Motoren mit einem im Öl laufenden Zahnriemen galten einst als technische Weiterentwicklung. Die Idee: Durch die permanente Schmierung im Ölbad sollten Reibung, Laufgeräusche und Materialermüdung reduziert werden. In der Theorie versprach dieses System mehr Laufruhe und höhere Effizienz. In der Praxis entwickelte es sich für viele Hersteller jedoch zum Problem. Besonders betroffen: die Motoren von Ford und Stellantis. Die beiden Hersteller setzten früh und konsequent auf die sogenannte "Belt-in-Oil"-Technik, allerdings mit sehr unterschiedlichen Resultaten.
Die Technik hinter dem Problem
Ein Zahnriemen überträgt die Drehbewegung der Kurbelwelle auf die Nockenwelle – bei einigen Motortypen zusätzlich auf die Ölpumpe. Während klassische Zahnriemen trocken laufen, sind sogenannte Nassriemen dauerhaft ins Motoröl getaucht. Dabei können bestimmte Ölbestandteile auf die Gummimischung des Riemens einwirken, diese aufquellen lassen und die Schutzbeschichtung zerstören. Die Folge ist ein schleichender Zersetzungsprozess, der feinen Abrieb erzeugt. Dieser kann Ölkanäle verstopfen, die Schmierung unterbrechen und zu gravierenden Motorschäden führen.
Stellantis: Der besonders kritische Fall
Stellantis – insbesondere die Marken Peugeot, Citroën und Opel – gerieten früh in die Kritik. Der dort verbaute 1.2 PureTech-Benzinmotor mit Ölbad-Zahnriemen ist für überdurchschnittlich viele Ausfälle bekannt. Bereits bei Laufleistungen unterhalb von 100.000 Kilometern kam es zu Zahnriemenabrieb, Ölschlamm und daraus resultierenden Motorschäden. Die Sichtprüfung durch den Öleinfülldeckel ermöglicht zwar eine grobe Kontrolle, schützt aber nicht vor plötzlichen Folgeschäden.
Selbst regelmäßige Ölwechsel reichen nicht aus, wenn nicht das exakt spezifizierte Öl verwendet wird. Die Reparaturkosten bei Schäden sind hoch – teils über 3.000 Euro. Hinzu kommen lange Wartezeiten auf Ersatzteile. Stellantis musste daher bereits in mehreren Märkten Rückrufaktionen starten.
Ford: Technisch aufwendiger aber weniger anfällig?
Auch bei Ford kamen und kommen Ölbad-Zahnriemen in vielen Modellen zum Einsatz – besonders beim 1.0 EcoBoost-Dreizylinder. Die frühere Variante (Typ Fox) verwendet zwei nasse Riemen – für Ventiltrieb und Ölpumpe. Bei der späteren Dragon-Generation treibt der Zahnriemen nur noch die Ölpumpe an, der Ventiltrieb wurde auf eine Steuerkette umgestellt.
Zwar gibt es auch bei Ford dokumentierte Probleme mit aufquellenden Zahnriemen und Ölschlamm, sie treten jedoch offenbar seltener und später auf als bei Stellantis. Ein entscheidender Unterschied liegt in der vorgeschriebenen Ölspezifikation: Ford verlangt das Öl nach Norm WSS-M2C948-B, das nicht überall erhältlich ist. Eine Abweichung kann den Riemen schneller beschädigen. Nachfüllmengen über 500 ml eines nicht spezifizierten Öls gelten bereits als Risiko.
Ein Nachteil der Ford-Konstruktion: Der Riemen ist nicht durch den Öldeckel sichtbar. Eine Zustandsprüfung erfordert die Demontage des Ventildeckels, was für Laien kaum umsetzbar ist. Der Wechselintervall liegt offiziell bei 160.000 Kilometern oder sechs Jahren. Die Werkstattkosten dafür können deutlich über 2.000 Euro liegen.
Was Ford-Nutzer beachten sollten
Trotz geringerer Schadenshäufigkeit bei Ford bleibt der Zahnriemen im Ölbad ein Wartungsrisiko. Fahrzeughalter sollten konsequent auf die vorgeschriebene Ölspezifikation achten und Kurzstreckenbetrieb möglichst vermeiden, um Ölverdünnung durch Kraftstoff und Kondenswasser zu minimieren. Beim Riemenwechsel empfiehlt sich zusätzlich eine Motorspülung sowie die Reinigung der Ölwanne, um Abrieb zu beseitigen.
Beim Gebrauchtwagenkauf ist insbesondere auf Fahrzeuge mit dem 1.0 EcoBoost aus den Jahren 2012 bis ca. 2019 zu achten. Ein Blick in das Serviceheft und gegebenenfalls ein professioneller Vorabcheck des Antriebs können vor bösen Überraschungen schützen.





