Ferrari feierte in Monaco einen Doppelsieg. Mit Sebastian Vettel gewann am Ende auch der richtige Fahrer. Spielten die Strategen mit Kimi Räikkönen ein falsches Spiel? Die Rennanalyse gibt die Antwort auf die wichtigsten Fragen des Rennens.
Ferrari feierte in Monaco einen Doppelsieg. Mit Sebastian Vettel gewann am Ende auch der richtige Fahrer. Spielten die Strategen mit Kimi Räikkönen ein falsches Spiel? Die Rennanalyse gibt die Antwort auf die wichtigsten Fragen des Rennens.
Max Verstappen eröffnete den Reigen der Monaco-Boxenstopps in Runde 32. Mercedes reagierte mit Valtteri Bottas, Ferrari mit Kimi Räikkönen. Die Frage aller Fragen: War es nötig Räikkönen gegen die Undercut-Versuche von Verstappen und Bottas reinzuholen? Klare Antwort: Nein. Räikkönen kam 6,1 Sekunden vor Bottas wieder auf die Piste. Und dazwischen lag noch Carlos Sainz. Ferrari hätte also ruhig noch etwas warten können, statt panisch nachzuziehen. Dann hätte man vielleicht gemerkt, dass der Undercut nicht mit jedem Auto funktioniert.
Wenn überhaupt, hätte Ferrari mit Vettel reagieren müssen, weil der zum Zeitpunkt der Boxenstopps 1,1 Sekunden hinter Räikkönen lag und damit eher gefährdet war. Aber wahrscheinlich war es Ferrari nicht ganz unrecht, so auf elegante Weise die interne Reihenfolge zu drehen. Eines muss aber ganz klar gesagt werden: Vettel war der klar schnellere Fahrer im Team. Bei freier Fahrt auf alten Reifen nahm er Räikkönen 1,5 Sekunden pro Runde ab. Er war mit alten Reifen sogar schneller als Räikkönen mit frischen. In vier Runden gewann er 4,1 Sekunden auf Kimi.
Ferrari hätte merken müssen, dass man Räikkönen mit dem Reifenwechsel in Runde 34 in den Verkehr schickt. Der Finne musste erst Jenson Button und Pascal Wehrlein überrunden, um wieder freie Fahrt zu haben. Da war schon alles verloren. Fazit: Wenn Ferrari gewollt hätte, dass Räikkönen gewinnt, dann wäre das möglich gewesen. Doch Vettel war aus Sicht des WM-Duells mit Lewis Hamilton der bessere Sieger.
Wenn man in Monaco auf Platz drei startet und auf Rang vier ankommt, dann ist irgendwas schiefgelaufen. Genau wie im Fall von Räikkönen verlor Valtteri Bottas seinen Podiumsplatz durch einen frühen Boxenstopp gegen Daniel Ricciardo. Doch in diesem Fall lag die Situation etwas anders. Bottas wurde durch die Taktik von Max Verstappen zur sofortigen Reaktion gezwungen.
„Wir konnten uns aussuchen, ob wir von Verstappen oder Ricciardo geschlagen werden“, zuckte Mercedes-Teamchef Toto Wolff mit den Schultern. „Valtteri hatte schon vor seinem Stopp über den Reifenverschleiß geklagt. Deshalb haben wir uns entschieden, ihn direkt reinzuholen. Damit konnten wir den Platz gegen Verstappen verteidigen, aber Ricciardo hat mit seinen alten Reifen einige erstaunlich schnelle Runden gedreht. Damit war das Podium verloren.“
Neben Kimi Räikkönen gehörte Max Verstappen zu den Piloten, die mit einem dicken Hals über die Ziellinie rollten. Red Bull hatte die Boxenstopp-Kettenreaktion mit dem Holländer überhaupt erst ausgelöst. Am Ende verlor er dadurch eine Position. „Wir haben es ihm transparent erklärt. Und er hat unsere Begründung für die Strategie-Entscheidungen verstanden“, erklärte Red Bull-Teamchef Christian Horner anschließend.
Doch warum setzte man Verstappen auf den riskanten Undercut? „Wir haben gesehen, dass Bottas mit seinen Reifen zu kämpfen hatte. Und bei Sergio Perez, der vorher auf Supersofts wechselte, sah die Outlap zunächst sehr gut aus.“ Beinahe hätte der Undercut gegen Bottas sogar geklappt: „Leider hat Max irgendwo in der Boxengasse eine Sekunde verloren. Dadurch kam er knapp hinter dem Mercedes raus“, erklärte Horner. Dass Ricciardo auf seinen gebrauchten Ultrasofts beide schnappte, überraschte auch die Red Bull-Ingenieure.
Lewis Hamilton startete auf Platz 13 und kam als Siebter ins Ziel. Er war schneller als Carlos Sainz, kam aber am Toro Rosso nicht mehr vorbei. Der Engländer machte sechs Positionen gut, ohne ein Auto überholt zu haben. Nur bei Start gewann er eine Position gegen Stoffel Vandoorne. Ab dann hatten die Taktiker das Wort.
Die Mercedes-Strategen hatten die Wahl: Entweder Start gegen den Trend auf Supersoft-Reifen und Hoffen auf ein frühes Safety-Car. Oder das gleiche machen wie die Spitze und so lange warten wie möglich. Mercedes entschied sich für Taktik 2. Weil die Simulation Platz 7 in Aussicht stellte. Bei Taktik 1 wäre laut Computer maximal Rang 10 möglich gewesen. Da fiel die Wahl leicht.
Esteban Ocon und Kevin Magnussen mussten unplanmäßig an die Box. Beide fingen sich Reifenschäden ein. Die Teamchefs hörten von ihren Fahrern, dass etwas mit einem Kanaldeckel in der Ste. Dévote-Kurve nicht in Ordnung sei. FIA-Rennleiter Charlie Whiting erwiderte: „Es gab kein Problem mit einem Kanaldeckel. Schuld war der Asphalt.“
Der neue Streckenbelag wurde am Samstagabend an besagter Stelle mit Harz verfestigt, weil er auf der Ideallinie zum Teil aufgebrochen war. Whiting: „Zu Mitte des Rennens brach er wieder auf. Das hat offenbar die Reifenschäden verursacht.“ Pirelli-Technikchef Mario Isola bestätigt: „Es waren Schnitte auf der Lauffläche. Eindeutig Einfluss von außen.“
Jenson Button bekam eine Strafe, die er nie absitzen muss. Der Alonso-Ersatz müsste beim GP Kanada um drei Startplätze zurück, wenn er dort antreten würde. Tut er aber nicht. Und sie ist auch nicht auf Fernando Alonso übertragbar. Die Strafe geht in Ordnung. Button versuchte in der Portier-Kurve ein Manöver, das nicht gutgehen konnte. Er brachte nur noch sein linkes Vorderrad zwischen Pascal Wehrleins Räder.
Der Deutsche parkte seinen Sauber unfreiwillig hochkant an der Leitplanke ein, und stieß sich dabei den Kopf an. Wehrlein musste 6 Minuten auf Rettung warten. Das Team sagte ihm über Funk, dass er sich gedulden müsse, bis die Ärzte eintreffen. Dann stellten 12 Streckenposten den Sauber sanft auf die Räder. Wehrlein stieg aus eigener Kraft aus, will aber möglicherweise seine vorgeschädigten Brustwirbel röntgen lassen.
Sergio Perez bekam 10 Sekunden aufgebrummt, weil er bei einem missglückten Überholmanöver Daniil Kvyat in Rascasse torpediert hatte. Der Mexikaner war praktisch auf gleicher Höhe. „Daniil konnte mich nicht sehen. Für mich war es ein normaler Rennunfall“, sagte Perez.
Tatsächlich waren die Sportkommissare hier ziemlich kleinlich. Überholen in Monte Carlo ist schwer genug. Und Perez hatte fast gleiche Höhe. Doch warum hat er überhaupt angegriffen? Ein WM-Punkt war schon sicher. „Ich war mit meinen Ultrasoft-Reifen 2 Sekunden schneller und musste es versuchen“, verteidigte sich Perez.
Ergebnis GP Monaco 2017:
Fahrer | Team | Zeit / Rückstand |
---|---|---|
1. Sebastian Vettel | Ferrari | 1:44.44,340 Std. |
2. Kimi Räikkönen | Ferrari | + 0:03.145 Min. |
3. Daniel Ricciardo | Red Bull | + 0:03.745 |
4. Valtteri Bottas | Mercedes | + 0:05.517 |
5. Max Verstappen | Red Bull | + 0:06.199 |
6. Carlos Sainz Jr. | Toro Rosso | + 0:12.038 |
7. Lewis Hamilton | Mercedes | + 0:15.801 |
8. Romain Grosjean | Haas | + 0:18.150 |
9. Felipe Massa | Williams | + 0:19.445 |
10. Kevin Magnussen | Haas | + 0:21.443 |
11. Jolyon Palmer | Renault | + 0:22.737 |
12. Esteban Ocon | Force India | + 0:23.725 |
13. Sergio Perez | Force India | + 0:49.089 |
14. Lance Stroll | Williams | Ausfall |
15. Daniil Kvyat | Toro Rosso | Ausfall |
16. Stoffel Vandoorne | McLaren | Ausfall |
17. Marcus Ericsson | Sauber | Ausfall |
18. Jenson Button | McLaren | Ausfall |
19. Pascal Wehrlein | Sauber | Ausfall |
20. Nico Hülkenberg | Renault | Ausfall |