Wer viel fährt, will weit kommen. Was klingt wie eine Binsenweisheit, offenbart im Alltag eine Schwachstelle vieler Elektroautos. Bei Tempo 130 schmilzt die Reichweite dahin, Ladepausen verlängern selbst kurze Etappen, und wer mit Kind und Kegel in den Urlaub startet, braucht mehr als nur Schnellladeinfrastruktur – er braucht Geduld. Genau hier tritt eine Antriebsform auf den Plan, die eigentlich schon abgeschrieben war: der Turbodiesel.
Im aktuellen Vergleich der Mittelklasse-SUV zeigen vier Modelle, was moderne Diesel wirklich leisten können. Audi Q5, BMW X3, Mercedes GLC und VW Tayron rollen allesamt mit Zweiliter-Vierzylindern an den Start. Rund 200 PS, 400 bis 440 Newtonmeter Drehmoment, Allradantrieb – die technische Basis ist ähnlich. Doch die Unterschiede liegen im Detail, vor allem beim Verbrauch. Während der Audi mit 6,6 Litern im Schnitt am meisten benötigt, begnügen sich BMW und VW mit jeweils 6,5 Litern. Der Mercedes GLC setzt sich mit 6,2 Litern an die Spitze – und glänzt auf der Eco-Runde sogar mit sensationellen 5,1 Litern.
1.000 Kilometer mit einem Tank
Solche Werte sind kein Zahlenspiel, sondern Alltagstauglichkeit pur. Mit seinem 62-Liter-Tank schafft der GLC spielend über 1.000 Kilometer. Kein Ladestopp, kein Reichweitenpoker – einfach fahren. Für Pendler bedeutet das: eine Tankfüllung pro Woche reicht selbst bei täglicher Langstrecke. Auf der Autobahn, unter Volllast, bei Wind und Wetter. Ein Vorteil, den keine andere Antriebsart aktuell bieten kann.
Fahren wie in der Oberklasse
Dabei sind die neuen Turbodiesel-SUVs keine rollenden Kompromisse. Der Mercedes kombiniert seinen Hybrid-Diesel mit einem adaptiven Luftfahrwerk und Vierradlenkung, bietet Komfort auf Oberklasse-Niveau und bleibt dabei überraschend sparsam. Der VW Tayron überzeugt mit üppigem Platzangebot, sanftem Fahrwerk und harmonischer Abstimmung – ideal für Familien, die mehr wollen als urbane Reichweite. Selbst der sportlich abgestimmte BMW X3, der mit 7,6 Sekunden auf 100 km/h der schnellste im Test ist, bleibt unter der Sieben-Liter-Marke. Und auch wenn der Audi Q5 in Sachen Effizienz zurückliegt, punktet er mit exzellenten Bremswerten und hohem Langstreckenkomfort.
Drehmoment wie ein Supersportler
Was sie alle gemeinsam haben: Sie fahren souverän, ruhig, kraftvoll. Und sie bieten ein Drehmomentniveau, das einst Supersportwagen vorbehalten war. Ein Lamborghini Countach von 1988 lieferte 418 Newtonmeter. Heute erreichen das selbst die Diesel-SUVs der Mittelklasse. Kein Getöse, kein Showeffekt – aber Vortrieb, der sich sehen lassen kann.
Nicht für alle – aber für viele
Natürlich ist der Diesel kein Alleskönner. Im Stadtverkehr, bei Kurzstrecken und in der CO₂-Bilanz über den gesamten Lebenszyklus hinkt er modernen Elektroautos hinterher. Doch wer auf die Langstrecke geht, wer Zuglast braucht, wer auch mal ohne Ladepause durch Europa will, findet im Turbodiesel einen Partner, der in der Praxis oft mehr hält als jede theoretische Effizienzrechnung.
Die beste Gegenwart
Der Diesel ist nicht zurück – er war nie ganz weg. Was sich ändert, ist der Blickwinkel: Weg vom Massenmarkt, hin zum Spezialisten. Wer ihn braucht, weiß seine Stärken zu schätzen. Wer ihn abschreibt, unterschätzt die Realität des Alltags. Vielleicht ist der Turbodiesel nicht die Zukunft. Aber in vielen Fällen ist er nach wie vor die beste Gegenwart, die man fahren kann.
