Pendler sind von den steigenden Energiepreisen besonders stark betroffen – als Ausgleich steigt die Pendlerpauschale weiter. Die Grünen sind damit allerdings unzufrieden.
Pendler sind von den steigenden Energiepreisen besonders stark betroffen – als Ausgleich steigt die Pendlerpauschale weiter. Die Grünen sind damit allerdings unzufrieden.
Die erhoffte Entspannung am Öl- und Gasmarkt ist nicht eingetreten – und Experten halten aktuell einen Preisabschwung nicht für absehbar. Um Menschen, die auf Fahrten zur Arbeitsstätte mit ihrem Auto angewiesen sind, etwas zu entlasten, erhöht die Bundesregierung rückwirkend zum 1. Januar 2022 die Pendlerpauschale von 35 auf 38 Cent pro Kilometer. Unsere Redaktion hat ausprobiert, ob Elektroroller, deren Betriebskosten natürlich erheblich günstiger sind, eine Fahrzeugalternative für Pendler sein können. In unserer Bildergalerie zeigen wir Autos, die Spaß machen – und die beim Pendeln trotzdem sparsam sind.
Die Pendlerpauschale heißt offiziell Entfernungspauschale. Arbeitnehmer dürfen sie an den Tagen ansetzen, an denen sie zur Arbeit fahren. Das Finanzamt berücksichtigt dabei die vollen Kilometer der einfachen Entfernung, womit Hin- und Rückfahrt abgegolten sind. Die Pendlerpauschale ist auf jährlich 4.500 Euro begrenzt, es sei denn der Arbeitnehmer kann glaubhaft darstellen, dass seine Aufwendungen höher waren.
Seit 2004 betrug die Entfernungspauschale 30 Cent pro Kilometer. Dann beschloss die Bunderegierung das Klimapaket und erhöhte in diesem Rahmen die Pauschale ab dem 21. Kilometer für die Jahre 2021 bis 2023 auf 35 und für die Jahre 2024 bis 2026 auf 38 Cent. Geringverdiener bekommen in der Zeit zwischen 2021 und 2026 zusätzlich eine Mobilitätsprämie gemäß §§ 101 bis 109 Einkommensteuergesetz: Steuerpflichtige, deren zu versteuerndes Einkommen unterhalb des Grundfreibetrags liegt, erhalten eine um 14 Prozent erhöhte Pauschale. Die aus einer Koalition von SPD, Grünen und FDP bestehende Bundesregierung hat somit jetzt die Erhöhung von 35 auf 38 Cent einfach um zwei Jahre vorgezogen.
Wer beispielsweise nach Abzug von Urlaub an 200 Tagen im Jahr zwischen seiner Wohnung und seiner Arbeit 50 Kilometer einfach zurücklegt, bekam bisher 3.500 Euro (50 km x 0,35 Cent x 200 Tage) angerechnet. Nach der neuen Regelung gibt es ab diesem Jahr eine Anrechnung in Höhe von 3.800 Euro (50 km x 0,38 Cent x 200 Tage) – also 300 Euro mehr als bisher. Die zum Ausgleich sozialer Ungleichheiten gedachte Mobilitätsprämie hätte 2021 in diesem Fall 490 Euro betragen, jetzt steigt sie wegen der höheren Bemessungsgrundlage auf 532 Euro – macht bei diesem konkreten Beispiel 42 Euro mehr als bisher. Der Steuerpflichtige bekommt seinen Pendlerpauschalbetrag nicht überwiesen oder ausgezahlt – durch die Pauschale verringert sich sein Einkommen und somit seine Steuerlast.
Die Grünen tragen die Erhöhung der Pendlerpauschale zwar mit – aber aus ihrer Sicht handelt es sich dabei um eine umweltschädliche Subvention. Außerdem bemängeln sie, dass eher Menschen mit hohen Einkommen von einer Pendlerpauschale profitieren, da Personen mit einem niedrigen Einkommen ohnehin deutlich geringere Steuern zahlen müssen. Ähnlich sieht es der VCD (Verkehrsclub Deutschland), der eine komplette Umstellung der Entfernungspauschale auf ein einkommensunabhängiges Mobilitätsgeld fordert.
Den rasanten Spritpreis-Anstieg der vergangenen Monate hat eine Kombination aus vielen Gründen verursacht. So startet die Wirtschaft nach Ausfällen während der Corona-Pandemie wieder durch, was mit einem großen Öl- und Gashunger verbunden ist. Zudem steigt der Ölbedarf von Schwellenländern permanent. Die Fördermengen wachsen gleichzeitig nur langsam und Russlands Überfall auf die Ukraine sorgt für Verunsicherungen, was wiederum die Energiepreise nach oben treibt. Die für Europa wichtige Nordsee-Ölsorte Brent kostete im April 2020 je Barrel (159 Liter) 26,50 Dollar – jetzt ist mit 105,60 Dollar fast der vierfache Preis fällig.
Auch der Wechselkurs von Dollar zu Euro hat sich im vergangenen Jahr zuungunsten europäischer Konsumenten entwickelt: Gab es im Januar 2021 noch 1,22 Dollar für einen Euro, waren es im Januar 2022 nur noch 1,13 Dollar. Einen kleinen Teil der Preiserhöhung macht auch die CO2-Steuer aus, die im Jahr 2022 6,7 Cent pro Liter Benzin und 7,7 Cent pro Liter Diesel beträgt. Und wenn der Spritpreis steigt, erweisen sich die Steuern als besonders effektiver Preistreiber – jede Erhöhung des Netto-Spritpreises um einen Cent sogt am Ende für eine Erhöhung um drei Cent.
Die Preise für Benzin und Diesel sind aktuell sehr hoch und Entspannung ist nicht in Sicht. Das macht insbesondere die Arbeits-Fahrwegs-Kosten für Pendler teurer. Zum Ausgleich hat die Bundesregierung jetzt eine Anhebung der Pendlerpauschale von 35 auf 38 Cent pro Kilometer beschlossen – rückwirkend zum 1. Januar 2022.
Die Grünen tragen als Teil der Bundesregierung die Erhöhung zwar mit, halten sie aber für eine umweltschädliche und sozial schiefe Subvention. In der Tat profitieren Personen mit hohem Einkommen und somit höherer Steuerlast mehr von einer Entfernungspauschalen-Erhöhung als Menschen mit einem niedrigen Einkommen. Deshalb fordert beispielsweise der VCD die komplette Umstellung der Entfernungspauschale auf ein einkommensunabhängiges Kilometergeld.