Kleinstwagen wie Hyundai i10, Renault Twingo und Suzuki Alto zum Lockpreis um 10.000 Euro sind nicht viel größer als ein Autoscooter. Für viele sind sie jedoch Hort der Glückseligkeit und Freiheitsspender zugleich. Wieviel Laune machen i10, Twingo und Alto wirklich?
„Komm‘ se rein, komm‘ se rein. Jetzt einsteigen, Spaß haben und günstig abfahren. Für 9.990 Euro sind Sie dabei.“ So könnte die Ansage eines Suzuki-Schaustellers auf dem nächstbesten Volksfest lauten. Okay – für das Geld kann man sich im Autoscooter nebenan über Wochen hinweg schwindlig fahren. Raus aus dem Dorf führt die Scooter-Tour aber nicht. Sinnvoller erscheint da doch die Investition in einen kleinen, motorisierten Gefährten.
Womit wir wieder bei dem Suzuki-Schausteller und dessen Alto in Club-Ausführung stehen. Hat der Ansager die Preisliste richtig studiert, wird er jetzt vortragen, dass der 3,5 Meter kurze Suzuki Alto für die knapp 10.000 Euro bereits gut ausgestattet ist. Vier Türen, Radio mit CD-Player, elektrische Fensterheber vorn, ein höhenverstellbarer Fahrersitz sind im Suzuki Alto ebenso serienmäßig wie Klimaanlage, sechs Airbags und ESP.
Renault Twingo und Hyundai i10 schlechter ausgestattet
Da können seine zwei Konkurrenten nur verlegen mit ihren elektrischen Außenspiegeln wedeln (Serie). Denn weder der frisch geliftete Hyundai i10 noch der zweitürige Renault Twingo verfügen serienmäßig über ESP oder Kühlgerät – sind mit 11.690 Euro und 12.290 aber deutlich teurer. Den Renault Twingo gäbe es zwar auch für 9.990 Euro – allerdings nur bei Verzicht auf die Option des Stabilitätsprogramms. Aus diesem Grund rollt der 3,6 Meter lange Franzose im feschen night&day-Dress zum Test, prunkt mit speziellen Aufklebern, stark getönten Scheiben, einer in Leder eingefassten und abgenähten digitalen Anzeige und – tata – einem elektrisch betätigten Panorama-Schiebedach.
Nette Zutaten, die den Piloten des Renault Twingo gleich eine Klasse höher fahren lassen, und von denen Suzuki Alto-Fahrer lediglich träumen können. Ihnen bleibt nur der Blick auf eine graue, funktionale Hartplastik-Landschaft ohne optische Highlights. Als seltenes Detail dürften die manuell ausklappbaren Fenster in den Hecktüren des Suzuki Alto in Erinnerung bleiben. Als Option bietet die Preisliste nur eine Metallic-Lackierung an. Ende. Bis auf ein Faltdach (1.250 Euro) und Alu-Räder sieht auch Hyundai keinen Grund für luxuriöse Extras. Die Koreaner stylen den Hyundai i10 Style (Aufpreis zu Classic: 1.400 Euro) einfach schon im Werk. Farbige Kunststoffelemente peppen den Innenraum des Hyundai i10 ebenso auf wie blau hinterlegte, aber in der Sonne schlecht ablesbare Instrumente. Große Ablagen erleichtern das Verstauen von Spielzeug und Wasserflaschen.
Gute Qualitätsanmutung in Renault Twingo und Hyundai i10
In puncto Qualitätsanmutung und Ausstattung rumpeln die beiden teuren Microcars Renault Twingo und Hyundai i10 den Suzuki Alto also an die Bande. Leichte Blessuren, die der Alto im Kostenkapitel wieder ausgleicht. Spätestens nach dem Blick in die Kofferräume ist aber klar, dass er im Karosserie-Kapitel nicht mehr aufholt. Gerade mal 129 Liter lassen sich in dem schwer zugänglichen und unübersichtlichen Abteil des Suzuki Alto unterbringen. Wer die labbrig verarbeitete Rückbank umlegt, erhält immerhin 774 Liter. Die eckiger geformten Konkurrenten schlucken mit 225 (Hyundai i10) und 230 Litern (Renault Twingo) dagegen auch größere Supermarkteinkäufe.
Im sauber verarbeiteten Hyundai i10 lässt sich Kleinkram zudem in einem praktischen Staufach unter dem doppelten, erfreulich festen Boden verstecken. Auch lobenswert: Die Rücksitze im Renault Twingo können nach alter Twingo-Tradition sowohl einzeln verschoben als auch in der Lehne verstellt sowie komplett umgeklappt werden. Von maximalem Fußraum für die Fondpassagiere bis hin zu 959 Liter Gepäckraum-Volumen macht der Zweitürer im Alltag so vieles möglich und entschädigt für den mühsameren Zustieg hinten.
Trotz Dreizylinder geht es im Suzuki Alto flott voran
Zeit, endlich einmal unter die kurzen Hauben zu gucken. Große Reißer braucht man in dieser Preisklasse nicht erwarten, und so bietet der Suzuki Alto gerade mal einen Liter Hubraum, 68 PS und ein Drehmoment von 90 Newtonmetern. Doch einmal losgelassen, schnattert der kleine Dreizylinder fröhlich los und bringt den 885 Kilo leichten Alto subjektiv flotter in Fahrt, als es die Messwerte aussagen. Eilig dreht der Benziner bis an 6.000 Touren ran, und Schalten macht dank eines griffig-präzisen Getriebes im Suzuki Alto soviel Laune, dass fast schon sportlicher Ehrgeiz aufkommt. Und siehe da: Mit einem Zwischenspurt-Wert von 80 auf 120 km/h in 26,8 Sekunden kauft er sogar dem 75 PS starken Renault Twingo den Schneid ab.
Dazu passt auch die straffe Fahrwerksabstimmung, die dem Suzuki Alto zwar zu keinem erwähnenswerten Komfort, dafür aber zu überraschend guten Handlingzeiten verhilft. Den Slalom durchfährt der kleine Sausewind als Einziger in über 60 km/h, und den Wedeltest erledigt der Alto kaum langsamer als der besser bereifte Renault Twingo. Aber Achtung: Wer die starken Wankbewegungen ignoriert und es übertreibt, den bremst ESP hart ein. Das Stabilitätsprogramm springt auch im Renault brav zu Hilfe und hält den eine Tonne schweren Twingo sauber auf Kurs. Sportliche Avancen liegen ihm – ähnlich wie dem Hyundai i10 – dagegen nicht.
Twingo und Alto liegen im Antriebskapitel gleichauf
Beide versuchen sich mehr in komfortabler Ausgewogenheit und offerieren lediglich gefühllose Lenkungen. Im Gegenzug übermitteln sowohl Renault Twingo als auch Hyundai 10 fiese Querfugen oder lange Bodenwellen nicht so direkt weiter wie der Suzuki Alto. Längere Autobahnetappen sind angesichts des akzeptablen Sitzkomforts denn auch kein Problem – solange die Motoren nicht allzu hoch drehen müssen.
Sonst beschweren sich die beiden Vierzylinder mit kräftigem Dröhnen und verleiden schnelle Fahrten. Trotz deutlich besserer Beschleunigungswerte liegen denn auch der Renault Twingo und der Suzuki Alto im Antriebskapitel gleichauf.
Renault Twingo ist der stärkste Trinker im Test
Grund: Mit einem Testverbrauch von 6,1 Liter Super auf 100 Kilometer beweist der Suzuki Alto, dass er zeitgemäß zu knausern versteht. Wer mit dem Gaspedal vorsichtig umgeht, fährt auch locker noch einen Liter sparsamer. Dem 69 PS schwachen und unwillig hochdrehenden Hyundai i10 bleibt da nur der dritte Rang. Kleiner Trost: Mit einem Verbrauch von 6,3 Litern/100 km überlässt er dem Twingo die Krone des stärksten Trinkers. Bei den Fahrversuchen übernimmt der in Indien gefertigte Hyundai i10 allerdings wieder die rote Laterne. Slalom, Wedeltest und VDA-Ausweichgasse absolvierte er mit der geringsten Geschwindigkeit sowie deutlicher Seitenneigung und kräftigen Lastwechselreaktionen.
Noch gravierender aber sind die schlechten Bremsen des Koreaners, der aus 100 km/h erst nach 41,9 Metern (warm) zum Stillstand kommt. Dass der Suzuki Alto auch in diesem Vergleich noch schlechter bremst, ist für den mit vier Scheibenbremsen ausgerüsteten Hyundai i10 keine Entschuldigung. Am Ende sind es genau jene Bremsen, die dem preislich attraktiven Suzuki Alto den Sieg vermasseln und dem ausgewogenen, variablen und zuverlässig stehenden Renault Twingo den Sieg bescheren. Der neue Hyundai i10 bleibt in der Mitte und lockt mit Platz und Fahrkomfort.
Bremsen bei Kleinstwagen immer noch mangelhaft
Obwohl sie schon oft kritisiert wurden, konnten die Bremsen des Suzuki Alto auch in diesem Vergleichstest nicht überzeugen. 42,9 Meter sind nicht akzeptabel. Sicherlich mit ein Grund für die ungenügende Bremsleistung: die Trommelbremsen an der Hinterachse. Einziger Trost: ESP ist Serie. Aber auch der neue Hyundai i10 überzeugt mit 41,9 Metern nicht – trotz 910 Euro teurem Sicherheitspaket, das auch Scheibenbremsen an der Hinterachse beinhaltet. Wie es richtig geht, zeigt der VW Polo 1.2 für 12.275 Euro.
Fazit
1. Renault Twingo 1.2 16V Night & Day
416 Punkte
Mit seiner Ausgewogenheit, der hohen aktiven Sicherheit und der überzeugenden Variabilität sammelt der Twingo fleißig Punkte ein. Wer sich am erhöhten Grundpreis nicht stört, erhält mit dem Franzosen einen komfortablen Zweitürer.
2. Hyundai i10 1.1 Style
408 Punkte
Der vorbildlich verarbeitete Koreaner ist dem Twingo dicht auf den Fersen – im Federungskomfort sogar leicht überlegen. Der zäh agierende Motor, ein zickiges Heck sowie die mangelhaften Bremsen kosten den teuren Hyundai i10 aber den Sieg.
3. Suzuki Alto 1.0 Club
402 Punkte
In Sachen Verarbeitungsqualität, Ausstattung und Fahrkomfort liefert der Suzuki Alto nicht mehr, als er für 9.990 Euro liefern muss. Dafür machen der flotte und sparsame Dreizylinder sowie das agile Handling Laune. Die Bremsen gehören überarbeitet.
Technische Daten
|
Suzuki Alto 1.0 Club |
Renault Twingo 1.2 LEV 16V 75 Night & Day |
Hyundai i10 1.1 Style |
Grundpreis |
9.990 € |
12.290 € |
11.790 € |
Außenmaße |
3500 x 1600 x 1470 mm |
3602 x 1665 x 1470 mm |
3585 x 1595 x 1540 mm |
Kofferraumvolumen |
129 bis 774 l |
230 bis 959 l |
225 bis 910 l |
Hubraum / Motor |
996 cm³ / 3-Zylinder |
1149 cm³ / 4-Zylinder |
1086 cm³ / 4-Zylinder |
Leistung |
50 kW / 68 PS bei 6000 U/min |
55 kW / 75 PS bei 5500 U/min |
51 kW / 69 PS bei 5500 U/min |
Höchstgeschwindigkeit |
155 km/h |
169 km/h |
156 km/h |
0-100 km/h |
14,3 s |
13,4 s |
14,5 s |
Verbrauch |
4,3 l/100 km |
5,1 l/100 km |
4,7 l/100 km |
Testverbrauch |
6,1 l/100 km |
6,7 l/100 km |
6,3 l/100 km |
Alle technischen Daten anzeigen