2021 wird der Jaguar E-Type 60 Jahre alt. Ein Anlass für die Klassikabteilung der Briten, restaurierte Editionsmodelle anzubieten – Besonderheiten inklusive.
2021 wird der Jaguar E-Type 60 Jahre alt. Ein Anlass für die Klassikabteilung der Briten, restaurierte Editionsmodelle anzubieten – Besonderheiten inklusive.
Ach, wenn man doch nur vorspulen könnte und diese vermaledeite Corona-Pandemie bereits vorbei wäre ... So denken sicher immer mehr Menschen. Auch sechs Kunden von Jaguar dürfte es so gehen. Denn zum 60. des E-Type hat Jaguar das Premieren-Duo von damals gewissermaßen noch einmal entstehen lassen. Weltweit suchte die Klassikabteilung der Marke je sechs Roadster und Coupés, um sie zu restaurieren und als Geburtstags-Edition im Doppelpack anzubieten.
Rückblende: Im März 1961 sollte der E-Type im Rahmen des Genfer Autosalons debütieren. Jaguar hatte sich eine exklusive Veranstaltung vor geladenen Gästen ausgedacht; Testfahrten inklusive. Jaguars PR-Manager Bob Berry fuhr mit dem dafür vorgesehenen Sportwagen jedoch erst in der Nacht vor der Enthüllung los – und musste sich entsprechend sputen. Berry schaffte es mit dem Coupé mit dem Kennzeichen "9600 HP" in der Farbe "Opalescent Gunmetal Grey" gerade so rechtzeitig zum Event – und die Demofahrten konnten wie geplant starten.
Das Interesse an dem Sportwagen war so gewaltig, dass Jaguar-Boss Sir William Lyons schnellstmöglich ein weiteres E-Type-Exemplar in Genf sehen wollte. Also schickte er Testfahrer und Entwicklungs-Ingenieur Norman Dewis los. Dewis schnappte sich einen Roadster in British Racing Green, der das Kennzeichen "77 RW" trug. Auch er kam termingerecht an der schweizerisch-französischen Grenze an, indem er die knapp 1.200 Kilometer in nur rund elf Stunden absolvierte.
Diese beiden Autos, die später auch als Presse-Testwagen dienten, und die in ihnen absolvierten Fahrten sind bis heute ein Stück Firmengeschichte. Aus Jaguar-Sicht ist es dieses Duo absolut wert, zum Jubiläum neu aufgelegt zu werden. Aber nicht irgendwie: "9600 HP" und "77 RW" gibt es jeweils nur sechsmal geben – und das auch nur im Doppelpack. Beide Autos können nur als Pärchen bestellt werden. Zum Preis sagt Jaguar nur soviel, dass ein vom Werk restaurierter E-Type etwa 350.000 britische Pfund kostet und die Ausstattung der Geburtstagsmodelle besser ist als bei Standard-Restaurierungen. Etwa 750.000 Pfund, also 875.000 Euro, dürfte das Duo also kosten.
Jaguar Classic nennt das edle Dutzend "E-Type 60 Collection". Alle Autos werden auf originalen Series 1-E-Types mit 3,8-Liter-Sechszylinder-Motor neu aufgebaut. Das Coupé trägt die Farbe "Farbe Flat Out Grey", der Roadster ist in "Drop Everything Green" lackiert. Alle Vertreter der Jubiläums-Edition erhalten zudem innen und außen eine Reihe von Details, die an die damaligen Begebenheiten erinnern. Dazu gehören 60-Jahre-Logos in den Querstreben der Kühlergrills und auf der Verdeckpersenning. Ausgestattet sind die Modell unter anderem mit einem Radio-Navigationssystem aus dem Jaguar Klassik-Programm.
Auf technischer Seite wurde darauf geachtet, dass die Editionsmodelle auch auf langen Strecken bequem gefahren werden können. Sie erhalten darum eng gestufte Fünfganggetriebe und vergrößerte Kühler mit elektrischem Lüfter. Die Langstreckentauglichkeit ist übrigens ein Grund, weshalb Jaguar die Editionsmodelle auf 1963er E-Types aufgebaut hat und nicht etwa auf Modellen von 1961 – was historisch korrekter gewesen wäre; Im Januar 1962 senkte Jaguar den Wagenboden ab und reagierte damit auf Kritik an der Sitzposition.
Ausprobieren können Käufer die Langstreckentauglichkeit ihrer Duos im Sommer 2022: Denn dann möchte Jaguar die sechs Kunden samt Begleitung zu einem Roadtrip einladen, der von Coventry nach Genf führt. Er dürfte jedoch nicht nur deshalb komfortabler werden, weil die Sitzposition und das Getriebe verbessert wurde, oder ein Navigationssystem an Bord ist, sondern weil auch Stops in edlen Restaurants und Hotels eingeplant sind. Die Fahrt dürfte also länger dauern als eine Nacht.
Es scheinen wilde Zeiten gewesen zu sein, damals im Jahr 1961. Weder Bob Berry noch Norman Dewis scheinen sich bei ihren Überführungsfahrten von Coventry nach Genf groß um die Verkehrsregeln gekümmert zu haben; anders wären die rechtzeitigen Ankünfte wohl nicht möglich gewesen. Klar, dass sich Jaguar zum Jubiläum an die seinerzeit beteiligten Autos erinnert. Von den Neuauflagen werden vor allem Sammler profitieren.