Der BMW M2 war ja schon immer ein M4, der eine Konfektionsgröße zu eng trägt. Mit dem neuen CS treibt es die M-Truppe nun in den Details auf die Spitze.
Die Dämpfereinheit und die Aufhängung für Motor und Getriebe stammen vom M4 CSL, das restliche Fahrwerk bekam eine spezifische, um acht Millimeter tiefere Abstimmung verpasst, und auch die Fahrdynamik-Settings für Lenkung, Chassis, Motor-Ansprechverhalten und Getriebe-Konfiguration wurden einmal auf links gekrempelt. Der Dreiliter-S58-Biturbo bekam jeweils 50 PS und Newtonmeter obendrauf. Dass der Motor das locker kann, zeigt schließlich der große Bruder M4.
50 PS und 50 Nm mehr als bislang
Doch Leistung ist nicht alles – und so haben die Ingenieure auch gehörig an der Gewichtsschraube gedreht. 30 Kilogramm flogen raus, macht der Kunde das Kreuzchen bei der Carbon-Keramik-Bremsanlage, sogar weitere 18. Schuld sind Schmiederäder, Carbon-Schalen und -Mitteltunnel, dazu die Heckklappe samt Bürzel aus Kohlefaser. Nicht dass es viel ausmachen würde, bei nach wie vor 1.775 Kilogramm EU-Leergewicht, aber das steht auf einem anderen Blatt.
Die ersten Runden drehen wir in einem CS nach US-Spezifikation, denn BMW schickt uns auf das Michelin-Testgelände in South Carolina, rund eine Stunde südlich des US-Werks in Spartanburg. Leider meint es Petrus nicht gut mit uns, denn eine dicke Regenfront macht aus dem Handlingparcours eine Splash-Zone. So können wir auch nicht die Cup-2-Sohlen ausprobieren, die Michelin extra für den CS angemischt hat. Optional ist sogar ein Cup 2R im Programm. Wir greifen auf den bewährten PS 4 S zurück, der in BMW-spezifischer Stern-Abmischung auch einiges an Potenzial mit sich bringt.
Feine Regelsysteme
Auf dem (Nass-)Handlingparcours müssen wir das ESP-Setting auf "an" lassen, doch die Instruktoren versichern uns, dass selbst hier die Abstimmung sehr fahrerorientiert gewählt wurde. Nach den ersten Einrollrunden können wir das nur bestätigen, vor allem weil der CS erst sehr spät überhaupt in seinen Regelbereich gerät. Und wenn das passiert, stört die Regulatorik den Fahrer nur sehr am Rande bei dessen instinktiven Korrekturen. Ganz im Gegenteil, das fein justierbare System hilft sogar fortgeschrittenen Fahrern.
Das finden wir auf einem extra aufgebauten Parcours heraus, auf dem wir in kontrollierter Umgebung ein paar Drifts ausprobieren können. Die zehnstufige Traktionskontrolle sorgt mit feinen Regeleingriffen dafür, dass ordentliche Driftwinkel zustande kommen, der BMW M2 CS sich aber nur durch groben Unfug komplett eindreht. Im ESP-off-Modus schaut das ganz anders aus: Hier ist viel Zehenspitzengefühl gefragt, um die 285er-Hinterräder nicht schneller drehen zu lassen, als es der Gegen-Lenkwinkel abfangen kann.
Überragende Traktion und präzise Lenkung
Um den Nachmittag herum hat sich der Regen ein wenig beruhigt und wir können noch mal auf den Handlingparcours. Und was nun mit dem BMW M2 CS passiert, widerspricht jeglicher physikalischer Logik. Zwar ist die Strecke nun etwas unberechenbarer als zuvor – da war es eben einfach nass –, aber gerade unter diesen Mischbedingungen zeigt sich, wie phänomenal die BMW-Ingenieure dem Hecktriebler Manieren beigebracht haben. Trotz ESP an ist es erstaunlich, wie selten und dann fein die 530 PS des CS die Regel-Elektronik triggern. Vom säbelartigen Einlenkverhalten können wir ohnehin nicht genug bekommen. Nur gegen den wurstigen BMW-Lenkkranz können wir wohl so lang anschreiben, wie wir wollen – der wird uns bleiben. Aber die Rückmeldung von der Piste ist über jeden Zweifel erhaben.
Im Interieur schmeicheln uns derweil die bekannten Halbschalen mit Kohlefaser-Rückwand, die selbstredend mit illuminiertem CS-Logo unter der Kopfstütze kommen. Dazu ist der Mitteltunnel aus Carbon gefertigt und die Armlehne entfällt zugunsten eines harten Mini-Polsters auf Ellenbogen-Höhe. Das unten abgeflachte Volant ist mit Alcantara bezogen und weist den Fahrer mit einem roten 12-Uhr-Marker darauf hin, dass er sich für mindestens 115.000 Euro ein echte Fahrmaschine gegönnt hat. Limitiert ist der M2 CS zwar, aber nicht zahlenmäßig, sondern nur über die Bauzeit und die damit verbundene Produktionskapazität.




