Es war eines der politischen Aufreger-Themen der aktuellen Formel-1-Saison: die Motorenregeln für die kommende Spielzeit. Nächstes Jahr gibt es neue Power Units. Der elektrische Anteil steigt auf fast 50 Prozent, der Rest der Leistung wird weiterhin vom konventionellen V6-Turbo mit einem Hubraum von 1,6 Litern erzeugt.
Einige Teams und Motorenhersteller im Paddock betreiben seit Saisonbeginn Politik gegen die neuen Regeln. Allen voran Ferrari und Red Bull. Beide Top-Teams haben wohl die Sorge, auf Antriebsseite hinter Mercedes zurückzufallen. Ferrari-Teamchef Frédéric Vasseur und sein Red-Bull-Pendant Christian Horner sprachen sich für ein V10-Comeback aus.
Sowohl der Franzose als auch der Engländer gingen durch eine Tür, die der amtierende FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem geöffnet hatte. Im Februar dieses Jahres erklärte er, dass man ohnehin ab 2026 mit synthetischem Kraftstoff fahren würde. Somit hätte man den Aspekt der Nachhaltigkeit bedient. Eine Rückkehr zu den bei Fans beliebten, laut kreischenden V10-Saugern wäre eine Option.
Bin Sulayem erhoffte sich vermutlich, mit diesem Vorstoß seine Beliebtheit im europäischen Raum zu steigern. Seine erste Amtszeit endet im Dezember 2025. Er will erneut zum FIA-Oberhaupt gewählt werden. Viele Fans auf dem alten Kontinent hat er nicht. Mit Tim Mayer hat er seit dem Silverstone-Wochenende einen Gegenkandidaten im Kampf um das Amt.

FIA-Präsident Mohammed bin Sulayem wirbt wieder für eine Rückkehr von Saugmotoren.
Motoren-Meeting in Bahrain verpufft
Das V10-Thema kochte so schnell hoch, dass beim vierten Grand Prix in Bahrain Mitte April ein Motoren-Meeting einberufen wurde. Bin Sulayem, F1-Boss Stefano Domenicali waren zugegen sowie die Power-Unit-Hersteller, die ihre Standpunkte darlegten. Mercedes und Neueinsteiger Audi erklärten, dass sie keine Antriebe für nächstes Jahr hätten, wenn man das Reglement kurzfristig auf V10-Sauger umschreiben würde. Der Vorstoß wurde abgewiesen.
Wenige Monate später legt Mohammed bin Sulayem nun nach. Gegenüber der Nachrichten-Agentur "Reuters" erklärte er: "Die derzeitigen Motoren sind so kompliziert und sie sind sehr teuer. Die Forschung und Entwicklung erreicht Kosten von 200 Millionen US-Dollar (rund 170 Millionen Euro) und der Motor kostet etwa 1,8 bis 2,1 Millionen US-Dollar."
Der 63-Jährige pocht deshalb auf die Vorzüge der simpleren Saugmotoren. Im Gegensatz zum Winter bringt er aber nun einen V8-Sauger als Option ins Spiel. Dieser soll laut dem FIA-Präsidenten um die Hälfte günstiger sein als die aktuellen und die nächsten Antriebe.
Das neue Motoren-Reglement ist eigentlich für eine Laufzeit von fünf Jahren ausgelegt. Es gibt aber die Möglichkeit, das Intervall zu verkürzen. Frühestens 2029 könnten Saugmotoren zurückkehren. "Wir müssen es schnell tun. Man benötigt drei Jahre, also hoffentlich haben wir 2029 etwas", drückt Bin Sulayem aufs Tempo.

Cadillac kommt 2026 in die F1. Laut Bin Sulayem soll noch ein weiterer Rennstall in Zukunft einsteigen.
Kommt ein zwölftes Team aus China?
Mohammed bin Sulayem äußerte sich neben der Motoren-Thematik auch zu einem möglichen zwölften Rennstall in der Königsklasse. Nachdem sich Cadillac seinen Weg, gegen den Willen der etablierten F1-Teams, erkämpft hat und 2026 mit einem Ferrari-Antrieb einsteigen wird, soll laut des ehemaligen Rallye-Piloten ein weiterer Neuling kommen.
"Die Zeit wird kommen, in der wir glauben, dass es richtig ist, wieder eine Ausschreibungsrunde zu eröffnen", sagte Bin Sulayem. Das zwölfte Team solle aus China kommen, wie der FIA-Präsident erklärte.
Ob das die bestehenden Rennställe begrüßen würden? Wohl kaum. Die Ausschüttungsgebühr an die Teams würde sinken, weil mehr Parteien etwas vom Kuchen abbekommen würden. Das war schon im Fall von Cadillac das große Streitthema. Erst als der US-Kongress eine Untersuchung gegen die Formel 1 eingeleitet hatte, weil die Begründung der Ablehnung aus Sicht der US-Amerikaner nicht rechtens war, gewährte man Cadillac den Einstieg in die Königsklasse.





