Mit dem spurtstarken und sparsamen Diesel-Direkteinspritzer im A4 hat Audi die Öl-Konkurrenz mächtig unter Druck gesetzt. Kann ihm der 2,1 Liter große Motor des Peugeot 406 SVDT Paroli bieten?
Schon mit 90 PS strafen die Dieselausführungen des Audi A4 und des Peugeot 406 das Vorurteil vom lahmen Diesel Lügen. Noch überzeugender tun das natürlich die um 2000 Mark teureren Versionen mit 110 PS (Audi) und 109 PS (Peugeot), welche die Leistung der Basisversionen um über 20 Prozent übertreffen – eine Marge, die früher oft die Familienlimousine von der kernigen Sportausführung trennte. Daß sich der genannte Aufpreis bei Audi ohne und bei Peugeot mit Mehrwertsteuer versteht, ist nicht der einzige Unterschied zwischen den Selbstzündern der beiden Mittelklasselimousinen. Grundsätzlich verschieden ist auch die technische Marschrichtung, mit der die Leistungssteigerung gegenüber der Basismotorisierung erzielt wird.
Der Audi-Motor, als Direkteinspritzer Schrittmacher einer ganzen Generation neuzeitlicher Kraftstoff-Geizlinge, setzt ganz auf High Tech: Ein Turbolader mit verstellbaren Leitschaufeln im Einlaufbereich der Abgase in Richtung Turbine (VG-Lader, verstellbare Geometrie) ist der entscheidende Schlüssel für mehr Leistung und mehr Kraft in allen Lebenslagen, für spontanes Ansprechen selbst aus dem Drehzahlkeller und für nochmals gesteigerte Sparsamkeit.
Der Peugeot-Motor, Vertreter der klassischen und mehr auf Laufkultur bedachten Bauweise mit Vorkammer, setzt auch bei der Leistungssteigerung auf eine mehr bodenständige Methode: Mehr Hubraum bildet hier das Fundament für zusätzliche Pferdestärken. Als flankierende Maßnahme agieren drei Ventile pro Brennraum statt der zwei beim schwächeren Modell, und hinzu kommt eine moderne elektronische Diesel-Einspritzung von Lucas. Auf eine typische Diesel- Unart, das kräftige Nageln bei kalter Maschine, hat die Frage Kammermotor oder Direkteinspritzer wenig Einfluß: Beide tun es, und beide finden bereits zu milderen Tonlagen, sobald man die Garage verlassen hat. Ein Unterschied in der Laufkultur bleibt aber dennoch bestehen.
Der TDI-Motor im Audi zieht mit einem um zehn Prozent kleineren maximalen Drehmoment zwar nicht ganz so vehement davon, entwickelt dafür aber bereits bei Leerlaufdrehzahl enorm viel Kraft. Die damit mögliche extrem niedertourige Fahrweise ist einer der Gründe, warum TDI-Fahren so viel Spaß macht. Ein anderer ist das gute und feinfühlige Ansprechen des Direkteinspritzers auf Bewegungen des Gaspedals. Dank VGLader ist das lästige Turboloch hier höchstens noch rudimentär nachweisbar. Daß der Peugeot deutlich träger reagiert, liegt aber nicht nur daran, daß sein Turbolader nach dem Gasgeben erst mit einer spürbaren Verzögerung aktiv wird, sondern auch am E-Gas des 406: Zur Abmilderung drohender Bonanza-Effekte beim abrupten Gasgeben, das sind störende Längsschwingungen durch Schaukelbewegungen des Antriebsblocks, wird die Tätigkeit des Gasfußes hier nicht per Seilzug, sondern per Elektronik an die Einspritzpumpe weitergereicht, und zwar immer schön sachte.
1468 Kilogramm wiegt der Peugeot leer, fast 130 Kilogramm weniger der Audi. Da wundert es nicht, daß der A4 TDI auch die besseren Fahrleistungen bietet. Vor allem im oberen Geschwindigkeitsbereich läuft er dem 406 locker davon. Bei der Beschleunigung von null auf 160 km/h nimmt er ihm gleich 7,2 Sekunden ab, bei der Höchstgeschwindigkeit immerhin sechs km/h. Dafür hat der Peugeot bei den Elastizitätsmessungen die Nase vorn.
Die Motorisierung des Audi zeigt also mehr eine sportliche Charakteristik, der leisere Peugeot setzt mehr auf Komfort. Das tut er auch bei der Federung. Außer bei voller Beladung verdient er sich überall Bestnoten. Der Audi tut sich da spürbar schwerer und läßt seine Insassen weit weniger im unklaren, auf welcher Art von Straße sie da unterwegs sind. Ohne Tadel ist bei beiden Modellen der Abrollkomfort auf Pflasterstraßen. Die Geräuschkulisse unterstreicht den gewonnenen Eindruck. Zum leisen Motor kommen beim Peugeot ebensolche Windgeräusche. Hörbarer Fahrtwind und ein zwar nicht unangenehmer, aber doch sehr vernehmlicher, kraftvoll-sonorer Sound aus dem Motorraum kennzeichnen den Audi.
Die Fahreigenschaften dieser beiden modernen Autos bieten keine Überraschungen: Unproblematisch sicheres Kurvenverhalten ist Standard, der Audi untersteuert etwas eindeutiger, der Peugeot hat den besseren Geradeauslauf und die präzisere, aber auch schwergängigere Lenkung. Dafür ist der Audi wiederum handlicher. Eher ein Thema sind die Bremsen, die beim Peugeot zu kräftigem Fading neigen. Kein zeitgemäßer Wert sind 7,8 m/s2 bei warmgefahrener Bremse. Ohne Tadel dagegen die wirksame und standfeste Bremsanlage des Audi, die auf geringen Pedaldruck sehr spontan und feinfühlig dosierbar anspricht. Geht es um den praktischen Nutzen der Karosserie, hat der Peugeot die Nase vorn. Er bietet vor allem auf der Rücksitzbank mehr Platz und läßt mit Größe, Zulademöglichkeit und Variabilität seines Kofferraums keine Wünsche offen. Ab sofort aktiviert im 406 gar ein serienmäßiger Regensensor bei Bedarf den Scheibenwischer.
Auf ein anderes Komfortextra des kommoden Franzosen müssen die Kunden allerdings bis auf weiteres verzichten: Ein Automatikgetriebe ist vorerst nicht im Angebot. Selbst als besonders üppig ausgestatteter 406 SVDT ist der Peugeot immer noch um 910 Mark billiger als der Audi A4 TDI. Im Kaufpreis enthalten sind Leichtmetallräder, geteilt umklappbare Rücksitzbank, elektrische Fensterheber auch hinten und eine Fernbedienung für die Zentralverriegelung. Allein für diese Extras muß der Audi-Käufer 3740 Mark zusätzlich berappen. Dafür glänzt der Audi mit längeren Wartungsintervallen und einer rostresistenten, vollverzinkten Karosserie.
Abgerechnet wird aber bekanntlich erst am Schluß, in diesem Fall an der Zapfsäule: Mit einem Verbrauch von 8,1 Litern auf 100 Kilometer kann der Peugeot 406 SVDT dem Audi A4 TDI nicht das Wasser reichen. Denn der begnügt sich mit zwei Litern weniger – ein triftiger Grund, über den etwas schlechteren Komfort und das knappere Raumangebot hinwegzusehen.
Fazit
Großzügiges Raumangebot, variabler Kofferraum, sehr guter Federungskomfort, reichhaltige Serienausstattung, sichere Fahreigenschaften, kultivierter Motor. Bei hoher Belastung stark nachlassende Bremswirkung, vorn zu kurze Sitzfläche, relativ hoher Verbrauch, verzögertes Ansprechen auf Gaspedalbewegungen.
Spontan ansprechender, durchzugsstarker und sehr sparsamer Motor, sicheres Fahrverhalten, wirksame und standfeste Bremsen, geringer Wartungsaufwand, verzinkte Karosserie. Kräftiges Motorgeräusch und nur befriedigende Laufkultur, Platzverhältnisse und Kopffreiheit hinten eingeschränkt.