Testfahrt Lotus Emeya S: Technik top, Lenkung flop

Elektro-GT mit britischem Erbe
Lotus Emeya S mit Ladepower, aber Lenkschwächen

ArtikeldatumVeröffentlicht am 31.08.2025
Als Favorit speichern
Lotus Emeya S
Foto: Achim Hartmann

Lotus steht seit Jahrzehnten für radikale Leichtigkeit, präzises Handling und puristischen Fahrspaß. Doch der Emeya S bricht mit dieser DNA. Der vollelektrische Viertürer bringt satte 2,5 Tonnen auf die Waage – bei einem Format, das eher an einen Porsche Taycan als an einen Elise erinnert. Optisch beeindruckt er mit klaren Linien, großem Diffusor und adaptivem Spoiler. Im Innenraum dominieren Alcantara, Carbon und ein Display-Dreiklang. Was auf den ersten Blick nach Zukunft aussieht, zeigt bei genauerem Hinsehen erste Schwächen: Sitzkanten und B-Säulen zeigen trotz moderater Laufleistung deutliche Gebrauchsspuren.

Bissiger Antritt, schwerfällige Kurven

Auf dem Papier klingt alles nach Hochleistung: 612 PS, 0 auf 100 in 4,2 Sekunden, Allradantrieb. Und tatsächlich schiebt der Emeya S bei Vollstrom vehement nach vorne. Doch das hohe Gewicht lässt sich nicht verstecken. Die Lenkung wirkt übertrieben direkt, verlangt ständiges Nachjustieren – ein Gefühl, als wolle der Wagen mehr wissen als der Fahrer. Die Luftfederung reagiert dabei auf Unebenheiten zwar sanft, wirkt in Kurven jedoch träge und leicht überdämpft. In Summe entsteht ein Paradoxon: ein superschneller Gran Turismo, der sich manchmal wie ein falsch kalibrierter Simulator anfühlt.

Technik zum Staunen – oder zum Zweifeln?

Mit vier Lidar-Sensoren, Kameraspiegeln und adaptivem Fahrwerk zeigt sich der Emeya S auf dem neuesten Stand. Doch die Assistenzsysteme arbeiten nicht immer wie gewünscht. Die Lenkunterstützung reagiert im Slalom verspätet, die Kamera-Außenspiegel liefern bei schlechten Lichtverhältnissen ein unsicheres Bild. Immerhin überzeugt die Ladeleistung: Mit bis zu 400 kW ist der Akku in nur 33 Minuten von 10 auf 80 Prozent gefüllt. Der Verbrauch liegt im Alltag bei 26,1 kWh pro 100 Kilometer – solide für diese Leistungsklasse, aber nicht sparsam.

Großer Auftritt, kleines Lotus-Gefühl

Der Emeya S polarisiert. Wer einen alltagstauglichen GT mit imposanter Beschleunigung, hoher Ladeleistung und Luxusambiente sucht, findet hier ein spannendes Gesamtpaket. Wer allerdings das klassische Lotus-Gefühl sucht – leicht, rein, fahrfokussiert – wird enttäuscht. Der Emeya S ist kein Elise mit Stromanschluss, sondern ein technologischer Statement-Wagen im XL-Format.

Fazit