Hyundai Staria im Dauertest: 100.000 Kilometer fast ohne Ausfälle

Hyundai Staria im Dauertest
Nach 100.000 km trotz kleiner Macken überzeugend

ArtikeldatumVeröffentlicht am 28.12.2025
Als Favorit speichern

Der 5. Juli vor zwei Jahren war ein guter Tag für alle Bus-Liebhaber. Da rollte dieser Staria 2.2 CRDi erstmals in die Tiefgarage unter dem Redaktionsgebäude, die für ihn etwas eng war. Mit einer Länge von 5,25 Metern zählt er schließlich zu den größten Kraftfahrzeugen in der Dauertest-Historie unseres Blatts; danke übrigens an Hyundai für die gute Kameraassistenz!

Zum Vergleich: Der letzte Großraum-Van im Fuhrpark, eine Mercedes V-Klasse mit 204 PS starkem Diesel, war elf Zentimeter kürzer. Wie einst in diesem V 250 d diente nun auch im Staria ein konservativer, gelegentlich kerniger Selbstzünder als Einheizer. Der 2,2 Liter große VTG-Turbodiesel leistet 177 PS und stemmt 430 Nm Drehmoment. Genug Kraft, um auf der Autobahn mit Tempo 160 ordentlich Strecke zu machen.

Hyundai Staria
Jochen Albig

Im Alltag trüben allerdings eine ausgeprägte Anfahrschwäche und eine daraufhin zu stürmische Kraftentfaltung plus Traktionsproblemen die Stimmung. Unser Tipp: Das trödelige Start-Stopp-System ausschalten und in den Sport-Modus wechseln – dann kommt der schwere Bus angemessen in Schwung.

Verbrauch, Reichweite und AdBlue im Dauertest

Besser: die treffsichere, wenn auch langsam schaltende Achtgangautomatik und der noch angemessene Testverbrauch von 9,5 l/100 km. In Ländern mit Tempolimit lagen die Verbräuche zwischen sieben und acht Litern, damit waren Reichweiten bis 1.000 Kilometer möglich. Hinzu kommen noch 224 Liter Harnstoff, aus unserer Sicht ein paar Liter zu viel. Die erwähnte V-Klasse (Verbrauch 9,9 l/100 km) beließ es seinerzeit bei 141 Litern, war allerdings noch nach einer älteren Abgasnorm zertifiziert.

Viel Geduld und ein scharfes Auge sind übrigens gefordert, sobald ein Ölstands-Check ansteht. Gen Spritzwand gerichtet, ist der lange und flexible Peilstab selbst tagsüber kaum zu erkennen und nur mühsam wieder einzufädeln. Wer nachts unterwegs ist, sucht sich also lieber einen gut beleuchteten Parkplatz oder nutzt eine Taschenlampe. Der Pegel selbst war meist okay. Nur nach rund 24.000 Kilometern galt es einmal 0,5 Liter nachzufüllen.

Hyundai Staria
Jonas Greiner

Komfortables Reisen ohne Luftfahrwerk

Treiben lassen, ohne getrieben zu werden, so beschreibt ein zufriedener Kollege sein Fahrgefühl nach einer langen Tour. Und ja: Auch ohne adaptive Dämpfer oder Luftfahrwerk überzeugt der Staria (vor allem beladen) mit einer komfortablen Abstimmung, ohne die Insassen zu sehr zu schaukeln. Reisetabletten? Unnötig.

Dass der zwei Meter hohe Siebensitzer nicht nur im Winter früh untersteuert, stört da schon eher. Selbst in zaghaft anvisierten Kreisverkehren rubbelt der Bus kräftig über die Vorderräder. Offenbar mit ein Grund dafür sind die langlebigen und rollwiderstandsarmen Portran-KC53-Reifen von Kumho, die (wie der Name verspricht) für Transporter bestens geeignet sind. Mit klassischen Pkw-Conti-Gummis aus dem Handel verbesserten sich Traktion und Seitenführung des Staria jedenfalls enorm. Auch mit Winterreifen fuhr sich der Bus angenehmer. Stichwort Winter: Bei Minustemperaturen lässt sich der Staria sehr viel Zeit, um den großen Innenraum zu erwärmen; eine Standheizung gibt es nicht.

Hyundai Staria
Paul Englert

Luxus im Fond als größtes Highlight

Das unstrittige Highlight des fast 60.000 Euro teuren Staria sind die beiden behaglichen Nappaleder-Relax-Sessel in der zweiten Reihe. Jeder von ihnen wärmt, kühlt, ist in zahlreiche Richtungen verstellbar und verwandelt sich per Tastendruck in eine Liege – großartig. So manch einer gönnte sich hier einen Schlummer oder tippte eifrig auf die Laptop-Tasten; tiefdunkle Scheiben und vier Rollos schützen vor neugierigen Blicken.

Klasse auch die praktische Mittelkonsole vorne mit ihren riesigen Fächern, Getränkehaltern, USB-Buchsen und Schubladen, auf die teilweise auch die Fondpassagiere zugreifen können. Mit einem Klapptisch kann der Hyundai leider nicht dienen, und die Konsole ist nicht längsverschiebbar. Ein Bulli ist da besser aufgestellt.

Die wichtigsten Stationen zu 100.000 km

 6.305 km:

Dezent lackiert und nahezu voll ausgestattet tritt der siebensitzige Staria 2.2 CRDi zum Dauertest an

 29.997 km:

Unwucht am Lenkrad spürbar

 33.172 km:

Inspektion mit Ölwechsel, Innenraumfilter, neuer Bremsflüssigkeit und Material 425,12 Euro, Räder ausgewuchtet 40,50 Euro

 52.388 km:

Schiebetür links knarzt bei schlechter Fahrbahn

 53.092 km:

Scharniere und Schloss geschmiert (Eigenleistung)

 60.408 km:

Inspektion mit Ölwechsel, Luftfilter, Innenraumfilter, Kraftstofffilter, neuer Bremsflüssigkeit und Material 809,94 Euro, Wischerblätter erneuert 51,29 Euro

 91.109 km:

Inspektion mit Ölwechsel, Innenraumfilter, neuer Bremsflüssigkeit und Material 601,79 Euro

 106.311 km:

Absolut fehlerfrei verlässt der Staria nach 100.006 gefahrenen Kilometern die Redaktion wieder

Kofferraum als größte Schwäche

Womit wir zum größten Schwachpunkt des Staria kommen. Es fehlt an Platz. Nicht für die Passagiere, sondern fürs Gepäck. Wie das? Die bequeme Dreiersitzbank ganz hinten lässt sich auf Schienen zwar wenige Zentimeter vor- und zurückschieben, aber nicht sinnvoll einklappen oder gar ausbauen. Je nach Position der Armsessel und Bank variiert der Gepäckraum zwischen 117 und 431 Litern bis zur Fensterunterkante. Für einen Van im Format einer zehn Quadratmeter großen Studentenbude lächerlich wenig. Und da die Bank immer an Bord ist, bleibt wenig Luft für sperriges Gepäck.

Hyundai Staria
Achim Hartmann

Beste Option für Reisen mit vier Personen: die ungeteilte Lehne der Bank umklappen und als Ladefläche nutzen, weitere größere Frachtstücke hinter die Relax-Sitze verräumen. Schade, denn das schränkt den Nutzwert erheblich ein. Immerhin öffnen und schließen sich die sehr breiten Schiebetüren auf Knopfdruck – zwar träge und manchmal knarzend, aber zuverlässig. Gut auch der Ausstiegsassistent, der Alarm schlägt und die Tür entsprechend blockiert, wenn sich von hinten ein Fahrzeug nähert.

Etwas komplizierter ist die Frischluftversorgung. Typisch Bus, verfügt der Staria in den hinteren Türen nicht über klassische Fenster, sondern über kleine Schiebe- und Ausklappfenster. Die sind je nach Sitzstellung und Körpergröße schwer oder gar nicht zu erreichen. Gleiches gilt für die Regler der dritten Klima-Einheit; die sitzen nicht mittig im Dachhimmel, sondern rechts oberhalb der Schiebetür. Wer also auf der Straßenseite mitfährt, müsste sich abschnallen oder ist auf den Fahrer angewiesen, der via Touchscreen fast alle Funktionen verwalten kann.

Hyundai Staria, Cockpit
Hans-Dieter Seufert

Bedienlogik und Assistenzsysteme

Die Bedienung selbst ist nicht weiter schwierig. Konventionelle Tasten und Drehregler sind nicht zugegen, wohl aber ausreichend große und gut gekennzeichnete Touchtasten. Das Management des zuverlässigen ACC-Tempomaten und des gelegentlich harsch eingreifenden Spurhalters klappt fix per Lenkradtasten. Die CarPlay-Anbindung benötigt ein Kabel und bricht dennoch oft ab. Da das Infotainment altersbedingt nur mit wenigen Apps unterhalten kann, gibt es hierzu viele kritische Notizen.

Über auffällige Verschleißerscheinungen und defekte E-Motörchen können wir wenig vermelden. Einzig die belederten Armlehnen sind etwas abgewetzt, und die große Matte, die den Boden vor den längsverschiebbaren Sesseln und dem Durchgang in die dritte Sitzreihe bedeckt, liegt nicht mehr sauber zwischen den Schienen, der Mittelkonsole und den Türrahmen. Verständlich bei einem Wagen, der ständig im Einsatz ist, beladen mit Passagieren, Foto-Equipment und sonstigem Sperrgut.

Hyundai Staria
Achim Hartmann

Zuverlässigkeit und Werkstattbilanz

Der Staria drum herum ist beeindruckend zuverlässig. Ein von einem Marder angeknabbertes Oxikat-Kabel musste ersetzt werden. Nach etwa 30.000, 60.000 und 90.000 km standen drei unspektakuläre Inspektionen an – mehr nicht. Nicht einmal neue Bremsbeläge waren nötig, obwohl der schwere Hyundai mühsam viele steile Pässe erklimmen und wieder runterrollen musste.

Umso schwerer fiel der Abschied rund zwei Jahre später. So große und zuverlässige Vans gibt es leider viel zu selten. Im Handel und in der Garage von auto motor und sport.

GTÜ-Check nach 100.000 Kilometern

So zuverlässig der Hyundai auch war, zum finalen Check auf der GTÜ-Hebebühne muss er trotzdem antreten. Und siehe da: Ganz frei von Mängeln ist der große Bus denn doch nicht.

Hyundai Staria, Prüfstand
Rossen Gargolov

Hierzulande zählt der Staria ja nicht zu den Topsellern in seiner Klasse. Umso höher das Interesse von Richard Stoll. Natürlich nimmt der GTÜ-Ingenieur erst mal auf den Business-Sesseln in der zweiten Reihe Platz und erfreut sich am Sitzkomfort. Nicht so schön: das abgeschubberte Leder an den Armlehnen vorne. Im hellen Garagenlicht fällt zudem auf, dass die kupferfarbene Beschichtung des Hyundai-Logos an der Heckklappe abblättert. Top dagegen der Anblick des Unterbodens. Nur die fast verschlissenen Bremsbeläge vorne und eine lose Leitung an der Abgasanlage fallen negativ auf. Die sollten ersetzt beziehungsweise fixiert werden. Aber darum muss sich der nächste Besitzer kümmern. Rund 38.000 Euro, schätzt Richard Stoll, könnte Hyundai noch aufrufen. Der Wertverlust hält sich also in Grenzen.

Fazit