Opels Raketenauto im Duell mit dem US-Rekordjäger: RAK 2 vs. Blue Flame

Feststoffraketen gegen Wasserstoffperoxid
RAK 2 könnte ein Einfamilienhaus wegschieben

ArtikeldatumVeröffentlicht am 01.08.2025
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RAK 2 könnte ein Einfamilienhaus wegschieben
Foto: Opel/Archiv/Canva

Der Opel RAK 2 und the Blue Flame trennen mehr als vier Jahrzehnte und doch verbindet sie ein gemeinsames Ziel: maximale Beschleunigung durch Raketenschub auf Rädern. Während der eine mit Feststoffraketen und 6.000 Kilogramm Schubkraft für mediale Furore sorgte, jagte der andere mit Flüssigtreibstoff und über 1.000 km/h in die Rekordbücher. Zwei Konzepte, zwei Ansätze, ein Thema: Schubkraft ohne klassischen Hubkolben-Verbrennungsmotor.

Beim Opel RAK 2 steckten 24 Feststoffraketen mit Schwarzpulver im Heck. Gemeinsam lieferten sie rund 60 Kilonewton Schubkraft. Das entspricht etwa sechs Tonnen. Ausreichend, um den rund 560 Kilogramm leichten Wagen am 23. Mai 1928 in knapp acht Sekunden auf 238 km/h zu beschleunigen. Die Energie wurde stufenweise über ein Pedal gezündet. Jede Rakete einzeln, ohne elektronische Steuerung.

Ganz anders the Blue Flame. Das amerikanische Raketenauto setzte 1970 auf einen Hybridantrieb aus Flüssigerdgas und hochkonzentriertem Wasserstoffperoxid. Der Schub betrug bis zu 98 Kilonewton, im Rekordlauf wurden rund 71 Kilonewton genutzt – also deutlich mehr als bei der RAK 2. Das Triebwerk erlaubte eine präzisere Steuerung des Brennverhaltens und der Leistungsabgabe – entscheidend für ein Fahrzeug, das bei seinem Rekordlauf auf den Bonneville Salt Flats 1.013,2 km/h erreichte.

Technik mit unterschiedlicher Zielsetzung

Die Unterschiede liegen nicht nur in den verwendeten Treibstoffen, sondern auch im Grundcharakter der Projekte. Der Opel RAK 2 war eine technikaffine Medieninszenierung mit dem Ziel, die Marke Opel als innovativ und zukunftsgewandt zu positionieren. Der Antrieb war spektakulär, aber nicht alltagstauglich – eine Serienfertigung war nie geplant.

The Blue Flame hingegen entstand mit klarem Rekordanspruch. Der amerikanische Ingenieur Pete Farnsworth und Fahrer Gary Gabelich wollten gezielt den Geschwindigkeitsrekord auf dem Land brechen – was ihnen am 23. Oktober 1970 auch gelang. Mit 1.014,5 km/h im Mittel über die fliegende Meile und 1.001,6 km/h über den Kilometer setzte der Blue Flame eine neue Benchmark, die bis 1983 Bestand hatte.

So verschieden die Fahrzeuge, so ähnlich ist die Grundidee: Vortrieb durch reine Raketenkraft. Beim RAK 2 war es das Aufsehen, das zählte – "genug Schub, um ein Einfamilienhaus wegzuschieben", wie es in zeitgenössischen Berichten hieß. Beim Blue Flame stand der technische Fortschritt im Vordergrund: aerodynamische Optimierung, Gewichtsverteilung, Traktionskontrolle – alles mit dem Ziel, maximale Geschwindigkeit bei minimalem Widerstand zu erreichen.

Fazit