Automatik im Kleinwagen? Klingt nach Komfortgewinn. Doch der Kia Picanto zeigt, dass der Fortschritt auch mal stottert. Seit 2022 ersetzt ein automatisiertes Schaltgetriebe die bisherige Vierstufen-Wandlerautomatik. Technisch basiert es auf einem klassischen Handschaltgetriebe mit elektronischer Steuerung für Kupplung und Gangwahl. In der Praxis agiert das System jedoch zögerlich. Nach dem Start dauert es, bis der erste Gang greift, und jeder folgende Wechsel bringt ein sichtbares Kopfnicken mit sich.
Die Steuerung nimmt zuerst das Gas weg – das ergibt den ersten Ruck. Dann öffnet ein Aktuator die Kupplung, die Getriebeeinheit wählt einen Gang, schließlich wird die Verbindung wieder geschlossen – langsam und dennoch ruckelnd. Wer die Ruckler vermeiden will, muss den richtigen Moment erwischen, das Gas lupfen und danach wieder dosiert Gas geben. Das ist nicht so einfach.
Mehr Technik, mehr Mühe und mehr Verbrauch
Gerade im Stadtverkehr, wo ständiges Stop-and-go ein hohes Maß an Abstimmung verlangt, fällt das Getriebe negativ auf. Der Versuch, früh in hohe Gänge zu schalten, soll den Verbrauch senken, doch der Erfolg bleibt aus. Im AMS-Test benötigt der Picanto mit 1,2-Liter-Saugmotor und automatisiertem Getriebe 5,9 l/100 km – 0,6 l mehr als der Aygo X mit Fünfgang-Handschalter. Auf der Eco-Runde vergrößert sich der Abstand sogar auf 0,8 Liter.
Noch frappierender: Die konventionelle Handschaltung im Aygo X funktioniert einfach besser. Die Gänge sind kurz gestuft, die Wege leichtgängig, das Zusammenspiel mit dem quirlig-drehfreudigen Dreizylinder gelungen. Während der Picanto seine Gangwechsel zelebriert, lädt der Aygo X zum Durchziehen ein und bleibt dabei sparsamer.
Weniger Komfort durch mehr Komplexität
Was im Picanto wie Automatik aussieht, verlangt in Wahrheit mehr Aufmerksamkeit vom Fahrer. Rückschaltungen erfolgen oft zu spät oder unerwartet früh, das Timing wirkt beliebig, der Durchzug bleibt mau. Wer diese Technik austricksen will, braucht Routine oder wechselt direkt zur manuellen Arbeitsweise.
Der Aygo X demonstriert, dass einfache Technik nicht primitiv sein muss. Seine konventionelle Getriebelösung fühlt sich reifer an als das, was Kia unter Automatisierung versteht. Gerade im Kleinwagensegment, wo es auf einfache Bedienbarkeit und ein rundes Fahrgefühl ankommt, zählt das Zusammenspiel mehr als die Technologie an sich.
