Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina, Seitenansicht FACT
Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina, Hans-Jürgen Döhren, Cockpit
Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina, Hans-Jürgen Döhren, Frontansicht
Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina, Chassis
Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina, Typenbezeichnung 20 Bilder

Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina: Späte Liebe

Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé Pinin Farina Späte Liebe

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Seit 40 Jahren hält Hans-Jürgen Döhren der Marke Alfa Romeo die Treue. Erst in der zweiten Hälfte dieser Ära entdeckte er die 1900er-Baureihe für sich. Er begann mit dem Geländewagen Matta, und Jahre später erstand er ein rares Pinin Farina Coupé.

"Oje", war Hans-Jürgen Döhrens erster Gedanke bei der genaueren Inspektion seiner Neuerwerbung anno 2002. Eine Mischung aus Freude und Ärger prägte den Anfang seiner Liaison mit einem Alfa 1900 Sprint Coupé Pinin Farina.

Überführung aus Italien wird zur Odyssee

Ursprünglich war er in Begleitung seiner Frau nach Italien zu einem kleinen Händler in Rolo bei Bologna gefahren, weil dort ein Alfa Romeo 1900 Primavera zum Verkauf stehen sollte. Doch den hatte sich schon ein anderer gesichert, aber dafür standen gleich zwei der äußerst seltenen 1900 Sprint Coupés mit Pinin Farina-Karosserie dort.

Nur eines davon war für Döhren erschwinglich, ein Exemplar mit angeblich fertig geschweißter Karosserie, dessen andere Komponenten noch der Aufarbeitung bedurften. Das daneben stehende, unerreichbar teure und bereits restaurierte Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé erfüllte jedoch eine wichtige Funktion. "Meiner Gattin gefiel dieses Auto so gut, dass ich sie für den Kauf des noch fertig zu restaurierenden Exemplars begeistern konnte", erinnert sich der Alfa-Fan.

Die Überführung des Wagens zu seinem Heimatort Guldental bei Bad Kreuznach erfolgte erst einige Zeit später. Der Transport geriet zu einer Odyssee. Als die Schweizer Zöllner beim Grenzübergang Chiasso die unter der Abdeckplane hervorschauenden Speichenräder des auf einem Anhänger stehenden Alfa sahen, meinten sie nur: "Ahh, Ferrari."

Obwohl Döhren einen Kaufvertrag besaß, in dem der Wagen klar als Alfa tituliert wurde, und er die Schweiz ja lediglich durchqueren wollte, legten ihm die Zöllner so viele Steine in den Weg, dass er schließlich verärgert den Rückzug antrat. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als den viele hundert Kilometer weiteren Weg über Österreich zu nehmen, doch dafür verlief diese Reise völlig problemlos.

Schon als Student an Alfa geschraubt

Zu Hause angekommen stellte er das Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé zuerst einmal in die Ecke, und irgendwann begann er dann, ihn zu zerlegen. "Ich hielt die noch anstehenden Arbeiten für überschaubar", gesteht Döhren. Schließlich konnte er auf eine gewisse Schraubererfahrung zurückblicken.

Als er vor 40 Jahren der Schönheit eines Bertone Coupés erlegen war und dieser Kauf sich als Reinfall erwies - "ich wusste damals noch nicht, wie gut so ein Auto laufen kann" – wagte sich der finanziell klamme Elektrotechnik-Student ans Restaurieren. Es folgten weitere Alfa, viele Schrauberstunden, in denen er seine Erfahrungen vertiefte, und ein zunehmend engeres Verhältnis zu der italienischen Marke, die schließlich in der Gründung des Alfa Club Deutschland gipfelte. Aber das nur am Rande.

Das Grauen nach dem Sandstrahlen

Jedenfalls ging es ihm beim Kauf des Alfa Romeo 1900 Sprint Coupés so, wie vielen Experten vor ihm: Das Auto erwies sich als schlechter als gedacht. "Besonders groß war mein Schrecken nach dem Sandstrahlen", so Döhren. Dies hatte er in Auftrag gegeben, weil etliche Lackschichten von der Karosserie zu entfernen waren. Doch zurück zur Bestandsaufnahme: "Die Schweller hatte man so eingeschweißt, dass die Türen nicht mehr passten, unter den neu eingesetzten Blechen kam überall Rost zum Vorschein, und die Aluminiumhauben waren schlichtweg verpfuscht."

Natürlich ärgerte ihn das, andererseits war er aber auch froh, dass er überhaupt die Chance bekommen hatte, eines dieser Alfa Romeo 1900 Sprint Coupés kaufen zu können, von denen nach seinen Recherchen nur noch 28 Stück existieren.

Sonntags wird Blech geklopft

Mit Hilfe seines Freundes, Giovanni Ciraolo aus Mainz, gelang es ihm, die Karosserie des Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé wieder perfekt instandzusetzen. Pünktlich wie das Kirchengeläut hörten die Bewohner von Guldental sonntags zwischen 10 und 15 Uhr zwei Jahre ein entferntes Hämmern. Döhren klopfte und kantete Bleche zurecht, Ciraolo schweißte sie ein und formte aus einem Stück Blech sogar einen neuen Kotflügel.

Andere Arbeiten liefen teilweise parallel. Die Komponenten der Radaufhängung wurden gestrahlt, verzinkt, lackiert und natürlich mit neuen Gummi beziehungsweise Buchsen versehen. Den Motor seines Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé ließ Döhren mit Trockeneis strahlen, die Zylinder ließ er honen und die Dichtflächen planen. Er selbst montierte dann den Vierzylinder, lagerte ihn neu, versah ihn mit neuen Kolben und verwendete natürlich einen frischen Dichtsatz.

Experimentieren mit Vergaser-Bestückung

Wegen der Vergaser-Bestückung des Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé ist er noch am Experimentieren. Bei Solex-Vergasern sei die Einstellung schwierig, so entschied er sich für eine zeitgenössische Umrüstung auf Doppelvergaser. Allerdings befriedigt ihn das Ergebnis nicht. "Vielleicht ist der damalige Weber-Fallstrom-Vergaser die beste Lösung", vermutet er.

Aber es gab weit größere Probleme zu lösen. Einerseits war der Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé unvollständig und viele fehlende Teile ließen sich nicht mehr beschaffen, andererseits standen fast keine Informationen über den Originalzustand dieses und anderer 1900er Alfa zur Verfügung. Als Quelle blieben nur Peter Marshall vom Alfa Romeo 1900 Register und ein italienisches Buch, das sich vorwiegend mit den Touring Coupés befasst.

Aus Recherchen wird ein Buch

Döhren recherchierte daher auf eigene Faust und wurde nebenbei zum Buchautor. Im Werk Millenove Alfa Romeo fasste er sein gesammeltes Wissen über die komplette 1900-Baureihe zusammen.

Das Problem der fehlenden Teile löste er durch aufwändige, eigens initiierte Nachfertigungen mit Hilfe etlicher Bekannter. Unter anderem reproduzierte er die Zierleisten, die Umrandungen der Kühllufteinlässe und das wie ein Zierteil wirkende vordere Haubenschloss seines Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé. Viel Eigenarbeit steckt auch im Interieur. Döhren kaufte sich eine Industrienähmaschine mit Doppelnadel und erneuerte mit Assistenz seiner Frau die Teppiche und die Innenverkleidungen. Lediglich die Aufarbeitung der Sitze und des Himmels vertraute er einem Sattler an.

Nach sieben Jahren fand die mit viel Eigenleistung durchgeführte Restaurierung des Alfa Romeo 1900 Sprint Coupé ihr Ende. Der in einem zeitgenössischen Pinin Farina-Rot lackierte Alfa ist ein Schmuckstück geworden und hat mittlerweile diverse Schönheitspreise gewonnen. Kein Wunder, dass dem einstigen "Oje" längst ein stolzes und zufriedenes Lächeln gewichen ist.

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