Kompaktsportler
Sturm & Rang

Sturm auf die VW Golf GTI-Bastion: Innen schiebt der Opel Astra OPC, außen drückt der Ford Focus ST. Schaffen es die beiden, die Breitensport-Ikone zu distanzieren? Eine Vergleichsfahrt ermittelt die Rangfolge unter den Kompakt-Kanonen.
Focus und Astra gegen Golf, zwei gegen einen. Zweckbündnis für den Angriff auf Führungsanspruch und Vorherrschaft.
Der OPC ist scharf, kantig und pointiert. Ein Abkömmling des GTC, des flachen Astra-Keils. Ein Coupé. Ford schickt ebenfalls einen kompetenten Fahrdynamiker: den ST auf Basis des Focus II. Damit ist die Meute komplett.
Ford platziert den Neuen als ST für jedermann zum Preis eines GTI, aber mit fünf statt vier Zylindern und 225 statt 200 PS. Betankt mit Super Plus statt Super werden es sogar 237. Ein Preis-PS-Schnäppchen, das drehmomentbeharrlich und zickenfrei den alten RS auf der Nordschleife bügelt.
Auch Opel vermeldet einen Nordschleifen-Rekord. DTM-Pilot Manuel Reuter prügelte einen Astra OPC in 8:35,93 Minuten um den Eifel-Kurs. Schneller schaffte das bislang keiner in der serienmäßigen Zweiliter-Klasse. Ein Raunen dagegen beim Preis. 28.000 Euro veranschlagt Opel und verweist auf den mit 240 PS stärksten Motor im Feld - mit den schlechtesten Verbrauchs-, aber den besten Sprint-Werten.
Die 240 PS reißen an der Vorderachse, was sich in unangenehmer Fahrwerks-Nervosität niederschlägt. Der Astra sucht einen Fahrer mit Richtungskompetenz. Schon die Normal-Stellung des serienmäßigen IDS-plus-Fahrwerks fühlt sich sehr straff an. Der Sportmodus würzt noch einmal Gasannahme, Lenkung und Dämpferrate. Gut gemeint, aber übertrieben. Eine Vollbremsung bei Trockenheit jedoch gleicht einem Ankerwurf.
Der GTI bleibt der Maßstab
Wie definiert, akkurat und linientreu zwirbelt der GTI dagegen über die Landstraße. Die Breitensport-Ikone liest den Belag wie ein Golfer das Green, hält Zwiesprache mit dem Fahrer, zieht schon auf leichten Lenkungsdruck vehement in die Kurve. Ambitionierter als der GTI ist derzeit kein Fronttriebler. Der Zweiliter-Turbo wuchtet engagiert aus der Tiefe, dazu ein Präzisions-Getriebe mit sechs stimmigen Übersetzungen. Allerdings ist das VW-Fahrwerk auf eine unerfreuliche Art mehrdimensional. Im Kurvendickicht formvollendet, nervt die Golf-Federung auf der Autobahn mit ständigen Zuckungen.
Nur einer aus dem Dreier-Pack ist wirklich langstreckentauglich: der Focus. Der ST-Genießer saugt die Kilometer unter sich hinweg. Ein Wohlfühl-Faktor ist das zwerchfellschmeichelnde Tiefbass-Gurgeln des 2,5-Liter-Turbo. Der ST zielt auf Herrenfahrer statt Heißsporne - ist eine treu abgestimmte Seele, die selbst Schnellfahrer nicht ins Schwitzen bringt. Dafür mangelt es dem Fahrwerk an Radikalität und der Lenkung an Rückmeldung.
Der OPC ist ein Fall für Bezwinger, die sich ab und zu mit ihrem Auto und der Landstraße ihres Vertrauens zum Schlagabtausch verabreden. Alle anderen werden mit dem harmonischeren und günstigeren Astra 2.0 Turbo glücklicher. Der Focus ST dagegen ist ein realer Traum für alle Gourmets, die den souveränen Bewegungs-Fluss schätzten. Doch Meister aller Klassen bleibt der GTI.
Fazit
Er kribbelt, glüht, begeistert, verpasst der Klasse zu Recht seinen Namen. Was man sich im Alltag noch wünscht: den Bandscheiben schonenden Komfort auf Langstrecken.
Gelungene Neuauflage: Der ST schöpft seine Kraft aus der Ruhe von Antrieb und Fahrwerk. Er ist GT statt Kurvenquirl, sein Fünfzylinder gurgelt herzerwärmend.
Mehr Thrill als der OPC bietet keiner. Sein Turbo explodiert förmlich, sorgt dabei aber für Unruhe im Fahrverhalten. Bei so viel Überschwang leidet die Ausgeglichenheit.