Das Rennen in Baku konnte die hohen Erwartungen nicht erfüllen. In der Rennanalyse blicken wir auf die Gründe für den Langweiler. Außerdem verraten wir, wie viel Zeit Lewis Hamilton pro Runde durch sein Antriebsproblem verloren hat, warum Räikkönen so schlecht gelaunt war und was Red Bull dermaßen eingebremst hat.
Warum war die Baku-Premiere so langweilig?
Der angekündigte Kracher von Aserbaidschan blieb aus. Die Baku-Premiere wurde zum Langweiler. Nach dem Rennen kratzten sich alle Beteiligten am Kopf: „Da haben bestimmt einige Zocker viel Geld verloren, die auf ein Safety-Car gewettet haben“, scherzte Sebastian Vettel. Doch warum wurde es nicht das große Spektakel?
„Die Piloten haben sicher aus dem Chaos in der GP2 gelernt und Fehler vermieden“, analysierte Toto Wolff. In der Nachwuchsserie hatte es reihenweise Kollisionen, Ausrutscher und Gelb-Phasen gegeben. „Da erkennt man die Qualität der Fahrer“, lobte Vettel seine F1-Kollegen. Streckenplaner Hermann Tilke glaubte: „Die Piloten sind es wohl etwas konservativer angegangen. Vor dem Rennen haben einige ja schon gedacht, dass eine Zielankunft automatisch zu Punkten reicht.“
Warum war Mercedes in Baku so schnell?
Laut eigenen Berechnungen war Mercedes in Baku 1,6 Sekunden schneller als alle anderen. In Monaco und Montreal hatten die Silberpfeile zuvor nur dank Fehlern der Konkurrenz gewonnen. Bei Ferrari und Red Bull fragte man sich deshalb, wo die unglaubliche Pace plötzlich herkommt. Der Alleingang war in diesem Ausmaß nicht zu erwarten.
Dabei sprach auf dem Papier einiges für den Mercedes-Sieg. Das Auto ist aerodynamisch effizient. Es liefert ordentlich Abtrieb bei vergleichsweise wenig Luftwiderstand. Der Antriebsstrang konnte seine Überlegenheit auf der 2 Kilometer langen Geraden voll ausspielen. Und auch die früheren Schwächen auf glattem Asphalt sind ausgemerzt. „Durch die Analyse der Pleite in Singapur 2015 haben wir viel gelernt“, strahlte Teamchef Toto Wolff.
Der große Vorsprung kam aber nicht nur durch die Stärke von Mercedes zustande. Force India und Williams waren zum Beispiel nicht weiter weg als sonst. Doch die restliche Konkurrenz schwächelte. Ferrari fand erst am Samstag ein einigermaßen passendes Setup. Bei Red Bull schimpfte man vor allem über die langen Geraden. Das Power-Defizit sei selbst mit einem Monza-Aero-Paket nicht auszugleichen gewesen.
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Wie viel Zeit hat Lewis Hamilton das Hybrid-Chaos gekostet?
Lewis Hamilton war der Frust nach dem Rennen anzusehen. Er war an der komplizierten Konfiguration der Hybrid-Power gescheitert. Ein Problem mit einem bestimmten Motor-Modus konnte der Weltmeister nicht so schnell beheben wie Teamkollege Nico Rosberg. So wurde aus der angekündigten Aufholjagd bis aufs Podium nichts. Bei Platz 5 war Schluss.
Doch nach dem Rennen gab es unterschiedliche Meinungen, wie dramatisch der Weltmeister von der Technik eingebremst wurde. „Als das Problem behoben war, konnte ich eine Sekunde schneller fahren“, fluchte der Pilot. Seine Ingenieure sprachen dagegen von einem Zeitverlust in Höhe von 2 Zehnteln. Schaut man sich den Schnitt der letzten 8 Runden an, klingt die Version der Techniker deutlich plausibler.
Worum ging es beim Funk-Streit mit Kimi Räikkönen?
Kimi Räikkönen legte sich mal wieder über Funk mit seinem Renningenieur an. In den letzten Runden fragte er genervt, ob er einen Schalter umstellen soll, oder nicht. „Wir mussten ihm mehrmals sagen, dass wir ihm keine Antwort geben durften, weil es unter das Funkverbot fällt“, amüsierte sich Teamchef Maurizio Arrivabene nach dem Rennen. Doch der Iceman sah das Ganze offenbar nicht so locker und schickte einige Schimpfwörter in sein Helmmikrofon.
Der Frust hatte sich schon das ganze Rennen über aufgestaut. Erst flog ihm eine Plastiktüte in den Weg. Dann kassierte er eine 5-Sekunden-Strafe für das Überfahren der Boxen-Linie. „Völliger Blödsinn. Das hat mir null Vorteil gebracht“, schnaubte der Finne. Anschließend musste er für Teamkollege Vettel Platz machen.
Beim Versuch die notwendigen 5 Sekunden Vorsprung auf Perez rauszufahren, standen auch noch ein paar Überrundete im Weg. Und keine blauen Flaggen waren in Sicht. Und zu guter Letzt wurde er vom Kommandostand auch noch zum Spritsparen aufgefordert. Als die Frage nach dem richtigen Spar-Modus unbeantwortet blieb, da platzte Kimi mal kurz der Kragen.
Warum gingen bei Red Bull die Reifen so schnell ein?
Red Bull war die große Enttäuschung beim Rennen in Baku. Von Platz 2 gestartet hatte sich Daniel Ricciardo viel ausgemalt. Doch schon nach 6 Runden musste der Australier erstmals die Box ansteuern. Die Supersoft-Reifen hielten überhaupt nicht. Und auch die Soft-Garnitur schaffte es anschließend nur bis Runde 22. Um mit 2 Stopps über die Distanz zu kommen, blieb nur noch der Griff zum Medium-Reifen.
„Ich hätte vor dem Rennen nicht gedacht, dass der heute zum Einsatz kommt“, gab Teamchef Christian Horner zu. „So einen starken Abbau haben wir im Training nicht erlebt. Aber diese Pirelli-Reifen reagieren so sensibel. Wenn man da leicht aus dem Arbeitsfenster fällt, hat es dramatische Auswirkungen.“ Ein Grund für den Verschleiß sieht der Brite im speziellen Baku-Setup: „Wir mussten mit wenig Heckflügel fahren und kommen deshalb auf der Hinterachse schnell ins Rutschen. Da überhitzen die Reifen leicht und haben zu Körnen angefangen.“
In unserer Galerie zeigen wir Ihnen noch einmal die besten Bilder vom Renntag in Aserbaidschan.
GP Aserbaidschan 2016: Ergebnis Rennen
Fahrer |
Team |
Zeit / Rückstand |
1. Nico Rosberg |
Mercedes |
1:32.52,366 Std. |
2. Sebastian Vettel |
Ferrari |
+ 0:16.696 Min. |
3. Sergio Perez |
Force India |
+ 0:25.241 |
4. Kimi Räikkönen |
Ferrari |
+ 0:33.102 |
5. Lewis Hamilton |
Mercedes |
+ 0:56.335 |
6. Valtteri Bottas |
Williams |
+ 1:00.886 |
7. Daniel Ricciardo |
Red Bull |
+ 1:09.229 |
8. Max Verstappen |
Red Bull |
+ 1:10.696 |
9. Nico Hülkenberg |
Force India |
+ 1:17.708 |
10. Felipe Massa |
Williams |
+ 1:25.375 |
11. Jenson Button |
McLaren |
+ 1:44.817 |
12. Felipe Nasr |
Sauber |
+ 1 Runde |
13. Romain Grosjean |
Haas |
+ 1 Runde |
14. Kevin Magnussen |
Renault |
+ 1 Runde |
15. Jolyon Palmer |
Renault |
+ 1 Runde |
16. Esteban Gutierrez |
Haas |
+ 1 Runde |
17. Marcus Ericsson |
Sauber |
+ 1 Runde |
18. Rio Haryanto |
Manor |
+ 2 Runden |
19. Fernando Alonso |
McLaren |
Ausfall |
20. Pascal Wehrlein |
Manor |
Ausfall |
21. Carlos Sainz Jr. |
Toro Rosso |
Ausfall |
22. Daniil Kvyat |
Toro Rosso |
Ausfall |