Michael Lohschellers Gastspiel bei Vinfast war nur von kurzer Dauer. Nun heuert der ehemalige Opel-Chef als Präsident beim E-Mobilitäts-Start-up Nikola an.
Michael Lohschellers Gastspiel bei Vinfast war nur von kurzer Dauer. Nun heuert der ehemalige Opel-Chef als Präsident beim E-Mobilitäts-Start-up Nikola an.
Es ist sein dritter Arbeitgeber innerhalb eines halben Jahres: Erst zum 1. September hatte Ex-Opel-Chef Michael Lohscheller den Stellantis-Konzern verlassen, um direkt zum aufstrebenden Autohersteller Vinfast zu wechseln. Nach nur vier Monaten war das Gastspiel bei den Vietnamesen allerdings schon wieder beendet. Doch der 53-Jährige hat abermals schnell einen neuen Arbeitgeber gefunden: Er wechselt als Präsident zum Elektro-Mobilitäts-Startup Nikola und berichtet dort direkt an den CEO Mark Russell.
In seiner neuen Funktion bei Nikola verantwortet Lohscheller den weltweiten Ausbau der Lkw-Aktivitäten. Der batterieelektrische Lastwagen Nikola Tre auf Basis des Iveco S-Way (siehe Fotoshow), der im Werk des Iveco-Mutterkonzerns CNH Industrial in Ulm gebaut wird, kommt in diesen Tagen zu den ersten Kunden. Gemeinsam mit Bosch entwickelt das Start-up zudem dessen Brennstoffzellen-Variante Tre FCEV, die 2023 auf den Markt kommen soll.
Bei Opel rückte im vergangenen Sommer Uwe Hochgeschurtz für Lohscheller nach, für den es bei seinem darauffolgenden Arbeitgeber Vinfast offensichtlich jedoch nicht gepasst hatte. Wie es heißt, verabschiedete er sich dort nach nur vier Monaten aus persönlichen Gründen. Vinfast gehört zur die vietnamesische Wirtschaft in vielen Bereichen durchdringenden Vingroup. Deren Autosparte Vinfast gibt es seit 2017. Der Hersteller legt großen Wert auf seine namhaften deutschen Zulieferer und baut unter anderem in Lizenz BMW-Modelle mit für den asiatischen Markt angepasstem Design.
Vor Lohscheller war James DeLuca CEO von Vinfast – der erfahrene GM-Manager hat den Aufbau der Marke verantwortet. Lohscheller war seit 2012 Manager bei Opel (seit Juni 2017 als Chef) – also zu einer Zeit, in der Opel noch zu GM gehörte (die Übernahme von Opel durch den Stellantis-Vorgänger-Konzern PSA war am 1. August 2017 abgeschlossen worden). Somit hat auch Lohscheller eine Vergangenheit als GM-Manager.
Hatte Vinfast anfangs eher den Heimatmarkt im Blick, stellt sich der Konzern jetzt eindeutig global auf: Lohscheller sollte den Ausbau der Märkte zwar ebenfalls in Vietnam, aber eben auch in den USA, Kanada, Frankreich, Deutschland und in den Niederlanden vorantreiben. In Europa und Nordamerika möchte Vinfast deutlich wachsen – unter anderem mit den Elektro-SUV VF e35 und VF e36. Die Vietnamesen bauen derzeit vor allem ihr Angebot an Elektroautos stark aus.
Aus Lohschellers näherem Umfeld war zu hören, dass er den vietnamesischen Konzern zu einem globalen Tesla-Fighter aufbauen wollte – ein Kurs, den aktuell so ziemlich alle namhaften Automobilhersteller verfolgen. Somit könnte die Geschichte des Verbrennungsmotors bei den Vietnamesen eine besonders kurze sein, zumal Vinfast bereits ab 2022 eigene Elektroautos ausliefert. Die finanziellen Mittel für den Aufbau eines potenten Tesla-Konkurrenten dürfte die mächtige Vinfast-Mutter Vingroup bereithalten.
Michael Lohscheller wollte nicht zu den Managern der Autoindustrie gehören, die sich nach der Aufgabe eines Chefpostens mit eigenen Projekten oder wackeligen Start-ups beschäftigen mussten. Er hatte für seine Nach-Opel-Zeit bereits einen Vertrag mit Vinfast in der Tasche. Diesen Posten hatte er nach nur vier Monaten im Amt jedoch wieder aufgegeben; es passte wohl einfach nicht mit den Vietnamesen. Nun wird es für Lohscheller doch etwas wackeliger, das US-Unternehmen hat turbulente Zeiten hinter sich. Bleibt nicht nur für ihn persönlich zu hoffen, dass unter seiner Mithilfe eine erfolgreiche Zukunft für Nikola bevorsteht.