Die Vision, die Straßen um die Burg Nideggen zu einem 33 Kilometer langen Rundkurs zusammenzufügen und darauf eine Motorsport-Veranstaltung aufzuziehen, kam im Frühjahr 1922 Max Schleh, dem Sportleiter des ADAC-Gau IV. Mit Josef Graf von Spee, dem motorsportbegeisterten Landrat des Kreises Schleiden, fand er einen Befürworter, der in einer solchen Großveranstaltung auch die Förderung dieser damals recht ärmlichen Region sah.
Und so startete am Morgen des 15. Juli 1922 die erste ADAC Eifelrundfahrt vom Parkplatz der Burg Nideggen. Die Ziele waren hochgesteckt. Die Strecke wurde durch ihren Charakter mit schnellen Abschnitten über die Hügel und Felder und den Serpentinen durch die Wälder mit dem der Targa Florio in Sizilien verglichen.
Der ADAC schrieb das Rennen in Anlehnung an die TT auf der Isle of Man als "Deutsche Tourist-Trophäe" aus. Es sollten möglichst viele Teilnehmer angelockt werden. So gab es zahlreiche Auto- und Motorradklassen, aufgeteilt nach Steuer-PS. Wie anders die Uhren damals tickten, zeigt auch, dass die Klasse für Hilfsmotorräder bis 175 ccm, bei denen mit den Pedalen mitgetreten werden durfte, morgens um 5:25 Uhr gestartet wurde. Wie auch bei anderen Wettbewerben dieser Zeit auf öffentlichen Straßen mussten alle Fahrzeuge über eine Zulassung, Kotflügel und Signalhörner verfügen.
Schlammschlacht bei der Premiere
Die Straßen waren 1922 zum größten Teil noch unbefestigt. Wegen starken Schauern in der Nacht starteten die ersten Motorräder, wie überliefert ist, im knöcheltiefen Schlamm. Später trocknete es aber ab und die Presse, die Zuschauer und die Teilnehmer sprachen gleichermaßen begeistert über den Verlauf und den hohen sportlichen Anspruch der ersten Eifelrundfahrt.
Gesamtsieger bei den Automobilen wurde der Düsseldorfer Ingenieur Kurt C. Volkhart, der später als der erste Mensch in einem raketengetriebenen Wagen in die Geschichte eingehen sollte. Er war in einem Werkswagen der Burgriedener Steiger AG unterwegs, in dem er die 166 Kilometer der fünf Runden in 2 Stunden und sieben Minuten zurücklegte, was einem Schnitt von über 78 km/h entsprach.
Sein Werkskollege Alfred Noll wurde mit 2 Stunden 18 Minuten Zweiter und gewann gleichzeitig die Klasse bis 10 PS. Fritz und Hans von Opel wurden anderthalb Minuten dahinter Dritte der Gesamtwertung und Klassensieger bis 8 PS. Rudolf Caracciola, der zuvor mit dem Motorrad das Rennen "Rund um Köln" gewonnen hatte, startete erstmals mit einem Auto, den sein Onkel ihm in seiner Aachener Fafnir-Werkstatt gebaut hatte, fiel aber aus.
Der schnellste der 51 gestarteten Motorradfahrer war der Suhler Oskar Krieger auf seiner 500er Krieger-Gnädig Eigenkonstruktion, deren Bau die Cito-Werke in Köln übernommen hatten. Er fuhr die fünf Runden in 2 Stunden und 47 Minuten, was einem Schnitt von knapp 60 km/h entspricht. Zweiter wurde Eugen Bussinger auf einer 750er Ardie mit 2 Stunden 49 Minuten.

Gustav Münz fuhr bei seinem Sieg 1926 noch auf unbefestigten Straßen.
Eifelrundfahrt 1923 fällt aus
Weil das Rheinland nach dem Ersten Weltkrieg unter der Regierung der Siegermächte stand und die Franzosen das Ruhrgebiet militärisch besetzten, rief die deutsche Reichsregierung 1923 zum "passiven Widerstand" auf. Diesem kam die Bevölkerung auch nach und so war auch keine Eifelrundfahrt möglich.
Dafür kam sie 1924 mit einem umso stärkeren Feld wieder. Doch das Eifelwetter stellte die Teilnehmer vor schwere Aufgaben. Nun auf drei Tage angesetzt, regnete es an den ersten beiden Tagen, am dritten sorgte dann der Staub für Probleme. Durch eine eingestürzte Tribüne und über die Strecke laufendes Vieh gab es mehrere Todesopfer zu beklagen, was bei dem anwesenden Dr. Otto Creutz, dem Landrat des Kreises Adenau, die Idee von einer vom Verkehr abgesperrten Rennstrecke um die Nürburg reifen ließ.
Bei den Autos war das Rennen nicht weniger als zehn Runden lang. Der Wiener Josef Wetzka gewann mit dem Austro Daimler in 5 Stunden und 10 Minuten, was einem Schnitt von 64,25 km/h entspricht, bei den Motorrädern triumphierte BMW-Werksfahrer und der erste deutsche Meister der 500er, Franz Bieber.

Ernst Henne, Deutscher Meister 1926, gewann die letzte Eifelrundfahrt auf zwei Rädern.
Ende nach zu vielen Todesfällen
BMW-Fahrer sollten auch die nächsten beiden Jahre die Motorräder dominieren, Toni Bauhofer gewann 1925, Ernst Henne 1926. Bei den Autos gewann 1925 der Italiener Vittorio Rosa auf Alfa Romeo RL vor dem Stuttgarter Walter Kaufmann auf Steiger. Doch der Publikumsliebling war der Dürener Ford-Händler Gustav Münz auf einem umgebauten Ford T.
Dieses Auto verfeinerte Münz für 1926, stattete es mit einem damals sensationellen Fünfgang-Getriebe aus, vergrößerte den Motor von zwei auf drei Liter, versah ihn mit obenliegender Nockenwelle und gewann die letzte Ausgabe der Eifel-Rundfahrt.
Diese hatte zu viele tödliche Unfälle gefordert. Die Verantwortlichen sahen ein, dass das Rennen mit sieben Ortsdurchfahrten und über Weideland nicht zeitgemäß war. Und so zog der ADAC 1927 auf den Nürburgring und eröffnete diese mit der nun auf Eifelrennen umgetauften Veranstaltung.

Der Eifelring: 33,2 Kilometer lang, 86 Kurven, Höhendifferenz 265 Meter
Eine Runde auf dem alten Eifelring
Stellte die unbefestigte Strecke damals im Renntempo eine große Herausforderung dar, ist sie heute feinste Motorrad- und Touristenstraße. In den 70er und 80er Jahren gab es leider zu viele Unfälle und die Polizei musste durchgreifen. Heute ist es deutlich ruhiger geworden. Vom Burgparkplatz geht es über verkehrsberuhigte Zonen und Kreisverkehre aus Nideggen heraus auf der L 11. Nach der Ortsdurchfahrt von Berg zieht die Straßen über Hügel in sanfte Bögen den Berg hinunter nach Wollersheim.
Auf der nun gut ausgebauten B 256 führt die Strecke durch Vlatten, bevor es auf der L 218 zuerst in scharfen Bögen den Berg hinauf und dann über eine lange Gerade wieder den Berg hinab durch Hasenfeld geht. Über eine Brücke wird die Ruhr überquert, nach dem Ortsausgang geht es scharf nach rechts Richtung Schmidt. Die Serpentine windet sich mit mehreren Spitzkehren den Berg hinauf durch den Wald.
Vor Schmidt wird es wieder gerade und schnell. In der Ortschaft biegt man rechts ab Richtung Nideggen und kommt auf die L 246. Diese windet sich durch den Wald hinunter nach Hetzingen. In Brück geht es rechts wieder auf die L 11, die sich mit mehreren Spitzkehren wieder nach Nideggen zur Burg hinaufschlängelt.
Dass diese wunderschöne und historisch bedeutende Strecke, die unter "Nidegger Burgring" oder "Eifelring" in den Volksmund einging, nicht in Vergessenheit geriet, wurde pünktlich zum hundertjährigen Jubiläum der ersten Eifelrundfahrt klar. Seither veranstaltet der MSC Burgring Nideggen jedes Jahr die "Eifelrundfahrt1922". Hierbei handelt es sich um eine Einladungsveranstaltung für Vorkriegsfahrzeuge. Wie damals, findet sie am zweiten Juli-Wochenende statt, 2026 also am 11. bis 12. Juli.





