Die Stimmung bei Force India ist aufgeheizt. Grund ist die teaminterne Kollision von Baku. Sergio Perez schießt in Österreich scharf gegen Stallrivale Esteban Ocon. Der Franzose kontert.
Die Stimmung bei Force India ist aufgeheizt. Grund ist die teaminterne Kollision von Baku. Sergio Perez schießt in Österreich scharf gegen Stallrivale Esteban Ocon. Der Franzose kontert.
Es sind wilde Zeiten in der Formel 1. Der GP Aserbaidschan 2017 erregt auch elf Tage nach Fallen der Zielflagge die Gemüter. Es wird vor allem über den absichtlichen Stoß von Sebastian Vettel gegen Lewis Hamilton gesprochen. Weil es den großen Zweikampf um den WM-Titel weiter angeheizt hat. Zweites großes Thema im Fahrerlager: Das Duell bei Force India.
Sergio Perez und Esteban Ocon bekriegen sich auf der Strecke. Erst in Montreal, zuletzt in Baku. Perez verteidigt sein Revier, in das der baumlange Franzose eindringen will. Es geht um die teaminterne Rangordnung. In Baku gipfelte die immer größer werdende Rivalität in einem Unfall.
Zunächst berührten sich die beiden Force India beim zweiten Restart auf der Gerade zwischen Kurve eins und zwei. „Sergio ist auf meine Linie gekommen. Dann haben sich unsere Räder getroffen“, schildert Ocon. Wenige hundert Meter später kreuzten sich die Wege der beiden VJM10 erneut.
Ocon und Perez lenkten Seite an Seite in die zweite Kurve ein. Mit dem Ergebnis, dass Perez am Kurvenausgang die Leitplanke rasierte und sein Auto nachhaltig beschädigte. Am Schwesterauto war der linke Hinterreifen platt. Perez Frontflügel hatte den Gummi aufgeschlitzt.
Der heißblütige Mexikaner ist sich keiner Schuld bewusst. „An meiner Meinung hat sich nichts geändert“, sagt Perez im Vorfeld des GP Österreich. „Ich hätte nichts anders oder besser machen können. Esteban war am Kurveneingang innen und vorn. Es gab keinen Grund für ihn, so zu handeln. Ich habe ihm genug Platz gelassen. Er mir nicht.“ Teamkollege Ocon sieht es anders. „Wir tragen beide unseren Teil der Schuld. Für mich ist es 50 zu 50. Das Team sieht es auch so. Er hätte mir mehr Platz am Kurveneingang lassen müssen. Ich ihm mehr am Kurvenausgang.“
Force India vernahm die Streithähne zwischen den Grand Prix getrennt voneinander. Die Teamführung bat zum Video-Studium. „Ich bin mit dem Team im selben Flugzeug zurück nach Silverstone geflogen. Wir haben uns alles angeschaut und über die Situation gesprochen“, berichtet Ocon. Trotz des teaminternen Unfalls will Force India weiter an seiner Politik festhalten und die Piloten frei fahren lassen. Tabu sind Berührungen zwischen den beiden rosa Autos. Perez und Ocon dürfen hart kämpfen, müssen sich gegenseitig jedoch überleben lassen.
Zwischen den beiden Fahrern selbst gab es kein direktes Gespräch. Obwohl sie sich bei einem Sponsorenevent trafen. Vielleicht wäre eine klärende Unterhaltung besser gewesen, um die aufgeladene Stimmung abzukühlen. Perez giftet gegen seinen 20-jährigen Teamkollegen. „Zwischen mir und Nico ist so etwas nie passiert“, sagt der 122-fache GP-Teilnehmer und bezieht sich auf seinen ehemaligen Garagennachbar Nico Hülkenberg. „Esteban muss verstehen, was Rennfahren bedeutet, ohne miteinander zu verunfallen.
Der Neuling im Team reagiert besonnen, als er auf die Vorwürfe angesprochen wird. “Wenn wir die Nachwuchsserien mitzählen, bin ich seit über 40 Rennen nicht mehr ausgefallen. Ich weiß, wie man fair miteinander Rennen fährt.„ Der Formel 3-Meister von 2014 und GP3-Champion von 2015 legt selbstbewusst nach: “Ich werde wegen ihm meine Herangehensweise nicht ändern. Zwischen uns wird weiter großer Wettbewerb herrschen. Ich werde von Rennen zu Rennen besser. Weil ich an Erfahrung gewinne, mich wohler im Auto fühle und Strecken kommen, die ich schon kenne.„
In einem Punkt sind sich die Stallrivalen allerdings einig. “Wir haben ein Top-Ergebnis weggeschmissen.„ Force India entglitt durch den Unfall womöglich ein Doppelpodium. Williams und Lance Stroll staubten ab. “Wir können uns das nicht erlauben. Williams bringt immer mehr Updates und verbessert das Auto. Dazu wird Stroll stärker. Wir müssen sicherstellen, dass wir aus jedem Wochenende das Maximum holen„, sagt Ocon. Für Force India geht es darum, den vierten Platz gegen Williams abzusichern. Derzeit beträgt das Polster 42 Punkte. “Sie sind im Qualifying stärker als wir. Die Rennpace ist ausgeglichen„, meint Perez.