Feuer-Unfall unterbricht Formel-E-Auftakt, Porsche gewinnt dank Dennis

Formel-E-Auftakt in São Paulo 2025
Blamage, Überschlag und ein gebrochener Fluch

ArtikeldatumVeröffentlicht am 06.12.2025
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Formel E 2025/2026 - São Paulo - Start
Foto: Beto Issa via Getty Images

Das erste Wochenende begann denkbar unrund – bzw. gar nicht. Ein widerspenstiges Funkproblem verhinderte die Austragung des Auftakttrainings. Der Großteil der Teams hatte keine durchgängige Verbindung, außerdem war der Kontakt zu den Streckenposten nicht sichergestellt. Mehrere Verzögerungen brachten keine Lösung.

Somit standen die diesjährigen 20 Piloten vor einem Marathon-Samstag: Auf ein verlängertes Training folgte am Morgen zügig die Qualifikation. Dort setzte sich schließlich der Porsche-Werksfahrer Pascal Wehrlein durch. Noch vor dem Final-Duell des K.o.-Systems flatterten allerdings schlechte Nachrichten ins digitale Postfach der Weissacher.

Wehrlein hatte bei der Boxengassenausfahrt vor dem Viertelfinale seine Räder durchdrehen lassen. Seit dieser Saison gibt es dafür eine Strafe: in seinem Fall drei Ränge obendrauf. Dadurch fiel er hinter die neuen Top 3. Trotzdem blieb die Pole in Porsche-Händen. Der Andretti-Kunde Jake Dennis besetzte zusammen mit Kiro-Kunde Dan Ticktum die erste Startreihe. Das Mahindra-Duo Edoardo Mortara und Nyck de Vries rahmten den Vierten Wehrlein ein.

Formel E 2025/2026 - São Paulo - Pascal Wehrlein - Porsche

Sorge vor dem Pole-Fluch

Der Weltmeister der Saison 2023/2024 schäumte zunächst im TV. Er hätte das zu extreme Drehen zwar bemerkt, aber sofort reagiert und das Problem eigentlich gelöst. "Die Strafe ist echt lächerlich, manche Leute brauchen hier wohl Urlaub." Rein statistisch galt es dennoch als Segen. Noch nie konnte sich ein Pole-Setter den São-Paulo-Sieg sichern.

Pascal Wehrlein wusste das selbst gut genug. Er konnte die zwei Poles davor nicht nutzen. Wie immer galt der Kurs durch das Sambódromo do Anhembi aber abseits jeder mathematischen Vermutung als unvorhersehbar. Alles blieb möglich.

Der Start sah zunächst die zwei Mahindra durch die Auslaufzone fahren. Nyck de Vries war in das Kiro-Heck von Dan Ticktum gerutscht, und riss beim zu späten Ausweichen fast noch Mortara ins Verderben. Weil letzterer jedoch nicht, wie von den Regeln erfordert, vor der Rückkehr auf die Bahn stehenblieb, bekam er fünf Sekunden verpasst.

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Safety-Car dreht Kräfteverhältnis um

Vor den ersten Attack-Mode-Aktivierungen belegten Pascal Wehrlein, Edoardo Mortara, António Félix da Costa (Jaguar), Jake Dennis und Norman Nato (Nissan) die ersten fünf Positionen. Das Bild sollte sich danach überraschend ähnlich präsentieren. Allerdings hatte Wehrlein nun Dennis in den Spiegeln.

Zur Halbzeit des 30-Runden-Laufs brach das Chaos aus. Unter anderem kamen sich beide Nissan in die Quere. Während Nato aufgeben musste, konnte Rowland später sogar um den Sieg mitkämpfen. Doch erst nach 23 Umläufen sollte das Safety-Car erstmals ausrücken. Dauer-Pechvogel Edoardo Mortara war von Lokalmatador Lucas di Grassi (Lola Yamaha) in der Schikane abgeräumt worden.

Der größte Profiteur hörte ganz klar auf den Namen Jake Dennis. Er hatte als einziger aus der Spitzengruppe noch die ganze Dauer der zweiten 50 Extra-Kilowatt übrig. Verbunden mit dem zuschaltbaren Allrad kann man auf dem brasilianischen Highspeed-Kurs leicht zahlreiche Positionen aufholen.

Formel E 2025/2026 - São Paulo - Jake Dennis - Andretti-Porsche
Simon Galloway via Getty Images

Rote Flagge und riesige Verwirrung

Bei noch vier ausstehenden Runden ging Dennis als Dritter in den Restart. Einen Umlauf später hatte ihn der Boost schon ganz nach vorne gebracht. Oliver Rowland (Nissan) und Nick Cassidy (Citroën-Stellantis), der nur von P15 gestartet war, lauerten hinter dem Ex-Champion.

Ein Abflug von Mitch Evans (Jaguar) schien das Rennen durch eine Full-Course-Yellow-Unterbrechung bis ins Ziel zu neutralisieren. Wenige Sekunden nachdem die Neutralisierung ausgerufen wurde, waren plötzlich rote Flaggen zu sehen. Der glücklicherweise unverletzte Kiro-Porsche-Pilot Josep Maria "Pepe" Martí stand neben seinem völlig zerschellten Renner. Vorne rechts loderten sogar Flammen.

Erste Vermutungen wurden von Replays bestätigt: Bei der Ausrufung der FCY-Phase war er über die Hecks von Nico Müller (Porsche) und António Félix da Costa aufgestiegen. Er schien überrascht worden zu sein. Maximilian Günther (DS Penske), der nach Schwierigkeiten noch einen guten fünften Rang holte und es von hinten sah, brachte Kontext: "Es gibt immer Unterschiede in der Verzögerung. Er ist überrascht worden, und war nur noch Passagier."

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Dennis feiert, Wehrlein schlägt Änderung vor

Die Rennleitung entschied sich, den einründigen Schlusssprint möglich zu machen. Jake Dennis erwischte den Restart perfekt und eilte Rowland davon. Auch Cassidy verlor keine Positionen und schenkte dem neuen Citroën-Projekt direkt Podium Nummer eins. Für Dennis ist es derweil der erste Triumph seit Januar 2024.

Pascal Wehrlein schloss auf dem vierten Rang ab und resümierte: "Es war ein guter Saisonstart. Trotzdem bin ich wehmütig. Ich hatte im Training, in der Quali und über weite Teile des Rennens das schnellste Auto." Aus seiner Sicht wäre es regulär auf einen Showdown zwischen ihm und Dennis hinausgelaufen. So wurde es "nur" Rang vier vor Kollege Nico Müller.

Weil Wehrlein nicht zum ersten Mal durch eine Neutralisierung extrem wertvolle Boost-Minuten weggestrichen bekam, gab er zu bedenken: "Da könnte man sich mal eine Regel überlegen, um die Attack-Mode-Zeit zu stoppen. Statt der aktuellen Lotterie wäre das fairer." Die nächste Chance auf ein Podium hat er auf seiner Spezialstrecke in Mexiko-Stadt am 10. Januar 2026.

Fazit