BMW 428i Cabrio, Mercedes E 300 Cabrio, Heckansicht Achim Hartmann
BMW 428i Cabrio, Mercedes E 300 Cabrio, Frontansicht
BMW 428i Cabrio, Mercedes E 300 Cabrio, Seitenansicht
Mercedes E 300 Cabrio, Frontansicht
Mercedes E 300 Cabrio, Seitenansicht 25 Bilder

BMW 428i Cabrio und Mercedes E 300 Cabrio: Genießer-Cabrios im Vergleichstest

BMW 428i Cabrio und Mercedes E 300 Cabrio Genießer-Cabrios im Vergleichstest

Für die wilde Phase des Lebens gibt es Spider oder Roadster. Doch irgendwann schlägt die Stunde des Genießer-Cabrios. Schauen wir mal, was BMW und Mercedes in der 250-PS-Liga bieten.

Zwei Ziffern nur sind es, die BMW-Fans beim BMW 428i Cabrio zurückdenken lassen an gute Zeiten. Denn die 28 stand Ende der 90er-Jahre für die gelungenste Ausbaustufe des Reihensechszylinders M52. Der 2,8-Liter lief wie Samt und Seide, hüllte die Besatzung des schlanken 328i Cabrio in eine warme, weiche Klangwolke, während der neue Konkurrent von Mercedes so gepresst klang wie ein verschnupfter Bariton. CLK 230 K hieß dieses leicht pummelige Cabrio, dessen 2,3 Liter großer Vierzylinder-Kompressor mit ebenfalls 193 PS und 280 Newtonmetern zwar druckvoll die Ärmel hochkrempeln konnte, dabei aber nach mürrischer Pflichterfüllung klang und nicht nach Lebensfreude.

BMW 428i mit Vierzylinder-Turbo

Zurück ins Heute, in eine von scharfen Emissions-Restriktionen geprägte Welt: Im BMW 428i Cabrio arbeitet nun ein Vierzylinder-Turbo mit zwei Litern Hubraum, im Mercedes E 300 Cabrio ein 3,5 Liter großer Sauger-V6, der etwas mehr PS (252 statt 245) und nahezu ebenso viel Drehmoment (340 statt 350 Nm) bereitstellt. Und wie früher jenes des 328i summt das nicht mehr ganz taufrische Euro-5-Triebwerk des Mercedes mit schmeichelndem Ton elastisch durch die Drehzahlleiter, während das moderne, nach Euro 6 abgasarme Triebwerk des BMW bemüht bis nichtssagend klingt, dafür aber mit mehr Punch antritt und auch freudvoller hochdreht.

Die Messwerte spiegeln dieses feurigere Temperament mit leicht besseren Beschleunigungswerten wider, die neben dem Gewichtsvorteil sicher auch der brillant agierenden Achtstufenautomatik (2.350 Euro mit Schaltpaddeln am Lenkrad) zu verdanken sind. Die serienmäßige Automatik des Mercedes E 300 wechselt ihre sieben Stufen nicht ganz so willig und nicht immer so fein verschliffen. Das kann der neue Benz-Automat mit neun Stufen eindeutig besser.

Auch beim Konsumverhalten ist der BMW 428i dem Mercedes E 300 überlegen mit 9,7 zu 10,4 Litern Testverbrauch. Doch besonders bei geöffnetem Verdeck drückt der Vierzylinder aufs Gemüt, wenn er sich aus nahezu unhörbarer Teillast beim Beschleunigen zu Wort meldet. Kein Vergleich zum sämigen Summen des Mercedes, der mit seinem Design einen zweiten Kontrapunkt zum sehnig auftretenden BMW liefert.

Der steht breit und bullig da und lässt beim Einsteigen spüren, dass seine gegenüber dem längeren Mercedes um vier Zentimeter breitere Karosserie kein gestalterischer Selbstzweck ist: Vorn geht es noch luftiger zu als im bereits üppig geschnittenen Mercedes, der großen Fahrern jedoch mit der Oberkante der Windschutzscheibe und einer dicken Versteifung im vorderen Verdeckbereich sehr nahe kommt. Vorteil Vierer auch in der zweiten Reihe: Nicht nur dass er hier die kommoderen Sitze bietet, er verwöhnt Passagiere auch mit mehr Abstand zu den Vordersitzen und zum Dach. Und das kann, wie auch die Motorisierung, Dauerthema an jedem Stammtisch sein.

Dachfrage lautet Stoff oder Stahl?

Schon beim letzten 3er Cabrio war es BMW ja gelungen, das Heck flach zu halten, obwohl hier das dicke Paket aus diversen Dachelementen Platz finden muss. Und auch der offene BMW 428i zeigt diese gelungenen Proportionen. Erfreulich auch die große Heckscheibe, die mehr Rücksicht erlaubt als die des Mercedes. Doch davon mal abgesehen spricht wenig bis nichts für den größeren Aufwand, den BMW gegenüber Mercedes bei der Bedachung seines Mittelklasse-Cabrios treibt.

Denn leiser reist es sich im geschlossenen BMW 428i nicht. Er klingt wie ein gut gedämmtes Coupé, der Mercedes dagegen wie ein perfekt schallisoliertes Cabriolet − gut vernehmbare Umgebungsgeräusche inklusive. Die Messwerte weisen ihn sogar als das leisere Auto aus. Praktische Vorteile hat das textile Mercedes-Verdeck ohnehin, denn von den 390 Litern Kofferraumvolumen verbleiben geöffnet noch 300. Der Stauraum des BMW schrumpft dann von 370 auf 220 Liter und ist erst gut zugänglich, wenn der Fahrer per Tastendruck das breit im Heck liegende Verdeckpaket liftet.

Vorteil Mercedes E 300 auch beim Ampel-Striptease: Endet die Rotphase früher als gedacht, bleibt sein Dach bis hin zu 50 km/h funktionsfähig. Der BMW-428i-Fahrer muss auf Rücksichtnahme der Mitmenschen hoffen, denn seine Dach-Choreografie wird nur bis 18 km/h aufgeführt.

Windberuhigung mit klassischem Windschott für 360 Euro

Offen genossen, zeigen die zwei Cabriolets sehr ähnliche Qualitäten. Das fängt bei hoher Verwindungssteifigkeit an, geht weiter über exaktes Einlenken und angesichts der Gewichtsklasse sehr williges Handling (beide Testwagen verfügen über größere Räder und adaptive Dämpfer) und endet bei einer Durchlüftung auf die gepflegte, nicht die Haare ausreißende Art.

Die Bayern setzen beim BMW 428i zur Windberuhigung auf das klassische Windschott für 360 Euro, das ganz praktisch hinter der klappbaren Rücksitzlehne verstaut werden kann, Mercedes toppt diese klassische Methode mit dem nicht flüsterleisen Aircap (ausfahrbare Lamelle über der Windschutzscheibe und Windschott hinter den Fondkopfstützen, 1.250 Euro im Paket mit dem Nackenwärmer Airscarf), das vier Personen in den Windschatten setzt.

Dies, aber auch die auf Querfugen feiner ansprechende Federung schärft das Profil des teuren, bestechend gut verarbeiteten Mercedes E 300 als Genießer-Cabrio mit ansehnlichen sportlichen Talenten. Der BMW 428i Cabrio animiert eher zu flotter Gangart, enttäuscht aber auch beim Cruisen nicht. Da hat sich also nicht viel geändert gegenüber den Zeiten von 328i und CLK 230 K. Nur was die Motorenfrage angeht, haben BMW und Mercedes die Seiten gewechselt.

Fazit

1. Mercedes E 300 Cabrio 490 Punkte

Nicht nur ein klassisches, sondern auch ein klasse Cabrio. Der E 300 umschmeichelt mit Komfort und Motorvergnügen.

2. BMW 428i Cabrio 487 Punkte

Mit seinem sparsamen Turbomotor ist der BMW 428i ein effizientes, dynamisches Cabrio. Das Klappdach bringt ihm keine Vorteile.

Technische Daten

BMW 428i Cabrio Sport Line Mercedes E 300 Cabrio
Grundpreis 56.150 € 56.198 €
Außenmaße 4638 x 1825 x 1384 mm 4703 x 1786 x 1398 mm
Kofferraumvolumen 220 bis 370 l 300 l
Hubraum / Motor 1997 cm³ / 4-Zylinder 3498 cm³ / 6-Zylinder
Leistung 180 kW / 245 PS bei 5000 U/min 185 kW / 252 PS bei 6500 U/min
Höchstgeschwindigkeit 250 km/h 250 km/h
0-100 km/h 6,5 s 7,0 s
Verbrauch 6,6 l/100 km 7,2 l/100 km
Testverbrauch 9,7 l/100 km 10,4 l/100 km
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