Im Kampf um den dritten WM-Rang drohte McLaren in Mexiko eine herbe Pleite. Doch im Qualifying kämpfte die Papaya-Renner plötzlich mit Ferrari auf Augenhöhe. Der erste Verfolger der beiden Top-Teams saß aber in einem Alpha Tauri.
Im Kampf um den dritten WM-Rang drohte McLaren in Mexiko eine herbe Pleite. Doch im Qualifying kämpfte die Papaya-Renner plötzlich mit Ferrari auf Augenhöhe. Der erste Verfolger der beiden Top-Teams saß aber in einem Alpha Tauri.
McLaren-Teamchef Andreas Seidl machte sich nach den Ergebnissen des Trainingsfreitags schon ernsthaft Sorgen. Seine beiden Autos waren in den Auftaktsessions nicht in den Top Ten der Zeitentabelle zu finden. Die Piloten klagten über wenig Grip und eine schlechte Balance. Die Rivalen von Ferrari schienen um mehr als eine halbe Sekunde einteilt und außer Reichweite.
Im Qualifying am Samstag zeigte sich dann aber ein anderes Bild. Daniel Ricciardo fuhr plötzlich auf Augenhöhe mit den roten Raketen. Charles Leclerc ließ der Australier locker hinter sich. Auf Carlos Sainz fehlten nur drei Tausendstel. Und der Fortschritt lag nicht nur daran, dass ihm Teamkollege Lando Norris im Q3 auf der langen Geraden Windschatten spendete.
"Ferrari sah gestern noch deutlich schneller aus als wir. Deshalb bin ich schon zufrieden, dass ich einen von ihnen hinter mir lassen konnte. Hätte ich mich nicht in Kurve 13 verbremst, hätte ich auch Carlos noch geschnappt. Das geht auf meine Kappe. Aber ich stehe wenigstens auf der sauberen Seite der Startaufstellung. Deshalb bin ich nicht zu enttäuscht, dass ich Platz sechs knapp verpasst habe", so Ricciardo.
Lando Norris musste im Qualifying wie erwartet den Wasserträger spielen. Es war schon vor der Session klar, dass der Youngster durch die Motorenstrafe in der Startaufstellung weit zurück muss. Von Platz 18 will der WM-Fünfte am Sonntag Schadensbegrenzung betreiben. "Es kommt alles drauf an, wie schnell ich an den ersten Autos vorbeikomme. Überholen ist hier nicht einfach. Aber ich habe die WM-Punkte noch nicht aufgegeben."
Doch wie kam die Wende im Duell mit Ferrari überhaupt zustande? Teamchef Andreas Seidl beklagte am Freitag noch, dass der MCL35M mit dem High-Downforce-Paket wie befürchtet nicht so konkurrenzfähig sei wie sonst. "Dann haben wir aber vom ersten zum zweiten Training die richtigen Erkenntnisse gewonnen und das Setup umgebaut. Danach hat die Balance deutlich besser gepasst. Es ist schön zu sehen, wie das Team in dieser Situation reagiert hat", lobte der Bayer seine Mannschaft.
Ferrari konnte sich dagegen im Vergleich zum Freitag nicht mehr steigern. Bei Carlos Sainz kamen dann auch noch technische Probleme dazu. Nach der Unterbrechung in der ersten Quali-Runde streikte plötzlich der Motor. "Wir haben da ein Problem, wenn wir zu lange in der Boxengasse warten müssen. Das müssen wir noch einmal analysieren", erklärte der Pilot.
Die Probleme brachten Sainz aus dem Tritt: "Ich habe nie einen guten Rhythmus gefunden und konnte keine sauberen Runden zusammenbringen. Das Gefühl hat einfach nicht gepasst. Aber wenn man bedenkt, wie schlecht die Session lief, war Platz sechs dann gar nicht so schlecht."
Auch Teamkollege Charles Leclerc fühlte sich unter Wert geschlagen. Im Q1 hatte er noch die zweitschnellste Runde aller Fahrer gedreht: "Ich kann heute nicht zufrieden mit meiner Leistung sein. Ich hatte das ganze Wochenende Probleme. Dann im Qualifying hat sich das Auto plötzlich richtig gut angefühlt. Und dann unterläuft mir im entscheidenden Run im Q3 ein Fehler. Das hat mich einige Plätze gekostet. Das ist sehr ärgerlich. Ich bin sehr enttäuscht von mir."
Bei zwei Ferrari gegen einen McLaren in den Top Ten stehen die Chancen gut, dass sich die Reihenfolge in der Teamwertung umdreht. Ferrari geht mir einem Rückstand von nur 3,5 Zählern das fünftletzte Rennen. Als dritte Kraft können sich in Mexiko aber weder Ferrari noch McLaren fühlen. Dieser Titel geht an Alpha Tauri.
Pierre Gasly fuhr im letzten Q3-Run satte drei Zehntel schneller als Sainz und Ricciardo. Nach vorne zu Sergio Perez betrug der Rückstand dagegen nur ein Zehntel. Das Red-Bull-Schwesterteam spielte den Vorteil des Honda-Motors in der dünnen Höhenluft voll aus. Und auch das Setup mit maximalem Abtrieb kommt dem Auto entgegen.
"Das war heute ein fantastisches Qualifying. Das Team hat eine großartige Arbeit abgeliefert. Wir sind dieses Wochenende wirklich stark aufgestellt", jubelte Gasly. Nun muss von dem guten Startplatz im Rennen endlich auch mal die Ernte eingefahren werden. Zu oft verlor Alpha Tauri diese Saison unnötig Punkte. In Austin sorgte zuletzt ein Dämpfer-Problem für den vorzeitigen Ausfall.
"Wir wissen, dass unser Auto auf allen Strecken gut funktioniert. Wir sind mit dem fünften Startplatz sehr zufrieden", lobte Teamchef Franz Tost seine Mannschaft. Die Konkurrenz von Alpine erlebte in Mexiko einen rabenschwarzen Quali-Samstag. Es sieht so aus, als würde sich der Rückstand auf die Franzosen in der Teamwertung weiter reduzieren. Mit einem guten Rennen würde Gasly übrigens auch Lando Norris glücklich machen: "Es wäre toll, wenn er Ferrari ein paar Punkte klauen könnte."