Die Diesel-Entwicklung geht mit großen Schritten voran. Bei VW kommt als erster der Passat TDI mit der sogenannten Pumpe-Düse-Einspritzung. Mercedes vertraut auch beim neuen 200er auf Common Rail. Zwei Systeme, auch zwei Diesel-Welten?
Die notwendigen hohen Drücke (bis 2000 bar) entstehen sozusagen beim jeweiligen Einspritzvorgang, während bei Common Rail (Drücke bis 1350 bar) der unter permanentem Druck stehende Kraftstoff über elektronisch gesteuerte Ventile abgerufen wird. Wie beim neuen TDI von VW kann Mercedes auch bei der jüngsten CDI-Variante, einer per Software und Ladedruck von ursprünglich 125 PS auf 102 PS reduzierten 2,2 Liter- Version, dank Common Rail die Möglichkeit einer sogenannten Voreinspritzung nutzen. Dieser Vorgang, bei Pumpe- Düse zu Anfang der Entwicklung noch nicht praktiziert, kostet zwar ein wenig Treibstoff, sorgt aber für eine weicher einsetzende Verbrennung.
Man muß kein Techniker sein, um dennoch eine sanftere Verbrennung unter der Mercedes- Haube zu registrieren. Obwohl der neue Passat TDI kein objektiv lautes Auto ist, sind doch die akustischen Differenzen zum vergleichsweise leise murmelnden Mercedes-Triebwerk nicht zu überhören. Dies ist besonders bei Beschleunigungsphasen in den unteren Gängen auffällig. Allein auf der Autobahn erfolgt eine gewisse Angleichung, wobei der C 200 CDI die Führungsrolle in Sachen Laufkultur gleichwohl behält. Hier ist nahezu ein Optimum erreicht. Wüsste man nicht, daß unter dem Stern selbst gezündet und verbrannt wird, man würde es kaum bemerken. Wie groß der Unterschied zum härter laufenden Passat ausfällt, zeigen die Meßwerte.
Dem feurigen Elias von VW kommt dabei durchaus zugute, daß bei der Drosselung des CDI-Triebwerks der Bums des 125 PS starken Originals weitgehend auf der Strecke blieb. Auch subjektiv wirkt der 200er ein wenig müde und abgespannt und erinnert trotz objektiv befriedigender Fahrleistungen an Daimlers alte Diesel-Zeiten, als man den Wert der Maschine weniger an ihrem Temperament, sondern mehr an ihrer Lebensdauer gemessen hat. Nicht zuletzt das fröhlichere, wenn auch knurrendere Hochdrehen des Passat TDI kündigt an, daß in Beschleunigung und Durchzugsvermögen große Gräben bestehen. Von null auf 100 km/h stürmt der TDI beispielsweise in nur 10,5 Sekunden, während sich der CDI von Mercedes 14,2 Sehunden Zeit läßt. Von 80 auf 120 km/h im großen Gang nimmt sich der Passat kaum mehr als zehn Sekunden.
Noch vor wenigen Jahren hätte so etwas niemand für möglich gehalten. Wie ist man untergebracht? Der Passat offeriert das insgesamt größere Raumangebot, Kofferraum inklusive, wo mit stolzen 475 Litern deutlich mehr als in der C-Klasse (430 Liter) geboten wird. In der Funktionalität und auch in der Gesamtqualität bestehen keine entscheidenden Differenzen. Auch das Produkt Passat kommt hier dem Optimum sehr nahe. In der Ausstattung zeigen beide Basisversionen ein gutes Niveau – mit Seitenairbags, elektrischen Fensterhebern vorne, ABS und Zentralverriegelung.
Der C 200 CDI sichert sich hier trotzdem einen kleinen Vorsprung, vor allem durch seine Antriebsschlupfregelung. Auch den berühmten Bremsassistenten bekommt man ungefragt. Handlicher ist trotz des größeren Wendekreises der Passat, doch da wie dort liegen die Fahreigenschaften auf höchstem Niveau. Das gilt auch für die Bremsen, wobei der Mercedes noch etwas bessere Werte erreicht. Doch was er weder in der Eigenschafts- noch in der Gesamtwertung schafft, ist die erwartete Überlegenheit. Der Sieger nach Punkten heißt im Gegenteil Passat TDI. Zu verdanken hat er diesen Vorsprung einem Dieselmotor, dessen Effizienz im Moment wirklich einmalig ist.