Achtung, Spoileralarm! Es ist wohl der Blockbuster des Sommers: "F1". Der Film basiert auf der turbulenten und vielschichtigen Welt der Königsklasse und ist momentan in aller Munde. Doch obwohl der Streifen viele Fans und Motorsport-Enthusiasten begeistert hat, gibt es auch Kritikpunkte – vor allem im Hinblick auf realitätsnahe Darstellung des Geschehens. Schwächen gibt es sowohl bei der Authentizität der Handlung als auch bei individuellen Szenen, die sich von der tatsächlichen Welt der Formel 1 deutlich abheben.
Ein über 60-jähriger Rennfahrer namens Sonny Hayes – der mitten in der Saison nach mehr als 30 Jahren Abstinenz in die Königsklasse zurückkehrt und gestandene Top-Stars mit einem Hinterbänkler-Team aufmischt – das ist dann doch etwas weit hergeholt. Gut, es ist nun mal Hollywood. Jeder Film braucht eine besondere Story.
Ein häufig genannter Kritikpunkt betrifft die Darstellung der Rennaction. Zwar gelingt es dem Film, die Dramatik und das Tempo von Formel-1-Rennen einzufangen, doch einige Szenen wirken übertrieben oder widersprechen den realen Abläufen der Rennen. So wird in einem Fall ein spektakuläres Überholmanöver gezeigt, bei dem zwei Fahrer bei hoher Geschwindigkeit in einem beinahe synchronen Manöver die gesamte Konkurrenz stehenlassen.
In der Realität ist dies jedoch äußerst selten und nur unter sehr speziellen Umständen möglich. Formel-1-Fahrer müssen in der Regel sehr viel mehr kalkulieren und planen, um ein Überholmanöver sicher durchzuführen. Dazu gibt es bei den Rennen im Film jede Menge heftige Unfälle. Als regelmäßiger Formel-1-Zuschauer fragt man sich, ob das Team APXGP unzählige Chassis gebaut hat?

Sind sich im Film nicht grün: Joshua Pearce (rechts) und Sonny Hayes (links).
Dramatisierte Konflikte
Die Charakterisierung der Fahrer und Teams ist ein weiteres Element, das in der Kritik steht. Es wird ein stark idealisiertes Bild der Protagonisten gezeigt, das wenig Raum für die komplexen und oft zwiespältigen Persönlichkeiten der echten Fahrer und Menschen lässt. Einige der im Film gezeigten Konflikte zwischen den Teammitgliedern wirken dramatisiert und dienen in erster Linie der Spannung, statt eine realistische Darstellung der Teamdynamik widerzuspiegeln. In der Formel 1 sind die Beziehungen zwischen Fahrern und Teams oft von politischem Kalkül und strategischen Überlegungen geprägt, was im Film nicht immer klar zur Geltung kommt und nur angedeutet wird.
Ein weiteres Beispiel für die unrealistische Darstellung betrifft die technische Seite des Formel-1-Sports. Der Film suggeriert in einigen Szenen, dass technische Probleme während eines Rennens durch einfache Handgriffe oder schnelle Lösungen behoben werden können – ein Prozess, der in der echten Welt der Formel 1 weit komplexer und zeitaufwändiger ist. Bei Hardcore-Fans dürften die Strategie-Pläne bei APXGP zudem für Stirnrunzeln gesorgt haben. So stand "Plan C" kurzum für "Plan Chaos".

Mit einem Update wird das umgestaltete Hinterbänkler-Auto sofort zum Rennwagen mit Sieg-Potenzial.
Unrealistische Upgrades
Das Auto der Hauptpersonen Sonny Hayes und Joshua Pearce kann zu Beginn nicht mit der Konkurrenz mithalten. Der gealterte Hayes, gespielt von Brad Pitt, erklärt dann der Technik-Direktorin, dass sie den Rennwagen für Zweikämpfe designen müsse. Auf den Geraden habe man gegen die Top-Teams Ferrari, Mercedes und McLaren keine Chance. Das ist im Vergleich zur Realität natürlich sehr vereinfacht dargestellt. Ein F1-Auto benötigt immer den besten Kompromiss zwischen Top-Speed und Abtrieb.
So einfach wie im Film dargestellt lässt sich kein Fahrzeug für Podestplätze bauen. Denn mit nur einem Update fahren Hayes und Pearce im Film plötzlich um Siege mit. Darüber hinaus gibt es mehrere Szenen, in denen die physische Belastung der Fahrer im Rennauto nicht richtig wiedergegeben wird. Teilweise werden die extremen Bedingungen in einem F1-Auto als weit weniger belastend dargestellt und stark verfälscht.

Lewis Hamilton unterstütze das Film-Team als Berater.
Unterhaltung steht im Vordergrund
Nicht zuletzt gibt es auch Kritik an der Art und Weise, wie die Rennen selbst inszeniert wurden. Der Film stellt die Rennaction oft in einer Art und Weise dar, die die tatsächliche Wettbewerbsdichte und das strategische Denken, das hinter den Entscheidungen der Fahrer und Teams steht, zu sehr vereinfacht. In vielen Fällen wird die Bedeutung von Strategieentscheidungen, wie etwa die Wahl der richtigen Reifenmischung oder das Management von Benzin und Bremsen, stark reduziert, um die Dramatik zu erhöhen.
Trotz der spektakulären Bilder und der packenden Erzählweise bleibt die Authentizität in einigen Bereichen leider auf der Strecke. Es wird deutlich, dass der Film in erster Linie als Unterhaltung konzipiert ist, die sich nicht immer an den tatsächlichen Gegebenheiten der Formel 1 orientiert. Immerhin zog die Crew den siebenmaligen Weltmeister Lewis Hamilton als Berater hinzu. Der Engländer sollte mit seinen Hinweisen für ein Grundmaß an Realität bei der Darstellung sorgen.
Ob das gelungen ist? Davon sollte man sich am besten selbst ein Bild machen. Handwerklich bleibt F1 sicher einer der besten Rennfilme, die je auf der Leinwand erschienen sind.





