Wenn Sie jetzt darüber rätseln, von welchem "roten Punkt" hier die Rede sein soll, waren Sie möglicherweise noch nie in Nord- und Ostbayern mit dem Auto unterwegs. Denn dort ist diese Kennzeichnung zwischen den Ballungsgebieten Regensburg und Nürnberg besonders präsent. Der rote Punkt findet sich dort, zum Beispiel am Autobahnkreuz Regensburg zwischen der A93 und A3, prominent auf den Schilderbrücken mit den blauen Richtungsschildern über der Fahrbahn. Auch an den Richtungsschildern der Autobahn-Abfahrten sowie im Anschluss auf den Bundes- und Landstraßen der Umgebung prangt der rote Punkt deutlich sichtbar auf Wegweisern.
Umfahrung statt Mega-Stau
Der rote Punkt auf Autobahnschildern hat nichts mit einer allgemeinen Verkehrsvorschrift zu tun, sondern weist auf eine großräumige Umleitungsstrecke hin. Konkret handelt es sich um die sogenannte "rote Route", die im Raum Regensburg eingerichtet wurde. Sie dient dazu, Autofahrern eine Alternative zum stark belasteten Autobahnkreuz Regensburg und zum Pfaffensteiner Tunnel zu bieten. In Fahrtrichtung Norden wird die Route mit einem roten Punkt markiert, in Fahrtrichtung Süden mit einem roten Kreis.
Eingeführt wurde das System bereits 2004. Damals kam es auf der A3 und A93 im Bereich Regensburg regelmäßig zu stundenlangen Staus, weshalb Behörden in Bayern in Zusammenarbeit mit Polizei und Straßenbauämtern eine großräumige Ausweichstrecke ausgeschildert haben. Die "rote Route" führt von der A3-Anschlussstelle Beratzhausen über Burglengenfeld bis zur A93-Anschlussstelle Ponholz. Damit wird der besonders stauanfällige Abschnitt rund um den Pfaffensteiner Tunnel umgangen.
Aktiviert wird die Umleitung nicht dauerhaft, sondern gezielt über Verkehrsmeldungen im Radio, wenn sich abzeichnet, dass ein Stau länger als rund 90 Minuten dauern wird. Vor allem mit Blick auf die geplante, mehrjährige Sanierung des Pfaffensteiner Tunnels, aktuell mit einem Baubeginn ab 2029 angekündigt, dürfte die "rote Route" erneut von Bedeutung sein. Schon heute nutzen täglich etwa 70.000 Fahrzeuge den Tunnel, die Staus in diesem Bereich haben in der Region längst Legendenstatus.
Bayern macht blau
Übrigens: Das Pendant zum "roten Punkt" ist blau und ebenso eine bayerische Spezialität. Erstmals eingeführt wurde der blaue Punkt auf Verkehrsschildern zur großflächigen Umfahrung von München während der Olympischen Spiele im Jahr 1972. Eine weitere Markierung mit blauem Punkt (südwärts) und blauem Ring (nordwärts) kennzeichnete die Strecke von der A3 bei Straubing über die B20 bis zur A8 bei Piding. Anders als die "Rote Route" ist die blaue Umfahrung heute jedoch kaum noch von Bedeutung, da sie offiziell nicht mehr beworben wird und in der Verkehrslenkung nur noch eine untergeordnete Rolle spielt. Manche Schilder mit blauen Punkten existieren zwar noch, für Autofahrer ist die Route aber praktisch nicht mehr relevant.





