Der neue 1,4-Liter-Diesel im kleinen A2 leistet 90 PS. Zur Verfügung steht überdies ein strammes Drehmoment.
Von außen sieht man kaum, dass Audis Kleinster, der im Verkauf nie die Erwartungen erfüllende A2, nun sogar in Diesel-Version so stark geworden ist wie einst der berühmte Porsche Super 90. Das i im TDI-Emblem am Wagenheck ist rot – ein dezenter Hinweis auf mehr Power. Leistungssteigerungen haben in der Geschichte des Automobils selten einen wahren Mangel behoben, sondern eher Begehrlichkeiten geweckt. Niemand hat sich bislang über Temperamentlosigkeit beim 75-PSTDI beklagt, doch nun hat der zweiventilige Dreizylinder mit dem ultralangen Kolbenhub von 96 Millimetern noch einmal kräftig zugelgt. Dabei ist nicht nur der Leistungszuwachs beachtlich, sondern mehr noch der Gewinn an Drehmoment. 195 Newtonmeter sind es bei der alten 75-PS-Version, satte 230 in der 90-PS-Variante.
Ein wahrer Büffel sitzt da unter der stummeligen Motorhaube und hat durchaus leichtes Spiel mit dem trotz Aluminium- Bauweise 1100 Kilogramm wiegenden Auto. An der mit hohem Druck agierenden Pumpe-Düse-Einspritzung hat sich prinzipiell nichts geändert. Das bezieht sich auch auf das Laufgeräusch, das in seiner Härte den leistungsschwächeren Common- Rail-Vierzylindern akustisch unterlegen ist. Diese haben dagegen das Nachsehen, wenn es um den Punch geht und um die Spontaneität beim Gasgeben. Schon zwischen 2.000 und 3.000 Touren legt sich der potente Zwerg so vehement ins Zeug, dass man an den wahren Hubraum von nur 1422 Kubikzentimetern kaum glauben mag. Fahrwiderstände wie etwa strammere Autobahnsteigungen werden praktisch ignoriert. Es geht einfach voran, und das mit einem wirklichen Minimum an Schaltvorgängen.
Die Messwerte sprechen denn auch eine eindrucksvolle Sprache. Auf Tempo 100 kommt der 90-PS-A2 nicht in knapp 14 Sekunden wie der brave Bruder, sondern in nur 10,5. Im oberen Geschwindigkeitsbereich wird die Überlegenheit naturgemäß noch größer, auch die Elastizitätswerte sind deutlich dynamischer. Von 80 auf 120 km/h im fünften Gang in nur 10,9 Sekunden gegenüber 13,1 bei der 75-PS-Version. Die Folge solcher motorischen Üppigkeit ist eine Souveränität, die man einem so kleinen Auto eigentlich nicht zutraut. Fast immer hat man in dem mit einem befriedigenden Federungskomfort aufwartenden A2 noch Reserven, erfreut sich an einem sehr niedrigen Drehzahl-Niveau und einem für dieses Temperament ungewöhnlich geringen Verbrauch. Vier Liter pro 100 Kilometer sind es bei zurückhaltender Fahrweise, wegen der man diese Version ja nicht unbedingt gewählt hat. Doch auch wer es laufen lässt, wird selten mehr als sechs Liter, meist nur fünfeinhalb, verbrauchen. Der 90 PS starke Dreizylinder hat trotz seiner gewissen Ruppigkeit in unteren Regionen einen ganz speziellen Reiz.
Er macht den kleinsten Diesel- Audi zu einem Auto für Kenner, in 20 Jahren vielleicht sogar zu einem Sammlerstück. Für Arme ist er trotz seines geringen Verbrauchs nicht der Richtige. Der Preis liegt mit fast 20 000 Euro in einer ähnlichen Region wie die Höchstgeschwindigkeit von 188 km/h.
Vor- und Nachteile
- Gutes Raumangebot, gute Fahrleistungen, gute Qualitätsanmutung, sichere Fahreigenschaften, befriedigender Komfort, geringer Verbrauch.
- Im unteren Drehzahlbereich brummiger Motor, schlechte Sicht nach hinten, hoher Preis.