein schwacher Trost.
60 Runden lang sah alles nach einem Mercedes-Doppelsieg aus. Bis die Seriensieger bei den Boxenstopps mit den Reifen durcheinander kamen und acht Runden vor der Zielflagge Russell auch noch von einem schleichenden Plattfuß in die Box getrieben wurde. Der Profiteur hieß Sergio Perez, der nach der ersten Runde schon draußen schien. Charles Leclerc hatte ihn im Getümmel umgedreht.
Doch der Mexikaner arbeitete sich zurück, profitierte von einer überraschenden Wendung im Rennen, einer klugen Strategie und einer beherzten Fahrt. Perez feierte in der Nacht von Bahrain seinen ersten Grand Prix-Sieg. Es ist sein Abschiedsgeschenk an Racing Point. "Ich hofffe, dass hier ist kein Traum. Es ist unglaublich. Ich habe zehn Jahre auf diesen Moment gewartet. Jetzt bin ich ein Grand Prix-Sieger", sagte der Sieger.
Mercedes hatte eigentlich alles im Griff. George Russell und Valtteri Bottas waren auf dem Weg zu einem sicheren Doppelsieg. Dann ließen sich die Strategen von einem virtuellen Safety Car zu einem weiteren Reifenwechsel locken. Williams-Debütant Jack Aitken hatte es nach einem Unfall in der Zielkurve ausgelöst. Der Engländer war in den Reifenstapel gekracht und verteilte daraufhin den Frontflügel auf der Ideallinie. Später wurde das virtuelle in ein echtes Safety Car umgewandelt.
Die Mercedes-Strategen wollten zur Sicherheit ihre Piloten mit einem frischen Reifensatz bestücken. Doch bei einem Doppelstopp ging alles schief. An Russells Auto schraubten die Mechaniker einen falschen Reifensatz, was den Engländer eine Runde später zu einem weiteren Boxenstopp zwang. Dadurch rutschte er zunächst auf den fünften Platz ab.
Der Reifenwechsel von Bottas dauerte im Chaos mehr als 27 Sekunden. Das warf ihn auf den vierten Platz zurück. Die Doppelführung für Mercedes war dahin. Bottas war beim Restart wenigstens vor seinem aufmüpfigen Teamkollegen. Doch Russell überholte ihn wenig später. Der Finne verbremste sich in der vierten Kurve, Russell positionierte seinen Mercedes und überholte vor Kurve sieben.
Einen Umlauf später krallte sich der Hamilton-Ersatz den Racing Point von Lance Stroll. In der 73. Runde war dann Esteban Ocon fällig. Russell machte sich auf die Jagd nach Sergio Perez, wurde aber von einem schleichenden Plattfuß endgültig aus seinen Träumen gerissen.
Perez ließ sich den Sieg im Finale nicht mehr nehmen. Der Mexikaner spielte seine Routine aus und distanzierte seinen ersten Verfolger um mehr als zehn Sekunden. Racing Point jubelte noch ein zweites Mal. Lance Stroll lenkte seinen RP20 ebenfalls auf das Podest – das zweite in dieser Saison nach dem GP Italien. "Ich bin ein bisschen enttäuscht, weil ich hätte gewinnen können. Doch im Endeffekt freue ich mich für Sergio." Für Stroll endete damit eine Seuchenserie. Racing Point holte insgesamt 40 Punkte und ist damit wieder Dritter im Konstrukteurspokal.
Kein Mercedes und kein Red Bull auf dem Podest. Renault war neben Racing Point der große Gewinner. Esteban Ocon, der die Qualifikation noch verpatzt hatte, landete mit einem Einstopprennen auf dem zweiten Platz. "Ich finde keine Worte. Ich musste am Boxenfunk weinen", berichtete der Franzose. Es ist sein erstes Podium im 66. Rennen der Laufbahn und das dritte für Renault in diesem Jahr nach den Podestplätzen von Daniel Ricciardo am Nürburgring und Imola. Der Australier erreichte in einem aufreibenden Rennen den fünften Platz. Er dürfte nicht ganz glücklich über die Taktik seiner Mannschaft gewesen sein.
Genauso wenig wie Carlos Sainz, der nach einer starken Startrunde schon Dritter war. Doch McLaren gab die Position auf der Strecke während des ersten virtuellen Safety Cars auf – ausgelöst vom Williams von Nicholas Latifi. McLaren bat seinen Piloten zu einem weiteren Reifentausch. Am Ende verfehlte Sainz das Podest gegen Stroll um 0,7 Sekunden. Teamkollege Lando Norris blieb nach einer schwachen Qualifikation auch im Rennen blass. Immerhin sicherte er sich wenigstens noch einen Punkt.
Alpha Tauri eröffnete die Serie der zweiten Boxenstopps im Mittelfeld. Es brachte dem Team nichts. Für Daniil Kvyat wäre mehr drin gewesen als der siebte Platz. Pierre Gasly rutschte sogar aus den Top 10. Das Schwesterteam Red Bull konnte sich über den sechsten Platz von Alexander Albon nur wenig freuen. Während der Thailänder ein gebrauchtes Wochenende erwischte, brillierte Perez, mit dem er sich um das Red Bull-Cockpit für 2021 streitet.
Charles Leclerc übertrieb es direkt nach dem Start in der vierten Kurve und räumte Perez ab. Max Verstappen musste ausweichen, rodelte durch das Kiesbett und krachte in die Streckenbegrenzung. Das Rennen für den Ferrari und den Red Bull war nach nicht einmal einer halben Runde beendet. "Charles war zu aggressiv und zu optimistisch. Und er hat zu spät gebremst", berichtete ein enttäuschter Verstappen. Der Monegasse rechtfertigte sich. "Ich dachte, Sergio geht außen herum an Valtteri vorbei. Doch dann hat er zurückgesteckt. Davon wurde ich überrascht. Die Schuld liegt aber eher auf meiner Seite."
Die beiden Mercedes sahen die Zielflagge auf den Positionen acht und neun. Bottas wird das Wochenende als großen Misserfolg abhaken müssen. Russell weiß wenigstens, dass er den Teamkollegen in jeder Phase des Rennens kontrolliert hatte. Und eigentlich hätte gewinnen müssen. Sebastian Vettel reiste ohne Zähler weiter nach Abu Dhabi. Der Heppenheimer wurde Zwölfter.
Fahrer | Team | Runden | Zeit | WM-Punkte |
---|---|---|---|---|
1. Sergio Perez | Racing Point | 87 | 1:31:15.114 | 25 |
2. Esteban Ocon | Renault | 87 | +10.518s | 18 |
3. Lance Stroll | Racing Point | 87 | +11.869s | 15 |
4. Carlos Sainz | McLaren | 87 | +12.580s | 12 |
5. Daniel Ricciardo | Renault | 87 | +13.330s | 10 |
6. Alexander Albon | Red Bull | 87 | +13.842s | 8 |
7. Daniil Kvyat | Alpha Tauri | 87 | +14.534s | 6 |
8. Valtteri Bottas | Mercedes | 87 | +15.389s | 4 |
9. George Russell | Mercedes | 87 | +18.556s | 3 |
10. Lando Norris | McLaren | 87 | +19.541s | 1 |
11. Pierre Gasly | Alpha Tauri | 87 | +20.527s | 0 |
12. Sebastian Vettel | Ferrari | 87 | +22.611s | 0 |
13. Antonio Giovinazzi | Alfa Romeo | 87 | +24.111s | 0 |
14. Kimi Räikkönen | Alfa Romeo R | 87 | +26.153s | 0 |
15. Kevin Magnussen | Haas | 87 | +32.370s | 0 |
16. Jack Aitken | Williams | 87 | +33.674s | 0 |
17. Pietro Fittipaldi | Haas | 87 | +36.858s | 0 |
18. Nicholas Latifi | Williams | 52 | DNF | 0 |
19. Max Verstappen | Red Bull | 0 | DNF | 0 |
20. Charles Leclerc | Ferrari | 0 | DNF | 0 |
Fahrer | Team | Runden | Zeit | WM-Punkte |
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1. Sergio Perez | Racing Point | 87 | 1:31:15.114 | 25 |
2. Esteban Ocon | Renault | 87 | +10.518s | 18 |
3. Lance Stroll | Racing Point | 87 | +11.869s | 15 |
4. Carlos Sainz | McLaren | 87 | +12.580s | 12 |
5. Daniel Ricciardo | Renault | 87 | +13.330s | 10 |
6. Alexander Albon | Red Bull | 87 | +13.842s | 8 |
7. Daniil Kvyat | Alpha Tauri | 87 | +14.534s | 6 |
8. Valtteri Bottas | Mercedes | 87 | +15.389s | 4 |
9. George Russell | Mercedes | 87 | +18.556s | 3 |
10. Lando Norris | McLaren | 87 | +19.541s | 1 |
11. Pierre Gasly | Alpha Tauri | 87 | +20.527s | 0 |
12. Sebastian Vettel | Ferrari | 87 | +22.611s | 0 |
13. Antonio Giovinazzi | Alfa Romeo | 87 | +24.111s | 0 |
14. Kimi Räikkönen | Alfa Romeo R | 87 | +26.153s | 0 |
15. Kevin Magnussen | Haas | 87 | +32.370s | 0 |
16. Jack Aitken | Williams | 87 | +33.674s | 0 |
17. Pietro Fittipaldi | Haas | 87 | +36.858s | 0 |
18. Nicholas Latifi | Williams | 52 | DNF | 0 |
19. Max Verstappen | Red Bull | 0 | DNF | 0 |
20. Charles Leclerc | Ferrari | 0 | DNF | 0 |