Im Rahmen einer Betriebsversammlung am sächsischen VW-Standort in Zwickau wurde am Donnerstag (14.9.2023) die Belegschaft über die Auswirkungen der aktuell schlechten Elektroauto-Nachfrage informiert. Nach Angaben von VW werden 296 befristete Verträge, die nach einer Laufzeit von zwölf Monaten bald auslaufen, nicht verlängert. Auch müsse der Schichtbetrieb an dem Standort angepasst werden. Erst in den kommenden Tagen stimmt der Autobauer die konkreten Maßnahmen mit der Arbeitnehmervertretung ab.
Im VW-Werk in Zwickau arbeiten fast 11.000 Mitarbeiter, 2.000 davon haben befristete Verträge. Seit 2019 laufen dort ausschließlich Elektroautos vom Band – VW hatte das Werk für 1,2 Milliarden Euro umgerüstet. Wegen der aktuell schleppenden Nachfrage nach ID-Modellen galt die Verkündung von Stellenstreichungen als wahrscheinlich.
Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hatte bereits am Dienstagabend auf einer CDU-Veranstaltung in Riesa vor "bedauerlichen Nachrichten" gewarnt. "Eine ganze Reihe von Kollegen werden zumindest zeitweise dort erst mal nicht mehr arbeiten können", befürchtete der Ministerpräsident. Sachsens Wirtschaftsminister Martin Dulig (SPD) bekräftigte am Mittwoch gegenüber der Deutschen Presse-Agentur: "Es ist eine ernste Situation." Seit mehreren Wochen sei er in Kontakt mit dem Betriebsrat und seinem niedersächsischen Amtskollegen Olaf Lies (SPD).
VW für die Region extrem wichtig
Nach Medienberichten verhandelten in Wolfsburg bereits seit Tagen die Konzernspitze und der Gesamtbetriebsrat über die Zukunft des sächsischen Autowerks. Aus Verhandlungskreisen sickerte vor der offiziellen Verkündung bereits durch, dass die Nichtverlängerung der befristeten Arbeitsverträge eine Option sei. Bereits ab Oktober sind davon wohl hunderte Angestellte betroffen. Und auch darüber hinaus könnte es Stellenstreichungen geben.
VW ist in der Region einer der wichtigsten Arbeitgeber und der größte Gewerbesteuerzahler – bei vielen Familien arbeiten mehrere Familienmitglieder dort. Mit allen Zulieferern sorgt die Autoindustrie in Zwickau für zirka 20.000 Arbeitsplätze. 2022 hatte das Werk Zwickau 218.000 Elektrofahrzeuge ausgeliefert – für dieses Jahr waren 360.000 E-Autos geplant. Doch wegen einer allgemeinen Kaufzurückhaltung aufgrund von hoher Inflation, Konkurrenzdruck aus China und dem Wegfall der Förderung für gewerblich zugelassene E-Autos zum 1. September sind die Verkaufszahlen eingebrochen.
In der Bildergalerie zeigen wir den VW ID.GTI Concept.
Fazit
VW hatte sein Werk im sächsischen Zwickau mit hohem finanziellen Aufwand für die Produktion von Elektroautos umgerüstet. Das war zukunftsweisend, aber jetzt brechen die E-Auto-Verkaufszahlen bei VW ein. Die massive Inflation, Konkurrenzdruck aus China und der Wegfall von Förderungen zeigen Wirkung. Als Gegenmaßnahme bekommen viele befristete Beschäftigte keine Verlängerung ihres Arbeitsvertrags – selbst Stellenstreichungen darüber hinaus stehen im Raum. Dabei ist VW in der Region einer der wichtigsten Arbeitgeber und der größte Gewerbesteuerzahler.