Der Pendlerverkehr kennt keine Gnade. Staus auf der Autobahn oder das Stop-and-Go im Stadtverkehr. Doch wer im BMW i7 oder Mercedes EQS sitzt, bekommt davon nur wenig mit. Beide Luxus-Stromer bügeln selbst grobe Unebenheiten glatt, als hätten ihre Entwickler alle deutschen Autobahnbaustellen persönlich abgefedert. Luftfederung, adaptives Dämpfersystem, 40er-Niederquerschnittreifen – das klingt nach Komforttechnik, wirkt aber im Alltag wie ein Fahrverhalten auf Wolken. Der EQS rauscht mit neuen Dämpfern noch etwas sachter dahin, doch der BMW kontert mit präzisem Wankausgleich und souveränem Geradeauslauf.
Und dann wäre da noch die Ruhe. 55 Dezibel bei 100 km/h – das ist Wohnzimmerniveau, messbar stiller als so manches Hotelzimmer in der Innenstadt. Vibrationen? Fehlanzeige. Schaltrucke? Gibt’s nicht. Die beiden Riesen entkoppeln den Fahrer akustisch wie mechanisch vom Alltag.
Riesig, aber dennoch wendig
Parkhäuser, Supermarktparkplätze, Baustellenumfahrungen – der Alltag bringt große Autos schnell an ihre Grenzen. Mit Längen von 5,22 Metern (EQS) und 5,39 Metern (i7) sind beide Limousinen wahrlich keine Kleinwagen. Umso erstaunlicher, wie leichtfüßig sie sich manövrieren lassen. Der EQS fährt mit Hinterachslenkung bis zehn Grad ein, schafft damit einen Wendekreis von nur elf Metern. Das wirkt in der Praxis fast schon gabelstaplerartig agil.
BMW setzt auf präzise Vorderachsabstimmung, aktive Stabilisatoren und 12,4 Meter Wendekreis. Das ist mehr, aber kein Drama – zumal die Lenkung nun deutlich spontaner anspricht als noch bei ersten Testfahrzeugen des i7. Ergebnis: Auch enge Altstadtstraßen meistern beide ohne Nervenzusammenbruch – sofern man sich beim Einparken auf die Allroundkameras verlässt.
Großes Kino oder großer Koffer?
Im Fond geht der BMW i7 in die Vollen: elektrisch verstellbare Liegesitze mit Massagefunktion, Hochflorteppich, eine Interaction Bar mit Lichtspielereien und, als Krönung, ein 31,3 Zoll großer Monitor im Dachhimmel. Netflix & Chill für Chauffeure, made in Bavaria. Alltagstauglich? Je nachdem. Für Business-Reisende zweifellos, für den schnellen Wocheneinkauf mit Rückbank-Umlegen eher nicht – auch, weil der Kofferraum mit 500 Litern begrenzt bleibt.
Ganz anders der Mercedes EQS. Der verzichtet auf Pomp, punktet dafür mit Praktikabilität: 620 Liter Basisvolumen, bis zu 1.700 Liter mit umgeklappter Rückbank. Dazu eine große Heckklappe, sperrguttaugliche Ladelänge und ein flacher Ladeboden. Wer öfter Fahrräder, Kinderwagen oder Getränkekisten verstaut, dürfte beim EQS weniger fluchen.
Punktabzug beim Bremsgefühl
Nicht alles läuft perfekt: Beide Fahrzeuge leisten sich beim Bremsgefühl Schwächen. Der EQS bremst trotz verbessertem Hauptbremszylinder etwas indifferent, das Pedalgefühl bleibt diffus. BMW hat mit Sportbremsanlage minimal mehr Präzision, doch auch hier fehlt der letzte Rest an Feinabstimmung. Für den Alltag unkritisch, für sportlichere Fahrer ein kleiner Dämpfer im sonst so souveränen Gesamtpaket.
