Paul di Resta sprang beim GP Ungarn für Felipe Massa ein. Der Schotte machte seine Sache gut. Hätte er eine Chance auf ein Comeback? In der Vergangenheit haben es nur wenige Langzeit-Arbeitslose geschafft.
Paul di Resta sprang beim GP Ungarn für Felipe Massa ein. Der Schotte machte seine Sache gut. Hätte er eine Chance auf ein Comeback? In der Vergangenheit haben es nur wenige Langzeit-Arbeitslose geschafft.
Er ging vom vorletzten Startplatz aus ins Rennen und schied nach 60 Runden wegen starkem Ölverlust aus. Und trotzdem war Paul di Resta einer der Stars des GP Ungarn. Der 31-jährige Schotte erfuhr am Samstagmorgen, dass er den Job von Felipe Massa übernehmen muss. Di Resta weilte eigentlich nur in Budapest, weil er zum Experten-Team des TV-Senders Sky England gehörte.
Der DTM-Meister von 2010 fährt zwar immer noch aktiv Rennen, doch von der Formel 1 hatte er sich schon vor vier Jahren verabschiedet. Sein letzter Grand Prix datierte vom 24. November 2013. Der damalige Force India-Pilot beendete das Rennen auf Rang 11. In diesem Jahr war er als Notnagel bei Williams angestellt. Man baute ihm einen Sitz für den FW40, und er durfte im Simulator fahren. Im echten Auto saß er nie. Seine Hybrid-Erfahrung beschränkte sich auf ein paar Demo-Runden im 2014er Williams FW36 in Silverstone. Sein Wissensstand mit den breiten Autos und breiten Reifen lag bei Null.
Di Resta war es nicht einmal vergönnt, sich in einem freien Training auf die Aufgabe vorzubereiten. Er wurde kalt in die Qualifikation geworfen. Nach 11 Runden hatte er eine Zeit von 1.19,868 Minuten auf die Bahn gelegt. Damit lag er nur 0,766 Sekunden hinter Teamkollege Lance Stroll, der den Williams FW40 in- und auswendig kennt.
Im Rennen setzte di Resta sein Husarenstück fort. Er fuhr 60 Runden lang fehlerlos, fiel zwar wegen eines schlecht getimten Boxenstopps ans Ende des Feldes zurück, war aber im zweiten Stint die Beständigkeit in Person. 17 von 19 Runden fuhr di Resta zwischen 1.23,2 und 1.23,9 Minuten. Seine schnellste Rennrunde lag nur 0,412 Sekunden über der seines Teamkollegen.
Di Resta hakte den Einsatz als Erfolg für sich selbst ab: „Ich war im Rennen das erste Mal mit unterschiedlichen Reifenmischungen unterwegs, die genauso neu für mich waren, wie das Fahren mit viel Benzin an Bord. Ich musste mich auch erst einmal an die Dimensionen des Autos im Pulk gewöhnen. Deshalb ging ich die Sache vorsichtig an und versuchte keine Fehler zu machen. Je länger ich unterwegs war, desto wohler fühlte ich mich im Auto.“
Technikchef Paddy Lowe sprach von einer „fantastischen Leistung angesichts der fehlenden Vorbereitung.“ Auch Mercedes-Teamchef Toto Wolff war voll des Lobes: „Paul hat einen unglaublichen Job gemacht mit einer Handvoll Runden im 2014er Auto als einzige Erfahrung. Er wurde durch die Umstände von jetzt auf gleich in ein Formel 1-Auto katapultiert und fährt nur 7 Zehntel langsamer als sein Teamkollege. Vielleicht war das die Wiedergeburt einer Karriere.“ Auf die Frage, was Mercedes machen würde, wäre beim nächsten Rennen überraschend ein Fahrer krank oder verletzt, fand Wolff eine schnelle Antwort: „Dann nehmen wir Paul.“
Doch kann das überhaupt funktionieren, ein Comeback nach so langer Zeit? Schauen wir zurück in die Geschichte der Formel 1. Da zeigt sich: Es ist unwahrscheinlich, aber möglich. Peter Revson und Mike Hailwood haben nach ihrer Pause eine bessere Karriere gehabt als zuvor. Motorrad-Superstar Hailwood führte sich sogar mit einem Paukenschlag nach 2.289 Tagen Formel 1-Pause wieder in den Zirkus ein. Er wurde auf einem Surtees in Monza Vierter, war Teil des Fünferpulks, der um den Sieg kämpfte und hatte im Ziel nur 0,18 Sekunden Rückstand auf Sieger Peter Gethin.
Alexander Wurz hatte vom Ergebnis her ein noch besseres Comeback. Der Österreicher wurde als Aushilfe für den verletzten Juan Pablo Montoya 2005 in Imola Dritter in einem McLaren-Mercedes. Es war ein einmaliger Auftritt. Nach noch einmal zwei Jahren Abstinenz kehrte er 2007 ein zweites Mal in die Königsklasse zurück. Diesmal auf Williams. Es wurde eine anständige Saison mit 13 WM-Punkten und einem weiteren dritten Platz.
Michael Schumacher hatte sich seine zweite Karriere sicher anders vorgestellt, als er 2010 in Bahrain nach 1.239 Tage Rente wieder einen Grand Prix fuhr. Teil 2 seiner unglaublichen Laufbahn begann mit Platz 6. Doch der Mercedes-Pilot konnte nie wieder an die Leistungen seiner glorreichen Zeit davor anschließen. Was zum Teil sicher auch daran lag, dass der Mercedes in den Jahren 2010 bis 2012 kein Siegerauto war.
Die längste Pause überhaupt hatte Jan Lammers. Der Holländer setzte 3.767 Tage und 164 Rennen aus. Sein Comeback 1992 in einem March dauerte nur 2 Rennen. Nicht besser erging es Luca Badoer, der 2009 nach 3.584 Tage ohne Formel 1-Rennen für den verletzten Felipe Massa im Ferrari einsprang. Der Ferrari F60 war ein heikles Auto, mit dem nur Kimi Räikkönen schnell fahren konnte. Badoer wurde zwei Rennen später durch Giancarlo Fisichella ersetzt, der mit dem Auto aber auch auf keinen grünen Zweig kam. Gegen Lammers und Badoer ist di Resta mit seiner Pause ein Waisenknabe. Der Schotte liegt auch nur auf Platz 23 der Rangliste. Immerhin zwei Plätze vor Michael Schumacher.
Die längsten Pausen der F1-Geschichte:
Fahrer | Tage Pause | Rennen Pause | Zeitraum | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
1. Jan Lammers | 3.767 Tage | 164 GP | NL 1982 - JAP 1992 | Ausfall |
2. Luca Badoer | 3.584 Tage | 167 GP | JAP 1999 - EUR 2009 | P17 |
3. Pete Lovely | 3.226 Tage | 87 GP | USA 1960 - CAN 1969 | P7 |
4. André Pilette | 2.905 Tage | 70 GP | FRA 1956 - BEL 1964 | Ausfall |
5. Eppie Wietzes | 2.583 Tage | 90 GP | CAN 1967 - CAN 1974 | Ausfall |
6. Peter Revson | 2.583 Tage | 78 GP | ITA 1964 - USA 1971 | Ausfall |
7. Mike Hailwood | 2.289 Tage | 72 GP | MON 1965 - ITA 1971 | P4 |
8. Narain Karthikeyan | 2.002 Tage | 90 GP | CHI 2005 - MAL 2011 | Ausfall |
9. Hans Herrmann | 1.827 Tage | 46 GP | DEU 1961 - DEU 1966 | P11 |
10. Wolfgang Seidel | 1.778 Tage | 38 GP | DEU 1953 - BEL 1958 | Ausfall |
11. Alexander Wurz | 1.645 Tage | 71 GP | MAL 2000 - SAM 2005 | P3 |
12. Alessandro Zanardi | 1.574 Tage | 66 GP | AUS 1994 - AUS 1999 | Ausfall |
... | ... | ... | ... | ... |
23. Paul di Resta | 1.344 Tage | 59 GP | BRA 2013 - UNG 2017 | Ausfall |
... | ... | ... | ... | ... |
25. Michael Schumacher | 1.239 Tage | 52 GP | BRA 2006 - BAH 2010 | P6 |
Fahrer | Tage Pause | Rennen Pause | Zeitraum | Ergebnis |
---|---|---|---|---|
1. Jan Lammers | 3.767 Tage | 164 GP | NL 1982 - JAP 1992 | Ausfall |
2. Luca Badoer | 3.584 Tage | 167 GP | JAP 1999 - EUR 2009 | P17 |
3. Pete Lovely | 3.226 Tage | 87 GP | USA 1960 - CAN 1969 | P7 |
4. André Pilette | 2.905 Tage | 70 GP | FRA 1956 - BEL 1964 | Ausfall |
5. Eppie Wietzes | 2.583 Tage | 90 GP | CAN 1967 - CAN 1974 | Ausfall |
6. Peter Revson | 2.583 Tage | 78 GP | ITA 1964 - USA 1971 | Ausfall |
7. Mike Hailwood | 2.289 Tage | 72 GP | MON 1965 - ITA 1971 | P4 |
8. Narain Karthikeyan | 2.002 Tage | 90 GP | CHI 2005 - MAL 2011 | Ausfall |
9. Hans Herrmann | 1.827 Tage | 46 GP | DEU 1961 - DEU 1966 | P11 |
10. Wolfgang Seidel | 1.778 Tage | 38 GP | DEU 1953 - BEL 1958 | Ausfall |
11. Alexander Wurz | 1.645 Tage | 71 GP | MAL 2000 - SAM 2005 | P3 |
12. Alessandro Zanardi | 1.574 Tage | 66 GP | AUS 1994 - AUS 1999 | Ausfall |
... | ... | ... | ... | ... |
23. Paul di Resta | 1.344 Tage | 59 GP | BRA 2013 - UNG 2017 | Ausfall |
... | ... | ... | ... | ... |
25. Michael Schumacher | 1.239 Tage | 52 GP | BRA 2006 - BAH 2010 | P6 |