Wer sich zum Kauf eines Aston Martin DB6 entschließt, der muss tief in die Tasche greifen. Wir befragten Experten, ob auch die Wartungskosten des James-Bond-Dienstwagen auf hohem Niveau liegen.
Wer sich zum Kauf eines Aston Martin DB6 entschließt, der muss tief in die Tasche greifen. Wir befragten Experten, ob auch die Wartungskosten des James-Bond-Dienstwagen auf hohem Niveau liegen.
Wer schon in den 70er-Jahren auto motor und sport gelesen hat, der kann sich vielleicht noch daran erinnern: Damals beschrieb die Redaktion ihre Erfahrungen mit einem von ihr erstandenen besonders edlen Gebrauchtwagen - einem Aston Martin DB6 Vantage. Obwohl sich der zehn Jahre alte Wagen in einem guten Zustand befand, mussten im Verlauf von 7.000 Kilometern rund 8.000 Mark für Technikreparaturen investiert werden, was fast dem Gegenwert eines neuen VW Polo entsprach.
Für umgerechnet rund 12.000 Euro war der Aston Martin DB6 damals zu haben - heute muss man locker das 35-Fache für ein solches Auto zahlen. Zum Glück sind die Reparaturkosten nicht um den gleichen Faktor gestiegen, doch sie sind immerhin so hoch, dass jeder angehende Käufer eines Aston Martin DB6 etliche Tausender für die Beseitigung möglicher Schäden in Reserve halten sollte. Wobei wir hier nur von der Technik sprechen.
Zu den Reparaturen, die aufgrund des großen Arbeitsaufwands sehr teuer ausfallen, zählt der Kupplungswechsel. "Die Kupplung muss durch den Innenraum ausgebaut werden, wofür unter anderem die Sitze und der Getriebetunnel zu demontieren sind", erklärt Beat Roos, der die Firma Roos Engineering vor 40 Jahren gründete. Die in der Service-Tabelle auf der folgenden Seite genannten 3.100 Euro können leicht überschritten werden, "etwa wenn die verklebten und alt gewordenen Bodenteppiche des Aston Martin DB6 beim Herausnehmen reißen", so Roos.
Zu den teuersten Service-Arbeiten gehört das Einstellen des Ventilspiels. "Für die reine Kontrolle gab das Werk 105 Minuten vor", sagt Wilhelm Marlok, der übrigens damals als Mechaniker bei Merz & Pabst in Stuttgart den Wagen von auto motor und sport betreute und seit vielen Jahren bei Leonberg eine eigene Werkstatt besitzt. "Zum Einstellen des Spiels mit Hilfe von Tassenstößeln von unterschiedlicher Bodenstärke müssen die beiden Nockenwellen ausgebaut werden, weshalb sich die Arbeit einschließlich Kontrolle der Steuerzeiten über acht Stunden oder mehr hinziehen kann", ergänzt Marlok. Der Besitzer des Aston Martin DB6 muss sich deshalb auf Kosten von um die 1.000 Euro einstellen.
"Längere Zeit beschäftigt ist ein Mechaniker auch mit dem Einstellen und Synchronisieren der Vergaser", berichtet René Gauch, Geschäftsführer von Roos Engineering in Safenwil – besonders, wenn es ein Aston Martin DB6 Vantage mit Weber-Vergasern ist. Sollten bei der Kontrolle der Gemischfabrik auch noch Defekte oder Verschleißschäden entdeckt werden, steht sehr schnell ein vierstelliger Betrag auf der Rechnung.
Eine Besonderheit stellen die wenigen Exemplare der Mark-II-Reihe dar, die mit der elektronischen Brico-Einspritzung versehen waren. Viele dieser Aston Martin DB6 wurden leider auf Vergaser umgebaut, doch aus Gründen der Originalität und des Fahrzeugwerts sollte man sich dies gut überlegen. "Das System ist beherrschbar und funktioniert sehr gut", betont Roos, der auf das entsprechende Know-how sowie die nötige Literatur und das Testgerät zurückgreifen kann. Mangels Ersatzteilen lassen sich defekte Anlagen aber oft nur mithilfe teurer nachgefertigter Teile instand setzen.
Mit etwa 1.600 Euro nicht ganz billig ist übrigens auch ein Wechsel der Wasserpumpe, weil der Teilepreis recht hoch ist. "Um die Kühlung zu optimieren, verwenden wir etwas leistungsfähigere Pumpen", verrät Gauch. Die Kosten für Aston-Ersatzteile sind nach seinen Angaben grundsätzlich auf einem hohen Niveau, allerdings gebe es trotzdem qualitative Unterschiede.
Eine besonders große Investition steht an, wenn der Sechszylinder-Motor des Aston Martin DB6 überholt werden muss. Gut 20.000 Euro muss man mindestens anlegen, "doch größere Schäden wie etwa starke Korrosion in dem mit nassen Zylinderlaufbüchsen versehenen Block treiben die Kosten deutlich nach oben", so Gauch, sodass auch schon mal das Dreifache fällig werden kann.
Pech hat, wer den Motor einem Nicht-Fachmann anvertraut hat, und nach einiger Zeit erneut in die Tasche greifen muss, weil Fehler gemacht wurden. Das Hauptproblem beim Aston Martin DB6 ist laut Roos die Abdichtung der hinteren Kurbelwelle. Dort gibt es keinen Simmerring, sondern ein sogenanntes Labyrinth mit zwei Alu-Halbschalen. "Um das Labyrinth exakt zu zentrieren, ist ein Spezialwerkzeug nötig, sonst kommt es bald wieder zu Ölverlust", weiß Roos.
Die im Rahmen von Überholungen oft praktizierte Hubraumerweiterung hält er wegen des besseren Drehmoments für empfehlenswert, solange es bei 4,2 Litern bleibt. Ein größerer Hubraum schränkt nach seiner Ansicht die Lebensdauer des Motors und die Alltagstauglichkeit ein.
Kommen wir zum Fahrwerk. Ersatz für verschlissene Buchsen und Gummis an Vorder- und Hinterachse gibt es als Neuteile im Set zu kaufen. Inklusive Montage muss man pro Achse mehrere Tausender einkalkulieren. Eine Besonderheit sind beim Aston Martin DB6 die an der Hinterachse elektrisch verstellbaren Armstrong-Hebelstoßdämpfer. Deren Härte lässt sich in vier Stufen über einen Schalter am Armaturenbrett regeln.
Durch Drehen des Schalters wird die Stellung einer Kontaktscheibe verändert. Allerdings sollte nur in Pfeilrichtung gedreht werden. Bei jedem Einrasten des Schalters wird der Dämpfer härter. Ist die härteste Stellung erreicht, landet man nach einer weiteren Drehung des Schalters wieder bei der Normalstellung des Aston Martin DB6. "Wird jedoch entgegen der Pfeilrichtung gedreht, bricht das zu dieser Einstellstufe gehörige Kontaktplättchen ab", erklärt Roos. Leider tun das viele, weshalb das Selectaride genannte System bei etlichen Autos nicht funktioniert. Genau genommen kann man auch darauf verzichten, weil sich die Verstellung beim Fahren kaum spüren lässt. Aber wer es original haben möchte, muss im Falle eines Dämpferwechsels samt Instandsetzung des Systems ebenfalls mit Kosten von einigen Tausend Euro rechnen.
Wie teuer die Überholung der gelegentlich undichten Servolenkung ausfällt, muss man im Einzelfall bestimmen. Die Servolenkung gab es ab Modell Mark II serienmäßig im DB6, davor als Option. Es gab Exemplare mit Ventilsteuerung im Innenraum unter dem Lenkrad, weshalb bei Undichtigkeiten das Öl auf die Hose des Fahrers und den Teppichboden tropft, und solche mit dem System im Motorraum. Letztere sind besser zugänglich, was die Kosten etwas mildert.
Es gibt zwar technisch kompliziertere Automobile, doch wer nicht um die Feinheiten des Aston Martin DB6 weiß oder das entsprechende Spezialwerkzeug besitzt, kann nie eine hundertprozentig exakte Arbeit abliefern. Da kann schon selbst ein Austausch des hinteren Radlagers schiefgehen, für das laut Werksvorgaben etwa 3,5 Stunden pro Seite nötig sind. "Das dort verwendete Rollenlager muss exakt eingestellt werden, was häufig nicht gemacht wird, weshalb die Lager nicht lange halten", sagt Roos.
Im Falle der Bremsen wird gerne übersehen, dass die Fahrzeuge für Vorder- und Hinterachse einen eigenen Bremsservo mit unterschiedlichem Volumen besitzen. Und wenn dann der DB6 plötzlich an der Hinterachse überbremst, wurde in der Werkstatt wohl etwas falsch gemacht.
Die hier genannten Preise dienen übrigens nur als Anhaltspunkt. Angehende Käufer des Aston Martin DB6 sollten die Worte von René Gauch im Ohr behalten: "Fahrzeuge in diesem Alter bergen oft gewisse Überraschungen, selbst in gutem Zustand."
Aston Martin DB6-Besitzer, die ihr Auto selbst reparieren, sind selten. Wer sich etwas tiefer in die Technik einarbeiten möchte, stellt fest, dass es im Internet kaum frei verfügbare Skizzen aus Teilekatalogen gibt. Zu bezahlende Literatur gibt es bei Händlern, auf Ebay oder bei www.astonmartintechinfo.com nach Registrierung. Dort werden aber für das eintägige Bereitstellen des Teilekatalogs rund 90 Euro verlangt. Alles was mit Aston zu tun hat, ist eben teuer – was auch auf die hier nicht angesprochenen Karosseriearbeiten zutrifft.
Arbeiten am Motor | Zirka-Preise (Alle Preise sind lediglich Richtwerte. Sie können je nach Ersatzteilpreisen und nötigen Zusatzarbeiten sowie den jeweiligen Stundensätzen der Werkstatt deutlich abweichen |
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Keilriemenwechsel (ohne Servolenkung) | ab 75 Euro |
Motorölwechsel mit Filter (je nach Ölsorte | ab 300 Euro |
Zündkerzenwechsel | ab 110 Euro |
Neuer Unterbrecherkontakt, neuer Kondensator plus Einstellung der Zündung | ab 710 Euro |
Ventilspiel prüfen und einstellen | ab 920 Euro |
Neuen Luftfilter montieren | ab 170 Euro |
Vergaser überprüfen und einstellen | ab 460 Euro |
eine der beiden Kraftstoffpumpen ersetzen | ab 700 Euro |
Kühlmittelthermostat erneuern | ab 120 Euro |
Wasserpumpe erneuern | ab 1.540 Euro |
neuen Wasserkühler einbauen | ab 2.050 Euro |
Neuer Auspuff | ab 2.450 Euro |
Kupplungswechsel plus Ausrücklager | ab 3.100 Euro |
Motorüberholung, je nach Aufwand | ab 21.000 Euro |
Arbeiten an Fahrwerk, Bremsen etc. | ------------------------------- |
Überprüfen und Einstellen der Achsgeometrie und Einstellen der Achsgeometrie | ab 175 Euro |
Alle Spurstangenköpfe vorn neu inkl. Vermessen | ab 1.500 Euro |
Neue Fahrwerksbuchsen und -Gummis vorn | ab 2.700 Euro |
Neue Vorderachslager | ab 2.900 Euro |
Neue Fahrwerksbuchsen und -Gummis hinten | ab 1.000 Euro |
Einbau neuer Stoßdämpfer rundum (original) | ab 5.100 Euro |
Austausch eines Radlagers vorne/hinten | 250/250 Euro |
Neue Längslenkerbuchsen hinten, oben/unten | ab 260/470 Euro |
Bremsbelagwechsel vorn/hinten | ab 330/380 Euro |
Handbremsbeläge erneuerns neue Bremsscheiben und neue Bremssättel | ab 270 Euro |
Wechsel der Bremsbeläge vorn plus neue Bremsscheiben und neue AT-Bremssättel | ab 4.500 Euro |
Sonstige Arbeiten | -------------------------------- |
Getriebe überholen (Schalter) | ab 3.600 Euro |
Simmerring am Differenzial erneuern | ab 380 Euro |
Antriebswellen erneuern | ab 2.300 Euro |