Mendig in der Eifel. Normalerweise drehen auf dem Flugplatz namhafte Autohersteller in tarnfolierten Prototypen ihre Runden, applizieren Zulieferer neue Assistenzsysteme, rollen Rennwagen zum Systemcheck über die knapp 1,7 Kilometer lange Start- und Landepiste. Heute ruht der allgemeine Test-Betrieb, darf auto motor und sport-Leserin Vanessa Neumann auf Einladung von Sailun Tyres den neusten Sommerreifen ausprobieren.
"Mit Reifen habe ich mich schon oft beschäftigt", sagt die begeisterte Auto- und Motorradfahrerin, "doch die Marke Sailun kannte ich bisher nicht." Das liegt wahrscheinlich daran, dass der zweitgrößte chinesische Reifenhersteller (jährliche Produktionskapazität: über 100 Millionen Stück) sich bisher vor allem im Lkw-Bereich einen Namen gemacht hat, dort mit besonders effizienten und gleichzeitig langlebigen Profilen Aufmerksamkeit erregte.

Das EcoPoint3-Mischverfahren soll die Effizienz steigern und das Abrollgeräusch reduzieren.
Doch auch im Pkw-Sektor hat der erst 21 Jahre alte Reifenproduzent viel vor, betreibt am Hauptsitz in der Hafenstadt Qingdao einen hohen Entwicklungsaufwand für neue Gummi-Mischungen und innovative Herstellungsverfahren. Von ihrer jüngst vorgestellten EcoPoint3-Technologie zum Beispiel versprechen sich die Chinesen neben Performance-Steigerungen vor allem Verbesserungen bei Rollwiderstand und Abrollgeräusch, also die aktuell immer mehr in den Fokus rückende Reduzierung von Abgas- und Lärm-Emissionen respektive Reichweitenverlängerung mit E-Fahrzeugen.
Hinter der neuen Technik steht die sogenannte Flüssigphasenmischung, wobei als Füllstoff Silica statt des üblichen Industrie-Rußes eingesetzt und in einem fluiden Stadium über chemische Haftvermittler mit Kautschukpolymeren verbunden wird. Vorteil: eine gleichmäßigere Verteilung des Füllstoffs und die Umschließung jedes einzelnen Silica-Elements durch Gummi.

Im siebten Himmel: ams-Leserin Vanessa Neumann und die mit Sailun-Reifen bestückte Testwagenflotte auf dem Flugplatz in Mendig.
Bei der Entwicklung dieses neuen Verfahrens profitierte Sailun auch von der Zusammenarbeit mit der Technischen Fakultät der Universität Qingdao, wo Sailun-Gründer Yuan Zhongxue einst als Professor lehrte und viel in Sachen Mischungstechnik und ganz allgemein zum Thema Reifen geforscht wird. Außerdem kontrolliert Sailun seine gesamte Wertschöpfungskette – von der Forschung über die Kautschuk-Produktion und die Fabrikation bis zum Recycling von Altreifen.
Fegen am Limit
Zurück auf das Prüfgelände nach Mendig, wo Vanessa Neumann gerade im 340 PS starken BMW M240i xDrive auf Sailun-besohlten Rädern durch den 18-Meter-Slalom fegt, das Limit des flammneuen Ultra-High-Performance-Profils Atrezzo ZSR2 mit gleichmäßigen, gezielten Lenkbewegungen auslotet.
Mit jeder Richtungsänderung gewinnt die 22-Jährige mehr Vertrauen in Fahrzeug und Reifen, steigert das Tempo, zirkelt das Sportcoupé enger um die Pylonen. Und während das Gummi unter der hohen querdynamischen Belastung bereits quietscht, kommentiert Vanessa ihre Fahrt ganz entspannt: "Das Wichtigste für mich ist, dass der Reifen genau das umsetzt, was ich am Lenkrad vorgebe. Und dass ich schnell ein Gefühl dafür bekomme, wo das Limit liegt, wie weit ich gehen kann. All das liefert der Sailun Atrezzo ZSR2."

Profilbildend: die angehende Ingenieurin, der 340 PS starke M240i und der neue Sailun Atrezzo ZSR2.
Auch bei den Kurvenfahrten auf bewässertem Asphalt und der anschließenden Vollbremsprüfung ist die junge Studentin zufrieden, weil die Balance zwischen Vorder- und Hinterachse stimmt, das ESP den BMW bei Lastwechseln kontrolliert wieder in die Spur bringt, indem radselektiv gebremst wird. Überhaupt harmonieren das Stabilitätsprogramm und die ABS-Regelung mit dem Reifen, kommt bei Vanessa kein Gefühl der Unsicherheit auf. "Selbst im Grenzbereich kann ich das Fahrzeug gut kontrollieren."
Dass das Thema Performance im Besonderen für den europäischen Markt ein großes ist, hat Sailun längst begriffen und gemeinsam mit einem der führenden Automobilhersteller ein Testgelände in China errichtet – natürlich auch für künftige Pkw-Erstausrüsterprojekte.
Nächstes Jahr macht Vanessa übrigens ihr Maschinenbau-Diplom an der TU Dresden. Gut möglich also, dass sie schon bald wieder in Mendig und irgendwann vielleicht sogar einmal auf den Sailun-Teststrecken unterwegs sein wird – als professionelle Testfahrerin, die neueste Ausgabe der auto motor und sport im Gepäck.