50 Jahre Lechner Racing: Sie brachten Bellof und Co. in die Formel 1

Formel-1-Talentschmiede Lechner Racing wird 50
Diese Österreicher veränderten den Rennsport

ArtikeldatumVeröffentlicht am 27.08.2025
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Manchmal braucht es nur einen Funken, um ein Feuer zu entfachen. Im Falle von Walter Lechners Leidenschaft für den Motorsport ist es ein schicksalhafter Abend an der Bar seiner eigenen Disco. An diesen späten Abendstunden im Salzburg des Jahres 1975 kommt er mit einem Gast auf das Thema Motorsport zu sprechen. Schon wenige Tage später nimmt er selbst, damals 26-jährig, erstmals in einem Rennwagen der Jim Russell Racing Drivers School am Salzburgring Platz. An diesem 27. August 1975 wird der Grundstein für alles weitere gelegt.

Einmal mit dem Motorsport-Virus infiziert, lässt er ihn nicht mehr los. Der beim Wiener Hotel Sacher ausgebildete Hotelpage übernimmt die Rennfahrerschule, benennt sie kurzerhand in Walter Lechner Racing School um und startet parallel seine eigene Motorsportkarriere.

Er wird Formel-V-Europameister, gewinnt später sechs Titel in der Interserie. Im Sportwagen duelliert er sich mit Fahrern wie Hans-Joachim Stuck, Klaus Ludwig und seinem österreichischen Landsmann Franz Konrad. Nach dem letzten Interserie-Titel 1996 ist mit der Profi-Rennfahrerei Schluss, doch der Fokus liegt da eh längst auf der Nachwuchsförderung.

Stefan Bellof schafft es 1984 als erster Absolvent der Racing School in die Formel 1. Mit unter anderem Roland Ratzenberger und Alexander Wurz leistet Lechner auch bei österreichischen Fahrern Basisarbeit für ihren späteren Aufstieg in die Königsklasse. Ein weiterer, Toto Wolff, schafft es zwar nicht als Rennfahrer – ein Sieg bei den 24 Stunden von Dubai 2006 soll sein größter sportlicher Erfolg bleiben –, dafür aber als Teamchef in die Formel 1.

50 Jahre Lechner Racing - Porsche Supercup - Titelanwärter Robert de Haan
Porsche

Wie der Vater so die Söhne

Lechners Söhne Robert und Walter Junior sind von Kindesbeinen mit an den Rennstrecken unterwegs und schlagen denselben Weg ein wie der Vater. Robert holt Titel in der Formel Ford und Formel Renault, wird Vizemeister in der deutschen Formel 3 und der V8Star-Serie und gewinnt 2002 das 24h-Rennen am Nürburgring.

Der knapp vier Jahre jüngere Walter Junior gewinnt Titel in der Formel Ford und Formel VW, feiert dazu einen Klassensieg in Le Mans. Seine Karriere wird 2004 durch eine Leukämie-Erkrankung jäh unterbrochen und kommt danach nicht mehr richtig in Fahrt. Auch Robert gelingt der ganz große Durchbruch letztlich nicht.

Doch die Brüder treten noch auf andere Weise in die Fußstapfen des Vaters. Sie übernehmen das Rennteam und die Racing School. Robert ist der Manager, Walter Junior der Techniker. In den Porsche-Markenpokalen sind sie längst eine Institution. Sowohl mit René Rast (2010 bis 2012) als auch mit Michael Ammermüller (2017 bis 2019) schafft man sogar einen Titel-Hattrick im Porsche Supercup, der im Rahmen der Formel 1 ausgetragen wird.

Vermächtnis lebt weiter

Ein weiterer Ex-Schützling, Thomas Preining, krönt sich 2023 zum DTM-Champion. Auf einer zweiten Schiene etabliert man sich als Event-Agentur und Organisator von Rennserien, unter anderem des Porsche Carrera Cup Middle East und der Porsche Sprint Challenge Central Europe.

Im Jahr 2020 trifft wieder eine Krebserkrankung die Familie: Am 8. Dezember verstirbt Teamgründer Walter Lechner, der bis zuletzt mit an den Rennstrecken dabei ist, im Alter von 71 Jahren. Sein Vermächtnis lebt jedoch weiter. 2022 (Dylan Pereira) und 2023 (Bastian Buus) wird man erneut Supercup-Champion, 2024 Vizemeister (Harry King).

In diesem Jahr kämpft man vor allem mit Robert de Haan erneut um die Fahrerkrone. Es wäre allein im Supercup der 14. und insgesamt sicher nicht der letzte Titel, den man am Teamsitz nahe Salzburg feiern könnte. Happy Birthday, Lechner Racing!