In einem Interview mit dem britischen Sender Channel 4 hat Toto Wolff ungewöhnlich offen über seinen langjährigen Rivalen Christian Horner gesprochen. "Er war sehr oft ein Arschloch", sagte der Mercedes-Teamchef mit einem Lächeln, fügte aber hinzu: "In gewisser Weise vermisse ich ihn." Die Wortwahl sorgte für Aufsehen, doch Wolff schien es bewusst darauf anzulegen, die Mischung aus Respekt und Spitzen zu zeigen, die das Verhältnis der beiden über Jahre geprägt hatte.
Christian Horner war am 9. Juli 2025 von Red Bull entlassen worden. Die Entscheidung wurde dem 51-Jährigen in einem Londoner Hotel mitgeteilt. Sein Nachfolger ist Laurent Mekies, der vom Junior-Team Toro Rosso zu Red Bull aufsteigen durfte. Horner hatte das Team über zwei Jahrzehnte geprägt, zu acht Fahrer- und sechs Konstrukteurstiteln geführt und insgesamt 124 Siege gefeiert. Dennoch war das Verhältnis in der Teamführung zuletzt angespannt. Interne Konflikte, ein Leistungsabfall in der laufenden Saison und der ausbleibende Erfolg erhöhten den Druck.
Der Engländer hatte bereits Anfang 2024 um seinen Posten fürchten müssen. Horner soll sich gegenüber einer Angestellten des Teams unangemessen verhalten haben. Die österreichische Seite wollte den Teamchef damals absetzen, doch Horner konnte sich auf die Unterstützung der Red-Bull-Mehrheitseigner aus Thailand verlassen. Während der Saison 2024 kehrte dank der Erfolge von Max Verstappen vorläufig wieder Ruhe ein.
Landet Horner bei Cadillac?
Wolff und Horner hatten sich in den vergangenen Jahren zahlreiche öffentliche und politische Duelle geliefert, der Höhepunkt war die hitzige Saison 2021. Die "Feindschaft" zwischen den beiden Alphatieren war auf dem Höhepunkt als Max Verstappen und Lewis Hamilton um den WM-Titel kämpften. Spätestens nach dem Crash von Silverstone im Sommer, flogen die Giftpfeile zwischen Horner und Wolff. Am Ende der Saison setzte sich Verstappen durch und holte seine erste Weltmeister-Krone in der Formel 1 nach einem denkwürdigen Finale.
Mit Horners Abgang verliert die Formel 1 eines seiner berühmtesten Gesichter im Paddock. Um den ehemaligen Rennfahrer gibt es schon Gerüchte, wer der nächste Arbeitgeber werden könnte. Neueinsteiger Cadillac scheint ein Landeplatz zu sein, wie aus dem Formel-1-Fahrerlager zu hören ist. Als Horner noch Red-Bull-Teamchef war, wurde auch Ferrari mit ihm in Verbindung gebracht. Nach der Vertragsverlängerung von Frédéric Vasseur ist das aber erst einmal vom Tisch.
Wolff deutete an, dass er zwar die Auseinandersetzungen nicht vermissen werde, wohl aber die Persönlichkeit, die sie ausgelöst hat. Dass er Horner sogar augenzwinkernd bei der FIA "fürchtet", zeigt, dass die Rivalität noch nicht ganz Geschichte ist.





