Wir haben die Daten aus der zweiten Testwoche noch einmal seziert. Was haben wir daraus gelernt? Mercedes fährt mit viel Benzin und wenig Power, Red Bull blufft, und Ferrari ist besser als erwartet.
Wir haben die Daten aus der zweiten Testwoche noch einmal seziert. Was haben wir daraus gelernt? Mercedes fährt mit viel Benzin und wenig Power, Red Bull blufft, und Ferrari ist besser als erwartet.
Selten war es so schwer, die Testfahrten von Barcelona zu deuten. Zu den üblichen Unsicherheitsfaktoren Spritmenge, Motor-Modus und Reifenmischung kamen auch noch unterschiedliche Bedingungen hinzu. Die waren in der zweiten Testwoche deutlich schlechter als in der ersten.
Wind und Regen, der in der Nacht vor dem fünften Testtag die Gummiauflage von der Ideallinie gewaschen hat, sorgten für schwer vergleichbare Rahmenbedingungen. Am schlechtesten Tag (5) war die Strecke um 1,3 Sekunden langsamer als am besten (1).
Wir betrachten deshalb in unserer Analyse der schnellsten Runden, der Sektorzeiten und der Top-Speeds die zweite Testwoche separat. Irgendwann in diesen 24 Stunden hatte jeder einmal einigermaßen vernünftige Streckenverhältnisse.
Der Großteil der schnellsten Runden und Sektorzeiten konzentriert sich auf den letzten Testtag. Nur beim Top-Speed war der erste Tag der zweiten Woche der beste. Da blies auf der Zielgerade ein kräftiger Rückenwind. Der bremste die Teilnehmer dann auf der Gegengerade mächtig ein. Deshalb sind die Geschwindigkeiten auf der Gegengerade am fünften und sechsten Tag aussagekräftiger.
Beginnen wir mit dem Speed auf der Zielgerade. Alles über 330 km/h kann man vergessen. Da hat der Windschatten geholfen. Nur so ist es möglich, dass Ferrari in der zweiten Testwoche mit 336,7 km/h der Top-Speed-König war, wo man doch nach eigener Aussage noch zu langsam auf den Geraden ist.
Auch die 334,4 km/h von Alfa Romeo, die 333,5 km/h von Mercedes und die 332,5 km/h von Racing Point wurden mit DRS hinter einem anderen Auto erzielt. Alle anderen sind um mindestens 12 km/h langsamer.
Wenn wir auf die Gegengerade oder den Messpunkt 1 kurz vor Kurve 4 schauen, wird es schon interessanter. Vorneweg blasen die beiden Kopien im Feld. Alpha Tauri mit dem letztjährigen Red Bull, Racing Point mit dem Vorjahres-Mercedes.
Dass die A-Teams mit den aktuellen Autos langsamer sind, kann zwei Gründe haben. Sie produzieren mehr Abtrieb und damit mehr Luftwiderstand. Und sie haben es ihren Satelliten-Teams überlassen, mit voller Power zu fahren. So konnte man sich selbst leichter verstecken. Ferrari liegt bei den Speed-Messungen im guten Mittelfeld. Im letzten Jahr flogen die roten Autos auf den Geraden noch allen davon.
Team | Top-Speed | Team | S1 | Team | S2 |
---|---|---|---|---|---|
Ferrari | 336,7 km/h | Racing Point | 289,1 km/h | Alpha Tauri | 310,7 km/h |
Alfa Romeo | 334,4 km/h | Alfa Romeo | 288,2 km/h | Racing Point | 307,3 km/h |
Mercedes | 333,5 km/h | Alpha Tauri | 287,8 km/h | Renault | 305,7 km/h |
Racing Point | 332,5 km/h | Red Bull | 287,1 km/h | Red Bull | 305,0 km/h |
Williams | 320,5 km/h | Renault | 286,1 km/h | Ferrari | 304,3 km/h |
Haas | 320,4 km/h | Ferrari | 285,9 km/h | Mercedes | 303,7 km/h |
Alpha Tauri | 319,0 km/h | Williams | 285,4 km/h | Williams | 303,7 km/h |
McLaren | 318,6 km/h | Mercedes | 284,9 km/h | Haas | 302,8 km/h |
Renault | 317,3 km/h | Haas | 284,4 km/h | McLaren | 301,5 km/h |
Red Bull | 316,7 km/h | McLaren | 283,2 km/h | Alfa Romeo | 301,1 km/h |
Team | Top-Speed | Team | S1 | Team | S2 |
---|---|---|---|---|---|
Ferrari | 336,7 km/h | Racing Point | 289,1 km/h | Alpha Tauri | 310,7 km/h |
Alfa Romeo | 334,4 km/h | Alfa Romeo | 288,2 km/h | Racing Point | 307,3 km/h |
Mercedes | 333,5 km/h | Alpha Tauri | 287,8 km/h | Renault | 305,7 km/h |
Racing Point | 332,5 km/h | Red Bull | 287,1 km/h | Red Bull | 305,0 km/h |
Williams | 320,5 km/h | Renault | 286,1 km/h | Ferrari | 304,3 km/h |
Haas | 320,4 km/h | Ferrari | 285,9 km/h | Mercedes | 303,7 km/h |
Alpha Tauri | 319,0 km/h | Williams | 285,4 km/h | Williams | 303,7 km/h |
McLaren | 318,6 km/h | Mercedes | 284,9 km/h | Haas | 302,8 km/h |
Renault | 317,3 km/h | Haas | 284,4 km/h | McLaren | 301,5 km/h |
Red Bull | 316,7 km/h | McLaren | 283,2 km/h | Alfa Romeo | 301,1 km/h |
Beim Vergleich der Sektorzeiten verfahren wir ähnlich wie in der ersten Testwoche. Wir ziehen die jeweils beste Abschnittszeit eines Teams heran, unabhängig welcher Fahrer im Auto gesessen ist. So bekommt man am besten einen Eindruck, was ein Auto in den drei Sektoren jeweils kann.
Der Großteil der Bestwerte wurde am letzten Testtag aufgestellt. In Sektor 1 stellten Racing Point, Alpha Tauri, Mercedes und Alfa Romeo ihre jeweiligen Wochenbestzeiten an den Tagen 4 und 5 auf, was wieder am starken Rückenwind auf der Zielgerade lag, die einen großen Teil der ersten Streckensektion ausmacht.
Die Bestzeit von Racing Point mit 21,531 Sekunden ist also genauso mit Vorsicht zu genießen wie der schlechteste von Mercedes mit 21,888 Sekunden. Der eine profitierte vom Wind, der andere fuhr wegen der vielen Motorproblemen mit gedrosselter Leistung.
In Sektor 2 war Ferrari der König vor Red Bull und Mercedes. Umgekehrtes Bild in der langsamsten Passage des Kurses. Mercedes kam als einziges Team unter 26 Sekunden, gefolgt von Ferrari und Renault. Der dritte Sektor war letztes Jahr Ferraris Schwachstelle. Da hat man sich deutlich gesteigert. Der SF1000 produziert mehr Abtrieb und mechanischen Grip als sein Vorgänger.
Wenn man alle Sektorbestzeiten zusammenzählt, dann führt Ferrari in der so genannten Idealzeit mit 1.15,961 Minuten die Rangliste an. Mercedes ist mit 1.16, 054 Minuten ein knappes Zehntel langsamer. Red Bull fehlt mit 1.16,144 Minuten ein weiteres Zehntel.
Dazu zwei Anmerkungen: Mercedes fuhr am letzten Tag nach Berechnungen der Konkurrenz mit mehr Benzin an Bord herum als die Konkurrenz. Und der Titelverteidiger drehte die Power runter. Die Gründe für die Motorenseuche waren zu dem Zeitpunkt noch nicht vollständig geklärt.
Idealzeit (S1 + S2 + S3)
Red Bull war im Gegensatz zu Mercedes und Ferrari mit C4-Reifen unterwegs, also eine Stufe härter. Das gleiche gilt für McLaren, Alpha Tauri und Haas. Max Verstappen ging in seiner schnellsten Runde nach zwei persönlichen Zwischenbestzeiten vor dem Zielstrich vom Gas.
Bei Ferrari sah es am letzten Tag nicht nach großem Bluff aus. Der Longrun von Charles Leclerc am gleichen Tag zeigte, dass Ferrari wissen wollte, was geht. Trotzdem lässt sich sagen: Ferrari ist vielleicht nicht so schlecht, wie man sich selbst gerne darstellt. Aber nach der schlechten Erfahrung aus dem Vorjahr wollte man diesmal keine falschen Hoffnungen mehr wecken.
Renault scheint das Mittelfeld sowohl nach der Sektor-Analyse als auch der Idealzeit klar anzuführen. Daniel Ricciardo gab jedoch zu, dass er bei seiner schnellsten Runde maximal noch zwei Zehntel Luft hatte. Da ließen sich McLaren und Racing Point mehr Spielraum. McLaren mit den härteren Reifen, Racing Point mit mehr Benzin im Tank. Man wollte mit seinem pinken Mercedes nicht noch mehr Staub aufwirbeln, als man es ohnehin schon getan hatte.
Noch eine Erkenntnis: Williams ist dran. George Russell ist seine Bestzeit zwar unter Qualifikationsbedingungen gefahren, doch das hätte vor einem Jahr auch nichts gebracht. Da betrug der Rückstand auf das Feld über eine Sekunde. Diesmal lag Williams mit seiner Idealzeit immerhin auf dem Niveau der Ferrari-Kunden Alfa Romeo und Haas.
Team | S1 Zeit | Team | S2 Zeit | Team | S3-Zeit | Team | Ideal-Zeit |
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Racing Point | 21,531 s | Ferrari | 28,191 s | Mercedes | 25,942 s | Ferrari | 1.15,961 min |
Alpha Tauri | 21,662 s | Red Bull | 28,221 s | Ferrari | 26,015 s | Mercedes | 1.16,054 min |
Red Bull | 21,701 s | Mercedes | 28,224 s | Renault | 26,129 s | Red Bull | 1.16,144 min |
Renault | 21,757 s | Renault | 28,290 s | Red Bull | 26,222 s | Renault | 1.16,176 min |
McLaren | 21,780 s | Williams | 28,390 s | McLaren | 26,362 s | Racing Point | 1.16,451 min |
Williams | 21,796 s | Racing Point | 28,401 s | Alfa Romeo | 26,438 s | Alpha Tauri | 1.16,561 min |
Alfa Romeo | 21,804 s | Alpha Tauri | 28,452 s | Alpha Tauri | 26,447 s | McLaren | 1.16,702 min |
Ferrari | 21,828 s | Haas | 28,486 s | Racing Point | 26,519 s | Williams | 1.16,835 min |
Haas | 21,851 s | McLaren | 28,560 s | Haas | 26,530 s | Haas | 1.16,867 min |
Mercedes | 21,888 s | Alfa Romeo | 28,648 s | Williams | 26,649 s | Alfa Romeo | 1.16,890 min |
Team | S1 Zeit | Team | S2 Zeit | Team | S3-Zeit | Team | Ideal-Zeit |
---|---|---|---|---|---|---|---|
Racing Point | 21,531 s | Ferrari | 28,191 s | Mercedes | 25,942 s | Ferrari | 1.15,961 min |
Alpha Tauri | 21,662 s | Red Bull | 28,221 s | Ferrari | 26,015 s | Mercedes | 1.16,054 min |
Red Bull | 21,701 s | Mercedes | 28,224 s | Renault | 26,129 s | Red Bull | 1.16,144 min |
Renault | 21,757 s | Renault | 28,290 s | Red Bull | 26,222 s | Renault | 1.16,176 min |
McLaren | 21,780 s | Williams | 28,390 s | McLaren | 26,362 s | Racing Point | 1.16,451 min |
Williams | 21,796 s | Racing Point | 28,401 s | Alfa Romeo | 26,438 s | Alpha Tauri | 1.16,561 min |
Alfa Romeo | 21,804 s | Alpha Tauri | 28,452 s | Alpha Tauri | 26,447 s | McLaren | 1.16,702 min |
Ferrari | 21,828 s | Haas | 28,486 s | Racing Point | 26,519 s | Williams | 1.16,835 min |
Haas | 21,851 s | McLaren | 28,560 s | Haas | 26,530 s | Haas | 1.16,867 min |
Mercedes | 21,888 s | Alfa Romeo | 28,648 s | Williams | 26,649 s | Alfa Romeo | 1.16,890 min |