Mit je einer Bestzeit am Samstagmorgen (9.2.) machten die VW-Werksfahrer klar, dass zum einen Rang eins und drei vom Vortag kein Versehen waren, und sie zum zweiten gut aus den Federn gekommen sind. Der Führende Sébastien Ogier ruht sich auf seinem Polster von einer halben Minute nicht aus, versucht aber auf der zweiten Etappe über acht Prüfungen und 114 WP-Kilometer nicht, selbige noch auszubauen. Erst als Loeb am Nachmittag wieder ein Stück aufholt, kontert Ogier mit zwei Bestzeiten und geht am am Tagesende mit knapp 27 Sekunden Vorsprung ins Bett. Das Ziel heißt nun: Die Führung ins Ziel zu bringen.
Auch Teamkollege Jari-Matti Latvala riskiert nicht mehr allzu viel. Als der immer besser in Fahrt kommende Mads Östberg im bestplatzierten Ford ihm auf die Pelle rückt, lässt ihn der Finne passieren. Latvala müht sich mit der Charakteristik des Polo, die ihm noch nicht allzu sehr liegt. Für den letzten Tag ist noch eine Konterattacke geplant, doch will Latvala unbedingt ins Ziel kommen und nicht alles riskieren.
Östberg hat Loeb im Visier
Östberg dagegen hofft auf den Heimvorteil. Die finale Etappe führt in fünf Prüfungen über die Grenze nach Norwegen, um dann im schwedischen Thorsby auf die abschließende Powerstage zu gehen. Auf Latvala hat Östberg nur sechseinhalb Sekunden Vorsprung, doch sein Blick richtet sich nach vorn. Er will allen Ernstes auf den verbleibenden 94 Rallye-Kilometern den eine halbe Minute vor ihm liegenden Loeb angreifen.
Die restliche Ford-Abteilung hat ihr Mütchen längst gekühlt. Evgeny Novikov besetzt Rang fünf, Thierry Neuville ist Sechster, nachdem Juho Hänninen im vierten Fiesta auf der letzten Tagesprüfung in Hagfors einen Drift zu lang zieht und im Tiefschnee strandet. Es dauert rund eine Minute, bis ein Dutzend Fans den Ford freirütteln, und das nur zwei Kurven vor dem Etappenziel. Al Attiyah-Vertreter Matthew Wilson schließlich legt den fünften M-Sport-Fiesta aufs Dach und ist wie am Freitag raus.
Auf der Citroën-Verlustliste, steht ebenfalls wieder Khalid al Qassimi, der den Kühler seines DS3 bei einem Querfeldein-Ausflug beschädigt. Ziemlich unauffällig agiert Dani Sordo auf Rang zehn. Mikko Hirvonen, der am Freitag über 20 Minuten verlor, muss als Erster auf die verschneiten Pisten und ist als Straßenfeger chancenlos. Der Finne versucht das Gute im Schlechten zu sehen: "Wir hatten heute viel Spaß." Immerhin gelingt ihm eine Bestzeit und er hat sich vom 32. Auf den 21. Rang vorgearbeitet.
Wiegand weiter flott unterwegs
Sieben Ränge vor dem zweimaligen Schweden-Sieger hat sich Sepp Wiegand im Skoda Fabia festgebissen. Der VW-Junior kann auf einen ereignisreichen Morgen zurückblicken: Das Bremspedal ist weich und gibt wenig Gefühl beim Verzögern. Dann fliegt der Ukrainer Tamrazov ab, erreicht genau vor Wiegand wieder die Strecke und hält den ungeduldigen Sachsen zehn Kilometer auf. Erst als die Bremse neu eingestellt, die Bodenfreiheit des Fabia abgesenkt und Der Startabstand auf Tamrazov vom Veranstalter auf zwei Minuten erhöht wird, ist die Welt wieder in Ordnung. Prompt nimmt Wiegand dem Mann im deutlich stärkeren Fiesta WRC auf einer Prüfung eine Minute ab. Es gibt aus deutscher Sicht allerdings wenig zu klagen. Wiegand hält sicher die dritte Position in der WRC2-Klasse. Auf den Vierten hat er fast vier Minuten Vorsprung.
Beinahe eine Prinzen-Rolle
Während aus deutscher Sicht mit VW und Wiegand der Himmel schön blau ist, hat sich die Stimmung bei den Gastgebern leicht verdüstert. Zunächst musste man zusehen, wie Petter Solberg in seinem Ford Escort MkII der einheimischen Konkurrenz den Sieg in der Klassik-Wertung abknöpfte, dann schied auch noch die große Nachwuchs-Hoffnung Pontus Tiedemand mit seinem Ford Fiesta mit Motorschaden aus. Die Schlagzeilen bestimmte aber ein anderer: Thronfolger Carl-Philip ist begeisterter Motorsportler und versuchte sich im historischen Feld mit einem Porsche 911, mit dem er in einen verschneiten Graben rutschte. Nachdem einst König Gustav der Fünfte in den Vierzigern mit seiner Limousine entgleiste, sprechen die Schweden in Stockholm von der Königskurve, nun haben sie in Värmland auch eine Prinzen-Kurve.