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Ansichtssache Online-Autokauf: Anfassen oder Schnäppchen jagen?

Ansichtssache Online-Autokauf Anfassen oder Schnäppchen jagen?

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Jens Katemann hält das Internet beim Autokauf heute für unverzichtbar, Bernd Stegemann setzt dagegen auf klassische Verkaufsprospekte und den direkten Draht zum Händler vor Ort.

Bernd Stegemann contra Online-Autokauf

Armes Deutschland, wo man immer öfter Beziehungen im Internet und seine Kondition in der Muckibude pflegt. Ich pflege lieber den persönlichen Kontakt zu heimischen Autohändlern und den regelmäßigen Rundlauf von einem zum anderen. Bereits zu Schulzeiten trieb mich die Lust auf das unmittelbare Erleben möglichst vieler und verschiedener Modelle in Hütten und Paläste und beflügelte meine Fantasie. Da stehen sie nämlich in voller Größe und Artenvielfalt, lassen sich schon mal begreifen und besitzen, erlauben eine erste Einschätzung unserer Beziehungsfähigkeit: Passt das Raumgefühl, die Ausstattung, die Qualität? Hat der Wagen einen ansprechenden Charakter, ein sympathisches, verlässliches Wesen? Schließlich geht es um eine auf Dauer angelegte Verbindung, und die funktioniert nicht virtuell, sondern nur ganz real.

Statistisch gesehen lebt jeder Deutsche nacheinander mit zehn bis zwölf verschiedenen Autos zusammen – nach dem eigenen Haus oder der Wohnung meist die teuerste Anschaffung im Leben. Die will gut überlegt sein, schon weil viele Bundesbürger mindestens ein bis zwei Stunden pro Tag im Auto verbringen. Und da möchte man sich ja wohlfühlen und eine angenehme Umgebung vorfinden. Mehr noch: sie selbst gestalten.

Broschüren, Polsterkarten und Musterkärtchen

Schon beim Konfigurieren will ich nicht auf Prospekte oder Farb- und Polsterkarten verzichten: Welche Motoren und Getriebe gibt es, welche Varianten, Extras, Lackfarben und Sitzbezüge? Alles jederzeit schön übersichtlich zur Hand und auch im Bett anzuschauen. Manche Hersteller fügen ihren Broschüren sogar Musterkärtchen für Lacke, Polster und Dekorleisten bei, um sie schon mal nach eigenem Gusto zusammenstellen zu können. Was für ein sinnliches Vergnügen, wenn etwa Jaguar in den siebziger Jahren Original-Lederstreifen einklebt, die noch heute ihren betörenden Duft verströmen.

Ganz nebenbei wecken die Druckwerte den Designer in mir. Die Sicke in der Flanke gefällt mir nicht? Kann man wegretuschieren. Wie sähe eine Zweifarblackierung aus? Ein Farbstift zeigt es im Handumdrehen. Und lässt sich aus dem Coupé nicht ein schickes Cabrio entwickeln? Kein Problem für einen halbwegs begabten Zeichner. Die Werbegrafiker machen es ja prinzipiell genauso, wenn sie uns mit kunstvoll inszenierten Autos in die weite Welt entführen, und dahin sollen sie uns schließlich bringen.

Dass wir mit unserem Golf dann trotzdem nie zum Golfen und mit dem Outback nie nach Australien fahren, mindert die Freude am Auto so wenig wie die am Konfigurieren, Fantasieren und Optimieren. Und damit ich mich beim Händler meines Vertrauens auch nach dem Kauf gut aufgehoben fühle, darf er gerne ein paar Euro mehr verdienen als der billigste, aber weit entfernte. Auf die Hilfe des Internets kann ich dabei gut verzichten, denn da erfahre ich vielleicht den Preis, aber nicht den Wert meines Wunschmodells.

Jens Katemann pro Online-Autokauf

Schon beim ersten flüchtigen Blick in die Preisliste kann einem heutzutage die Vorfreude auf das neue Auto vergehen und das nicht nur wegen des Kaufpreises selbst. Blicken Sie bei dem Chaos in den Prospekten noch durch? Beispiel VW Passat Variant: Die Preis- und Ausstattungsliste umfasst unglaubliche 37 Seiten, die durch weitere 18 Seiten mit technischen Daten und Erläuterungen ergänzt werden. Unter jeder Seite finden sich außerdem mehr Fußnoten als in einer durchschnittlichen Dissertation. Und dann noch die vielen Pakete und Ausstattungslinien, mit denen wiederum bestimmte Extras nicht kombinierbar sind das ist doch nur was für Rätsel-Freaks. Ich sage Ihnen ganz ehrlich: Ohne den Konfigurator im Internet, der mich systematisch durch die einzelnen Optionen führt, könnte ich heutzutage überhaupt kein Auto mehr bestellen.

Das Internet bietet aber noch viele weitere Vorteile beim Autokauf. So kann ich mir alle Farben, Felgen und Stoffe auf und im Auto nicht selten dreidimensional anzeigen lassen. Und so sicher gehen, dass das Outfit meinem neuen Liebling auch steht. Die Hersteller-Infos und Testberichte sind übrigens meist viel kompetenter als die Beratung so mancher Verkäufer falls von denen überhaupt einer Zeit für mich findet.

Probefahrt im Mietwagen ist besser als nichts

Trotzdem will ja niemand die Katze im Sack kaufen. Schon gar nicht, wenn es um eine so teure Anschaffung wie die eines Autos geht. Gerne will ich das Objekt der Begierde vor dem Kauf anfassen und zur Probe fahren. Doch bei vielen Händlern muss man wochenlang auf einen Fahrtermin warten, und dann haben sie nicht den passenden Motor oder das Doppelkupplungsgetriebe im Vorführwagen. So hole ich mir einen ersten Eindruck eben über einen Mietwagen. Das klappt zwar auch nur begrenzt mit Wunschmotor und leider nicht für alle Modelle, ist aber besser als nichts.

Doch was ist eine halbgare Testfahrt gegen supergünstige Internetpreise? Online finde ich über Vermittler wie Netcar.de den Händler, der mir für das gewünschte Auto den besten Preis macht. Da lassen sich viele tausend Euro sparen.

Das neue Auto kann man sich übrigens trotzdem vor Ort ausliefern lassen. Oder man verbindet den Autokauf mit einem tollen Tag in einem der Erlebniszentren der Hersteller, wie etwa in der Autostadt von VW. Ich jedenfalls lasse mich nicht mehr von Autoverkäufern beschwatzen, sondern informiere mich selbst über Stärken und Schwächen eines Autos und kaufe dann dort, wo ich den besten Preis bekomme. Und um den zu finden, hilft mir das Internet enorm. Sollen doch die anderen höhere Preise zahlen. Da ist sie wieder, die Vorfreude auf das neue Auto.

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