Ford dominiert Qualifying in Klasse der LM GTE Pro

Ford dominiert in LM GTE Pro
"Das Auto ist für Le Mans gebaut"

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Zuletzt aktualisiert am 17.06.2016

50 Jahre ist es her, als Ford seinen ersten Triumph in Le Mans einfuhr. Damals noch mit einem Siebenliter-V8, der im Heck des GT40 Mk II wütete. Es folgten drei weitere Gesamtsiege 1967, 68 und 69. 2016 kehren die Amerikaner zurück auf die große Bühne des Langstreckensports. Diesmal verteilen sich in den von Chip Ganassi eingesetzten Rennwagen 3,5 Liter auf sechs Zylinder in V6-Anordnung. Zwei Turbolader vorverdichten die Luft für das Triebwerk. Diesmal wird Ford nicht um den Gesamtsieg kämpfen. Dafür aber um den Klassenerfolg in der LM GTE Pro, der Werksklasse für GT-Rennwagen in Le Mans.

Ford mit vier GT-Rennern

Ford macht bei seinem Comeback keine halben Sachen. Der Werkseinsatz ist von langer Hand geplant. Mit vier Fahrzeugen ist man gegenüber der Konkurrenz in der numerischen Überzahl. Insgesamt treten in der LM GTE Pro 14 werksunterstützte Autos an. Auch der Speed stimmt. Im Qualifying fuhren gleich vier Ford GT unter die besten fünf. Die Bestzeit in der LM GTE Pro schnappte sich das Auto mit der Startnummer 68 um Joey Hand, Sebastien Bourdais und Dirk Müller. „Die Pole ist eine Überraschung“, meinte der ehemalige BMW-Werksfahrer.

Der 40-jährige aus Burbach schwärmt von seinem Dienstwagen. „Ich bin seit Oktober in das Projekt involviert. Schon nach meiner ersten Ausfahrt in Sebring hatte ich ein breites Grinsen im Gesicht“, erzählt Müller. „Obwohl der Ford GT ein Mittelmotorfahrzeug ist, ist er überhaupt nicht bissig oder böse. Selbst wenn du mal quer stehst, bleibt das Auto sehr feinfühlig. Das Feedback durch die Lenkung und über den Sitz ist gigantisch.“

Ein besonderes Lob hat Müller für den Biturbo-V6 übrig. „Er fühlt sich an wie ein Sauger. Die Turbos halten den Motor jederzeit bei Laune. Die Leistung entfaltet sich extrem harmonisch.“ Der große Vorteil von Ford: Der neue GT ist nicht wie bei der Konkurrenz vom Straßenauto abgeleitet. Es verhält sich anders. Rennwagen und Straßensportwagen wurden parallel entwickelt. Das erlaubte mehr Freiheiten im Design, dass ansonsten schon stark vom Serienauto beeinflusst werden würde. So konnte Ford-Partner Multimatic das Rennauto über Monate hinweg feintunen. Die Konkurrenz ätzt deshalb, dass der Ford GT mehr Prototyp als GT-Auto sei.

Flach wie der Vorgänger

Ford hat alles einem Ziel untergeordnet. Der GT soll gleich im ersten Jahr in Le Mans in seiner Klasse triumphieren und die GT-Konkurrenz um Ferrari, Corvette, Aston Martin und Porsche deklassieren. „Das Auto ist für Le Mans gebaut. Es ist extrem effizient“, sagt Müller.

Der Ford GT baut wie sein legendärer Vorgänger extrem flach. Im Vergleich zu den Konkurrenzprodukten fällt die Stirnfläche des Rennwagens um 20 Prozent geringer aus. „Wir sind nicht die schnellsten auf den Geraden. Unser Auto ist so effizient, dass wir über die BOP aus diesem Grund weniger Leistung zugestanden bekommen. Das merkt man an manchen Stellen beim Beschleunigen“, erklärt Müller. Balance of Performance ist ein gutes Stichwort. Die Einstufung der GT-Autos sorgte für Kopfschütteln. Vor allem Porsche fühlte sich benachteiligt und durch das Ergebnis des Qualifyings bestätigt. Porsche GT-Chef Frank Walliser trieb die gefühlte Ungerechtigkeit sogar auf einer Pressekonferenz die Tränen in die Augen. In der Zwischenzeit passte der ACO die BOP an (siehe Story).

Kein Bluff beim Vortest

Müller erwartet trotz der Ford-Dominanz im Qualifying ein enges Rennen. „Es wird ein Zug werden. Keiner fährt da weg.“ Die Überlegenheit in der Qualifikation erklärt er so: „Es war kühl, der Luftdruck hat gepasst. Für unser Auto waren die Bedingungen optimal.“ Die Konkurrenz hat aus Sicht des Ford-Werkspiloten noch nicht alles gezeigt. „Corvette fuhr nur auf harten Reifen. Wenn die mal weicher gehen, sind sie dabei. Und auch Porsche wird schnell sein.“ Dass sein Team beim Vortest bewusst geblufft habe, um in der BOP bevorteilt zu werden, davon will Müller nichts wissen. „Beim Vortest waren wir nicht hier, um Quali-Zeiten zu fahren. Da hatten wir viel Sprit im Tank, um uns aufs Rennen vorzubereiten“, sagt der 40-Jährige.